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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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ich, ich hätte deine Absichten gekannt, ehe mir die Last einer so gewichtigen Entscheidung auferlegt wurde.«
    »Hätte das denn etwas genützt, um deine Entscheidung zu ändern?«, sagte Denethor. »Du hättest trotzdem dasselbe getan, meine ich. Ich kenne dich doch! Immer spielst du den Edlen, Großmütigen, gnädig und gütig wie ein König in alten Zeiten. Das macht sich wohl gut bei einem von hoher Geburt, wenn er an der Macht ist und Frieden hat. Aber in der Stunde der Not wird Edelmut leicht mit dem Leben bezahlt.«
    »Dann sei es!«, sagte Faramir.
    »Dann sei es!«, rief Denethor. »Aber nicht nur mit deinem Leben, edler Herr Faramir, sondern auch mit dem Leben deines Vaters und deines ganzen Volkes, das zu schützen jetzt, da Boromir nicht mehr ist, deine Pflicht wäre.«
    »Wünschst du dir also«, sagte Faramir, »dass unsere Schicksale vertauscht worden wären?«
    »Ja, das wünsche ich mir freilich«, sagte Denethor. »Denn Boromir war mir treu ergeben und kein Zauberlehrling. Er hätte der Not seines Vaters gedacht und nicht vertan, was das Glück ihm in die Hand gab. Er hätte mir ein gewaltiges Geschenk heimgebracht.«
    Für einen Augenblick ließ Faramirs Zurückhaltung nach. »Bitte vergiss nicht, Vater, warum ich und nicht er in Ithilien war! Wenigstens bei einer Gelegenheit vor nicht so langer Zeit habe ich auf deinen Rat gehört. Der Herr der Stadt selbst hat Boromir seinen Auftrag erteilt.«
    »Rühre nicht das Gift auf, das ich mir selbst in den Trank gemischt habe!«, sagte Denethor. »Hab ich nun nicht schon in vielen Nächten davon gekostet, mit dem Vorgeschmack des Schlimmeren, das mir noch bevorsteht, wenn ich den Becher bis zur Neige leere? Wie ich ja auch jetzt sehe. Wenn es doch anders wäre! Wenn doch dieses Ding an mich gefallen wäre!«
    »Nehmt es nicht so schwer!«, sagte Gandalf. »Auf keinen Fall hätte Boromir es Euch gebracht. Er ist tot, und er ist einen guten Tod gestorben; ruhe er in Frieden! Aber Ihr täuscht Euch. Er hatte die Hand nach diesem Ding ausgestreckt, und hätte er es bekommen, wäre er ihm verfallen. Er hätte es für sich behalten, und wenn er zurückkehrte, hättet Ihr Euren Sohn nicht wiedererkannt.«
    Denethors Miene wurde hart und kalt. »Du fandest Boromir weniger anstellig, nicht wahr?«, sagte er leise. »Aber ich als sein Vater, ich sage, mir hätte er’s gebracht. Ein Weiser magst du sein, Mithrandir, aber bei all deinem Scharfsinn fehlt es dir manchmal an Weisheit. Man hätte auch Entschlüsse fassen können, die weder aus magischen Spitzfindigkeiten noch aus blindem Eifer hervorgingen. Ich bin in dieser Angelegenheit sachverständiger, als du ahnst.«
    »Und was sagt Euch Euer Sachverstand?«
    »Immerhin so viel, dass zweierlei Dummheiten zu vermeiden sind. Dieses Ding zu gebrauchen, ist gefährlich. Es zu dieser Zeit einem einfältigen Halbling anzuvertrauen und ihn damit ins Landdes Feindes selbst zu schicken, wie du und dieser hier, der mein Sohn sein will, es getan haben, das ist Wahnsinn.«
    »Und was hätte der Herr Denethor stattdessen getan?«
    »Keines von beidem. Aber ganz gewiss hätte er unter keinen Umständen dieses Ding bei einem Unternehmen aufs Spiel gesetzt, auf dessen Gelingen nur ein Narr hoffen kann, mit der Gefahr, dass wir alle ins Verderben gestürzt werden, wenn der Feind das Verlorene zurückgewinnt. Nein, es hätte verwahrt werden müssen, verborgen an einem tiefen, dunklen Ort. Nicht gebraucht, wohlgemerkt, es sei denn in der äußersten Not, aber außer Reichweite seines Zugriffs, solange er keinen so endgültigen Sieg erränge, dass alles Weitere uns nicht mehr kümmern müsste, weil wir dann tot sind.«
    »Wie immer, hoher Herr, denkt Ihr allein an Gondor«, sagte Gandalf. »Doch gibt es noch andere Menschen und andere lebende Geschöpfe und Zeiten, die erst kommen. Und was mich angeht, so dauern mich selbst die Sklaven des Feindes.«
    »Und von woher können andere Menschen noch Hilfe erwarten, wenn Gondor fällt?«, antwortete Denethor. »Hätte ich dieses Ding in den tiefen Verliesen unter dieser Zitadelle, so säßen wir jetzt nicht vor Angst schlotternd unter dieser Wolke und müssten uns auf das Schlimmste gefasst machen. Dann könnten wir in Ruhe wohlbedachte Entschlüsse fassen. Wenn du mir nicht zutraust, dass ich der Prüfung standhielte, kennst du mich noch nicht.«
    »Nein, ich trau es Euch nicht zu«, sagte Gandalf. »Hätte ich Euch getraut, so hätte ich das Ding hierher senden und es Euch in

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