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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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nie die Simbelmyne erblühen«, murmelte er. »Neun Grabhügel und sieben sind vom Gras begrünt, und all die Jahre hat er hier vor der Tür gelegen, die er nicht öffnen konnte. Wohin sie wohl führt? Und warum wollte er hinein? Niemand wird es je erfahren.
    Doch das ist nicht mein Weg!«, rief er laut, zu der flüsternden Dunkelheit zurückgewandt. »Behaltet eure Horte und Geheimnisse, die ihr in den verfluchten Jahren hier versteckt habt! Nur Eile fordern wir. Lasst uns durch, und dann kommt! Ich rufe euch zum Stein von Erech.«
    Es kam keine Antwort, aber eine Totenstille trat ein, die noch unheimlicher war als das Getuschel zuvor; und dann blies ein kalter Windstoß heran, dass die Fackeln flackerten und erloschen und sich nicht wieder anzünden ließen. Von den Stunden, die nun folgten, ob es eine oder viele waren, behielt Gimli nur wenig in Erinnerung. Die anderen eilten weiter; er aber war immer der Letzte, verfolgt von einem Grauen, das schon die Arme nach ihm ausstreckte und immer kurz davor zu sein schien, ihn zu packen; und ein Schlurfen kam hinter ihm her, wie ein Schatten des Geräuschs vieler Füße. Er stolperte vorwärts, bis er wie ein Tier über den Boden kroch und meinte, es nicht länger ertragen zu können: Entweder musste er einen Ausgang erreichen und entkommen oder wahnsinnig werden und dem Grauen, das ihn verfolgte, entgegenstürzen.
    Plötzlich hörte er Wasser plätschern, einen Ton, hart und deutlich, wie wenn ein Stein in einen dunklen Traum fällt. Hell wurde es, und endlich! Da war ein zweites Tor unter einem hohen, breiten Bogen, und neben dem Weg rann ein Bächlein hinaus. Draußen führte ein Weg steil bergab zwischen hohen Felswänden, die sich oben messerscharf gegen den Himmel abhoben. So tief und schmal war die Schlucht, dass der Himmel dunkel erschien und man kleine Sterne blinken sah. Und doch war es, wie Gimli später erfuhr, erst zwei Stunden vor Sonnenuntergang und immer noch derselbe Tag, an dem sie von Dunharg aufgebrochen waren; obwohl es nach allem, was er sagen konnte, ebenso gut ein Abend in einem späteren Jahr oder in einer anderen Welt hätte sein können.
    Alle saßen wieder auf, Gimli hinter Legolas. Sie ritten in langer Reihe einer hinter dem andern, und der Abend brachte dunkelblaues Dämmerlicht; und noch immer verfolgte sie das Grauen. Als Legolas sich umdrehte, um etwas zu Gimli zu sagen, blickte er zurück, und Gimli sah dicht vor sich ein Glitzern in den scharfen Augen des Elben. Hinter ihnen ritt Elladan, der letzte ihrer Gefährten, aber nicht der letzte von all denen, die den Weg bergab nahmen.
    »Die Toten folgen uns«, sagte Legolas. »Gestalten von Menschen und Pferden sehe ich und bleiche Fahnen, wie Wolkenfetzen im Wind, und Speere wie einen Winterwald in einer nebligen Nacht. Die Toten folgen uns.«
    »Ja, die Toten reiten hinterdrein. Sie sind gerufen worden«, sagte Elladan.
    So plötzlich, als träten sie durch eine Mauerlücke, kamen sie aus der Schlucht hinaus; und vor ihnen lag der obere Teil eines großen Tals, und neben ihnen sprang der Bach kalt plätschernd über viele Stufen bergab.
    »Wo in Mittelerde sind wir?«, sagte Gimli, und Elladan antwortete: »Wir kommen von der Quelle des Morthond herab, des langen, kalten Flusses, der dort ins Meer fließt, wo es die Mauern von Dol Amroth bespült. Du wirst nun nicht mehr fragen müssen, woher er seinen Namen hat: Schwarzgrund nennen ihn die Menschen.«
    Das Morthondtal buchtete sich weit in die hohen Südhänge des Gebirges ein. Seine steilen Seiten waren mit Gras bewachsen, doch zu dieser Stunde war alles grau, denn die Sonne war untergegangen, und erst viel weiter unten im Tal schimmerten Lichter aus den Häusern der Menschen. Der Boden war fruchtbar, und viel Volk lebte dort.
    Dann rief Aragorn, ohne sich umzudrehen, aber so laut, dass alle ihn hörten: »Freunde, vergesst alle Müdigkeit! Reitet zu, reitet! Ehe dieser Tag um ist, müssen wir am Stein von Erech sein, und noch weit ist der Weg.« Und ohne sich einmal umzusehen, ritten sie über die Bergwiesen, bis sie zu einer Brücke über den anschwellenden Sturzbach kamen, und von dort führte eine Straße weiter ins Land hinunter.
    In den Gehöften und Weilern, an denen sie vorüberkamen, wurden die Lichter gelöscht und die Türen verriegelt, und Menschen, die noch auf den Feldern waren, schrien vor Entsetzen und rannten davon wie die Hasen. Immer wieder drang derselbe Ruf durch diedunkelnde Nacht: »Der Totenkönig! Der Totenkönig

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