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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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verzweifelt hochgehaltenen Banner des Baums unter den Sternen. Auf dem anderen Hügel, dicht daneben, standen die Banner von Rohan und Dol Amroth, das weiße Pferd und der silberne Schwan. Und um jeden Hügel wurde ein Kreis geschlossen, nach allen Seiten von Speeren und Schwertern starrend. An der Mordor zugewandten Seite, wo der erste erbitterte Ansturm kommen musste, standen in vorderster Reihe links Elronds Söhne, umgeben von den Dúnedain, und rechts Fürst Imrahil mit den edlen Recken von Dol Amroth und ausgewählten Männern von der Turmwache.
    Der Wind wehte, die Trompeten schmetterten und Pfeile schwirrten durch die Luft; aber die Sonne, die nun nach Süden emporstieg, war von Mordors Dünsten verschleiert und schimmerte nur schwach hindurch, ein stumpfes Rot, als drohte der Tag oder gar alles Licht der Welt schon zu erlöschen. Und aus dem sich ballenden Nebel stießen die Nazgûl herab, mit kalten Stimmen tödliche Worte brüllend; und alle Hoffnung erstickte.
    Pippin hatte vor Entsetzen den Kopf eingezogen, als er hörte, wie Gandalf die Forderungen des Gesandten zurückwies und Frodo denFolterkünstlern des Dunklen Turms preisgab; aber nun hatte er sich wieder gefasst und stand neben Beregond in Gondors vorderster Reihe zwischen Imrahils Mannen. Denn das Beste schien ihm nun, schnell zu sterben und die bittere Geschichte seines Lebens hinter sich zu bringen, da doch alles in Trümmer fiel.
    »Wenn Merry bloß hier wäre!«, hörte er sich selbst sagen, und eilige Gedanken huschten ihm durch den Kopf, während er zuschaute, wie die Feinde herangestürmt kamen. »Nun ja, jedenfalls versteh ich jetzt den armen Denethor ein bisschen besser. Wir könnten zusammen sterben, Merry und ich, und weil wir ja doch sterben müssen, warum dann nicht? Na, nun ist er nicht hier, und hoffentlich findet er ein leichteres Ende. Aber jetzt tun wir mal unser Bestes!«
    Er zog sein Schwert und betrachtete es. Die Rankenmuster in Rot und Gold und die fließenden Schriftzüge der Númenórer glühten wie Feuer auf der Klinge. »Genau für solch eine Stunde wurde es geschmiedet«, dachte er. »Wenn ich doch nur diesen schuftigen Gesandten damit treffen könnte, dann hätte ich mit dem guten Merry fast gleichgezogen. Na, irgendeinen von dieser viehischen Brut werde ich vor dem Ende schon erwischen. Ich wünschte, ich könnte einmal noch die Sonne kühl aufs grüne Gras scheinen sehen!«
    Dann, während er an dies alles dachte, prallte der erste Ansturm auf ihre Reihe. Durch den tiefen Morast am Fuß der Hügel aufgehalten, waren die Orks stehen geblieben und schossen ihre Pfeile auf die Verteidiger ab. Aber zwischen ihnen hindurch polterte nun unter wildem Geschrei eine starke Kompanie Bergtrolle aus der Gorgoroth heran. Sie waren größer und breiter als Menschen und nur mit einem eng anliegenden Gewebe von hornigen Schuppen bekleidet, das vielleicht sogar ihre abscheuliche Haut war; in den knorrigen Pranken aber trugen sie große schwarze Rundschilde und schwere Hämmer. Unbekümmert sprangen sie in die Tümpel und wateten hindurch. Brüllend stürzten sie sich auf die Reihe der Männer aus Gondor und hieben auf Helm und Schädel, Arm und Schild, wie Schmiede glühendes Eisen krumm schlagen. Neben Pippinwurde Beregond getroffen und brach betäubt zusammen; und der große Troll-Hauptmann, der ihn niedergeschlagen hatte, beugte sich über ihn und streckte die Klaue aus; denn diese wüsten Kreaturen pflegten den besiegten Feind durch einen Biss in die Kehle zu töten.
    Da stieß Pippin seine Waffe aufwärts, und die beschriftete Klinge aus Westernis drang durch die Haut und tief in die Weichteile des Trolls, und sein schwarzes Blut kam hervorgesprudelt. Er kippte vornüber und krachte herab wie ein stürzender Felsblock, alle, die vor ihm standen, unter sich begrabend. Schwärze und Gestank und zermalmender Schmerz fielen über Pippin her, und seine Sinne versanken in tiefer Dunkelheit.
    »Hab ich mir’s doch gedacht, dass es so endet«, sagte sein letzter Gedanke, als er davonflatterte; und ehe er ganz weg war, kicherte es in ihm noch ein wenig, als wäre es beinah lustig, endlich aller Zweifel, Nöte und Sorgen ledig zu sein. Und dann, schon auf dem Flug ins Vergessen, hörte er noch Stimmen, und sie schienen aus der vergessenen Welt von hoch oben herabzurufen:
    »Die Adler kommen! Die Adler kommen!«
    Einen Moment noch blieb Pippins Gedanke in der Schwebe. »Bilbo!«, sagte er. »Aber nein! Das war doch in seiner Geschichte

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