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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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bliesen einen mächtigen Tusch, und die Herolde riefen aus: »Die Herren von Gondor sind wiedergekehrt und nehmen von neuem all dies Land in Besitz, das ihnen gehört.« Der hässliche Orkschädel, den man der steinernen Figur aufgepfropft hatte, wurde herabgeworfen und in Stücke gehauen, und dafür wurde der alte Königskopf wieder an seinen Platz gestellt, noch immer mit weißen und goldenen Blumen gekrönt; und einige machten sich daran, alle orkischen Sudeleien von dem Stein abzuwaschen und abzuschaben.
    Bei ihrer Beratung hatten manche sich dafür ausgesprochen, zuerst Minas Morgul anzugreifen und, wenn man es einnehmen könnte, von Grund auf zu zerstören. »Und vielleicht«, hatte Imrahil gesagt, »können wir über die Straße von dort zum Gebirgspass dem Dunklen Herrscher bequemer zu Leibe rücken als über sein nördliches Tor.«
    Aber davon hatte Gandalf dringend abgeraten, wegen der bösen Kräfte, die in diesem Tal hausten, wo der Verstand lebendiger Menschen sich in Wahn und Grauen verirren könnte, und auch wegen der Nachricht, die Faramir überbracht hatte. Denn wenn der Ringträger wirklich diesen Weg zu gehen versucht hatte, dann durften sie um keinen Preis Mordors Auge dorthin lenken. Darum ließen sie am nächsten Tag, als das Hauptheer herankam, einen Wachtrupp an der Wegscheide, der stark genug war, eine Zeitlang Widerstand zu leisten, wenn Mordor Truppen über den Morgulpass schicken oder weitere Menschenheere aus dem Süden heranziehen sollte. Für diesen Trupp wählten sie zumeist Bogenschützen aus, die das Gelände in Ithilien kannten; an den Waldrändern und Hängen um die Wegkreuzung sollten sie sich versteckt halten. Gandalf und Aragorn aber ritten mit der Vorhut zum unteren Ende des Morgultals und blickten zu der verfluchten Stadt hinüber.
    Die Mauern waren dunkel und ohne Leben, denn die Orks und die anderen niederen Kreaturen Mordors, die dort gehaust hatten, waren in der Schlacht vernichtet worden, und die Nazgûl waren unterwegs. Doch die Luft im Tal war erfüllt von Angst und Feindseligkeit. Sie zertrümmerten die böse Brücke und legten rote Brände an die giftigen Wiesen, ehe sie davonritten.
    Am nächsten Tag, dem dritten seit ihrem Aufbruch von Minas Tirith, trat das Heer auf der Straße den Marsch nach Norden an. Auf diesem Wege waren es etwas mehr als hundert Meilen von der Wegscheide bis zum Morannon, und was ihnen zustoßen mochte, bevor sie so weit kamen, wusste niemand. Vorsichtig, aber ohne Heimlichkeit zogen sie auf der Straße dahin, schickten berittene Kundschafter voraus, und andere, zu Fuß, gingen zu beiden Seiten, besonders auf der östlichen, denn dort lagen dichte Wälder und ein zerfurchtes Gelände von Felsschluchten und Zacken, das zu den langen, düsteren Hängen des Ephel Dúath hin anstieg. Das Wetter blieb schön, wie es der Jahreszeit gemäß war, und der Wind wehte stetig von Westen, aber nichts konnte die trüben Dünste und Nebel vertreiben, die das Schattengebirge umlagerten; und dahinter quollen bisweilen dicke Rauchwolken empor und schwebten auf den Höhenwinden.
    Hin und wieder ließ Gandalf die Trompeten blasen und die Herolde ausrufen: »Die Herren von Gondor kommen. Verlasse jedermann dieses Land oder ergebe sich!« Aber Imrahil sagte, sie sollten statt von den Herren von Gondor lieber vom König Elessar sprechen. »Denn so ist es richtig, obwohl er noch nicht den Thron eingenommen hat; und dem Feind wird es mehr zu denken geben, wenn die Herolde diesen Namen nennen.« Und von da an riefen die Herolde dreimal täglich die Ankunft des Königs Elessar aus. Doch keine Antwort kam auf diese Herausforderung.
    Dennoch, obwohl sie durch ein scheinbar friedliches Land marschierten, waren alle im Heer, von den Anführern bis zu den einfachen Soldaten, gedrückter Stimmung, und mit jeder Meile, die sie weiter nordwärts kamen, wurde die Last der bösen Vorahnungen schwerer. Gegen Ende des zweiten Tagesmarsches nach der Wegscheide hatten sie zum ersten Mal Berührung mit dem Feind. Ein starker Trupp Orks und Ostlinge versuchte, ihren vordersten Kompanien einen Hinterhalt zu legen, und zwar an derselben Stelle, wo Faramir den Menschen aus Harad aufgelauert hatte und wo die Straße in einem tiefen Durchstich durch einen von den Bergen im Osten her vorspringenden Felskamm verlief. Aber die Führer des Westheers waren durch ihre Kundschafter gewarnt, erfahrene Waldläufer aus dem Trupp von Henneth Annûn, unter Mablungs Führung; und so wurde der

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