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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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verbreiteten ein stetiges, goldenes oder silbernes Licht. Die Elben saßen im Gras oder auf abgesägten Scheiben von alten Baumstümpfen ums Feuer. Manche liefen mit Bechern hin und her und schenkten Getränke ein; andere brachten randvolle Teller und Schüsseln mit Speisen.
    »Karge Kost ist dies«, erklärten sie den Hobbits, »mit der wir unterwegs im grünen Wald vorlieb nehmen müssen. Wenn ihr je in unseren Hallen zu Gast seid, werdet ihr besser bewirtet.«
    »Ich finde, es ist ein Festessen«, sagte Frodo.
    Pippin wusste später kaum mehr, was er gegessen und getrunken hatte, denn das Licht auf den Gesichtern der Elben und der Wohlklang ihrer wechselvollen und geschmeidigen Stimmen nahmen ihn so sehr gefangen, dass er wachen Sinnes zu träumen glaubte. Aber er erinnerte sich noch an das Brot, das köstlicher war als ein frischerweißer Laib einem halb Verhungerten schmecke musste, und an Früchte, die süß wie wilde Beeren und würziger schmeckten als Gartenobst; und er leerte einen Becher mit einem duftenden Trank, kühl wie ein Bergquell und golden wie ein Sommernachmittag.
    Sam vermochte nie in Worte zu fassen oder auch nur sich selbst ein klares Bild davon zu machen, was er in dieser Nacht dachte oder empfand; dennoch blieb sie ihm in Erinnerung als eines der wichtigsten Erlebnisse seines Lebens. Am nächsten kam er der Sache noch, wenn er sagte: »Ja, Herr Frodo, wenn ich solche Äpfel ziehen könnte, dann dürfte ich mich einen Gärtner heißen. Aber was mir zu Herzen ging, versteh mich recht, das war der Gesang.«
    Frodo saß am Feuer, aß, trank und schwätzte aufgeräumt mit den Elben; doch achtete er vor allem auf die Wörter. Er kannte ein wenig die Elbensprache und hörte aufmerksam zu. Hin und wieder sagte er selbst etwas zu denen, die ihn bedienten, und dankte ihnen in ihrer Sprache. Sie nahmen es freundlich auf und lachten. »Hier haben wir ein Juwel von einem Hobbit!«, sagten sie.
    Pippin schlief nach einer Weile fest ein. Er wurde aufgehoben und zu einem geschützten Fleckchen unter den Bäumen getragen, wo er, auf ein weiches Lager gebettet, den Rest der Nacht verschlief. Sam mochte seinen Herrn nicht allein lassen, und als Pippin fort war, hockte er sich zu Frodos Füßen hin, wo er schließlich den Kopf senkte und die Augen schloss. Frodo blieb noch lange wach und sprach mit Gildor.
    Sie sprachen von vielen Dingen, von alten und neuen, und Frodo wollte von Gildor vor allem wissen, was in der weiten Welt jenseits der auenländischen Grenzen vorging. Was er erfuhr, war zumeist traurig und verhieß nichts Gutes: die Dunkelheit breitete sich aus, die Menschen führten Kriege, und die Elben flohen. Endlich stellte Frodo die Frage, die ihm am Herzen lag:
    »Sag, Gildor, hast du Bilbo gesehen, seit er uns verlassen hat?« Gildor lächelte. »Ja«, antwortete er. »Zweimal. An diesem Platz
    hier hat er uns Lebewohl gesagt. Aber später habe ich ihn weit vonhier noch einmal gesehen.« Mehr wollte er über Bilbo nicht sagen, und Frodo schwieg still.
    »Über alles, was dich selbst angeht, Frodo, fragst oder sprichst du nicht viel«, sagte Gildor. »Doch ein wenig weiß ich schon, und noch einiges mehr kann ich dir vom Gesicht und aus den Gedanken hinter deinen Fragen ablesen. Du gehst fort aus dem Auenland und hast doch Zweifel, ob du finden wirst, was du suchst, ob du vollbringen kannst, was du vorhast, oder ob du je wiederkehren wirst. Ist es nicht so?«
    »Ja«, sagte Frodo, »aber ich dachte, mein Fortgang sei ein Geheimnis, das nur Gandalf und meinem getreuen Sam bekannt ist.« Er blickte auf Sam hinab, der leise schnarchte.
    »Das Geheimnis wird der Feind von uns nicht erfahren«, sagte Gildor.
    »Der Feind?«, sagte Frodo. »Du weißt also, warum ich fortgehe?«
    »Ich weiß nicht, aus welchem Grund der Feind dich verfolgt«, antwortete Gildor, »aber dass er dich verfolgt, kann ich erkennen – so seltsam es mir auch erscheint. Und warnen kann ich dich, dass Gefahr nun sowohl vor dir liegt als auch hinter dir und dich von beiden Seiten bedroht.«
    »Du meinst die Reiter? Ich fürchtete schon, dass sie Diener des Feindes sind. Was sind sie, diese Schwarzen Reiter?«
    »Hat Gandalf dir nichts gesagt?«
    »Nichts über solche Kreaturen.«
    »Dann ist es wohl nicht an mir, dir mehr zu sagen – damit nicht Schrecken dich von deiner Reise abhält. Denn mir scheint, eben noch rechtzeitig bist du aufgebrochen, wenn nicht schon zu spät. Darum eile nun! Säume nicht und kehre nicht um, denn das

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