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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Hinterhalt selbst zur Falle. Reiter schlugen einen weiten Bogen nach Westen, griffen die Feinde in der Flanke und von hinten an und vernichteten sie oder jagten sie nach Osten in die Berge.
    Aber der Sieg besserte die Stimmung der Heerführer nur wenig. »Es war nur ein Scheinangriff«, sagte Aragorn, »hauptsächlich wohl zu dem Zweck, uns ein falsches Bild von der Schwäche des Feindes vorzuspiegeln und uns weiterzulocken, und nicht so sehr, uns ernsthaften Schaden beizubringen.« Und von diesem Abend an kamen die Nazgûl und verfolgten das Heer auf Schritt und Tritt. Zwar flogen sie so hoch, dass niemand außer Legolas sie sehen konnte, doch dass sie da waren, spürte man an einer Vertiefung der Schatten und einer Trübung der Sonne; und obwohl sie noch nicht auf ihre Feinde herabstießen, stumm blieben und nicht schrien, ließ sich das Grauen vor den Ringgeistern nicht abschütteln.
    Und allmählich näherte der hoffnungslose Marsch sich seinem Ziel. Am vierten Tag nach der Wegscheide und dem sechsten nach dem Aufbruch aus Minas Tirith kamen sie ans Ende des freundlichen Landes und an den Rand der Einöde, die vor dem Tor zum Pass von Cirith Gorgor lag; und im Norden und Westen konnten sie die Sümpfe und die wüste Steppe erkennen, die sich bis zu den Emyn Muil hin erstreckten. So trostlos war die Gegend und so grauenvoll, dass manchen im Heer der Mannesmut schwand; und sie konnten sich nicht überwinden, weiter nach Norden zu gehen oder zu reiten.
    Aragorn sah sie an, eher mitleidig als zornig, denn es waren junge Männer aus dem fernen Westfold von Rohan oder Bauern aus Lossarnach, und Mordor war für sie von Kindesbeinen an ein Name für alles Böse gewesen, aber nur ein unwirkliches, sagenhaftes Land, von dem ihr einfaches Leben nicht berührt wurde; und nun kamen sie sich vor wie in einem wahr gewordenen bösen Traum und verstanden weder, was dieser Krieg sollte, noch, warum das Schicksal ausgerechnet sie in eine solche Lage geführt hatte.
    »Geht denn!«, sagte Aragorn. »Aber wenn ihr noch etwas Ehre im Leib habt, dann lauft nicht davon! Und damit ihr nicht ganz mit Schande bedeckt bleibt, hab ich eine Aufgabe, der ihr gewachsen sein könntet. Geht in südwestlicher Richtung bis nach Cair Andros, und wenn die Insel immer noch in der Hand der Feinde ist, wie ich glaube, dann erobert sie zurück, wenn ihr könnt, und haltet sie, so lange es geht, zum Schutz von Gondor und Rohan!«
    Und manche, die sein Mitleid beschämte, überwanden ihre Furcht und gingen weiter mit dem Heer, und die anderen schöpften neue Hoffnung im Gedanken, etwas Mannhaftes leisten zu können,das ihre Kräfte nicht überstiege, und sie zogen davon. Und so blieben denn, weil sie viele schon an der Wegscheide zurückgelassen hatten, keine sechstausend mehr, mit denen die Heerführer des Westens vor dem Schwarzen Tor aufmarschierten, um Mordors Streitmacht herauszufordern.
    Sie rückten nun langsam vor, denn sie erwarteten stündlich eine Antwort auf ihre Herausforderung. Sie hielten sich dicht beisammen, denn nun wäre es Vergeudung von Kräften gewesen, Kundschafter auszusenden oder kleine Trupps vom Hauptheer zu entfernen. Als die Nacht des fünften Tages nach ihrem Abmarsch vom Morgultal hereinbrach, schlugen sie ihr letztes Lager auf, und ringsum, soweit sich totes Holz und Gestrüpp fand, machten sie Feuer. Die Nachtstunden verbrachten sie wachend und bemerkten vieles, das nur halb sichtbar ums Lager strich oder kroch, und sie hörten Wölfe heulen. Der Wind hatte sich gelegt, und die Luft schien stillzustehen. Sehen konnten sie wenig, denn es war zwar vier Nächte nach Neumond, bei wolkenlosem Himmel, aber Qualm und Dunst stiegen vom Boden auf und verhüllten die weiße Sichel.
    Es wurde kalt. Gegen Morgen regte sich wieder ein Wind, doch nun kam er von Norden, und bald frischte er kräftig auf. Alle Nachtwandler waren fort, und das Land sah leer aus. Nach Norden zu sah man zwischen stinkenden Gruben die ersten von vielen hohen Haufen und Bergen von Schlacke, zersplittertem Gestein und verbrannter Erde, dem Auswurf des Madenvolks von Mordor; im Süden aber und nun schon recht nah erhob sich der große Wall von Cirith Gorgor, mit dem Schwarzen Tor in der Mitte und den zwei Zahntürmen hoch und düster zu beiden Seiten. Denn auf der letzten Wegstrecke hatte das Heer die alte Straße, wo sie nach Osten abbog, verlassen, um die lauernden Gefahren an den Berghängen zu umgehen, und so näherte es sich dem Morannon nun von Nordwesten,

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