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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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die feuchten Tannennadeln vor seinen Füßen. Die Pferde scheuten sich, an dem unheimlichen Stein vorüberzugehen, bis die Reiter absaßen und sie am Zügel führten. Und so kamen sie schließlich in die Tiefe der Schlucht, und dort, in einer steilen Felswand, gähnte ihnen ein dunkles Tor wie ein Maul der Nacht entgegen. Über dem breiten Torbogen waren Zeichen und Figuren eingeritzt, aber undeutlich und nicht zu lesen; und Schrecken strömte heraus wie ein grauer Dunst.
    Die Reiter hielten, und unter ihnen war keiner, dem es nicht bang ums Herz geworden wäre, bis auf Legolas, denn einen Elben können die Geister der Menschen nicht schrecken.
    »Das ist eine böse Pforte«, sagte Halbarad, »und dahinter erwartet mich mein Tod. Dennoch will ich hindurchgehen; aber kein Pferd will da hinein.«
    »Aber wir müssen hinein, und darum müssen es die Pferde auch«, sagte Aragorn. »Denn wenn wir je durch diese Finsternis hindurchfinden, dann liegen noch viele Meilen vor uns, und jede Stunde, die wir verlieren, bringt Sauron dem Triumph näher. Mir nach!«
    Damit schritt er voran, und so gebieterisch war sein Wille in dieser Stunde, dass alle Dúnedain und auch ihre Pferde ihm folgten. Die Pferde der Waldläufer waren ihren Reitern so treu ergeben, dass sie sogar die Furcht vor diesem Tor zu überwinden bereit waren, solange die Reiter festen Schritts neben ihnen hergingen. Nur Arod, das Pferd aus Rohan, scheute zurück und blieb stehen, zitternd und schwitzend vor Angst, dass es zum Erbarmen war. Da legte ihm Legolas die Hände über die Augen und sang ihm Worte vor, die leise durch die Düsternis klangen, bis es sich führen ließ und mit Legolas hineinging. Und ganz allein draußen stand nur noch Gimli der Zwerg.
    Die Knie zitterten ihm, und er war wütend auf sich selbst. »Das ist doch unerhört!«, sagte er sich. »Ein Elb geht unter die Erde, und ein Zwerg wagt es nicht!« Und mit diesem Gedanken stürzte er sich hinein. Aber ihm war, als müsste er die Füße wie Bleiklumpen über die Schwelle schleppen, und sogleich war er wie mit Blindheit geschlagen, er, Gimli Glóinssohn, der doch schon furchtlos durch viele tiefe Stollen der unterirdischen Welt gegangen war.
    Aragorn hatte aus Dunharg Fackeln mitgenommen, und mit einer davon leuchtete er nun voraus, während Elladan mit einer anderen am Schluss ging; und hinter ihm her stolperte Gimli und versuchte, ihn zu überholen. Bis auf den trüben Fackelschein konnte er nichts sehen, doch wenn der Zug stehenblieb, glaubte er ringsum flüsternde Stimmen zu hören, ein unaufhörliches Getuschel mit Worten aus keiner Sprache, die er je gehört hatte.
    Nichts Feindliches zeigte sich oder versperrte der Schar den Weg, und doch bekam der Zwerg mit jedem Schritt mehr Angst: vor allem, weil er wusste, es gab kein Zurück; auf allen Wegen hinter ihnen drängte sich ein unsichtbares Heer, das ihnen im Dunkeln folgte.
    So vergingen ungezählte Stunden, bis sich ihnen ein Anblick bot,an den sich Gimli später nicht gern erinnerte. Der Weg war bisher schon breit gewesen, soweit er es sehen konnte, aber nun kamen sie plötzlich auf eine große leere Fläche, wo zu beiden Seiten keine Wände zu erkennen waren. Vor Angst konnte er kaum mehr laufen. Ein Stück weit zur Linken glitzerte etwas im Dunkeln, als Aragorn mit der Fackel näher kam. Aragorn ließ anhalten und ging hin, um zu sehen, was es war.
    »Kennt er denn keine Furcht?«, murmelte der Zwerg. »In jeder andern Höhle wäre Gimli Glóinssohn als Erster zur Stelle, wenn er Gold glänzen sähe. Aber hier nicht! Es soll nur liegen bleiben.«
    Dennoch trat er näher und sah Aragorn am Boden knien, während Elladan beide Fackeln hochhielt. Vor ihnen lag das Gerippe eines Menschen, eines mächtigen Kriegers. Er hatte ein Gurtzeug getragen, das noch nicht gerostet war, denn die Luft in der Höhle war staubtrocken. Das Kettenhemd war vergoldet, der Gürtel von Gold und Granat und der Helm auf dem Schädel, der mit dem Gesicht nach unten am Boden lag, reich mit Gold beschlagen. Wie man nun sehen konnte, war er an der hinteren Wand der Höhle gefallen, vor einer fest verschlossenen steinernen Tür; die Fingerknochen waren noch in die Ritzen des Türrahmens gekrallt. Ein schartiges und zerbrochenes Schwert lag neben ihm, als hätte er in der letzten Verzweiflung noch auf den Stein eingehauen.
    Aragorn berührte ihn nicht, und nachdem er ihn eine Weile stumm betrachtet hatte, stand er auf und seufzte. »Bis an der Welt Ende werden hier

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