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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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der Felsspalte stand, wo er den Ring aufgesteckt hatte, als er Schagrats Trupp vorüberkommen sah.
    Dort hielt er an und setzte sich hin. Im Moment konnte er sich nicht dazu bringen weiterzugehen. Er hatte das Gefühl, wenn er die Passhöhe überschritte und auch nur einen Schritt ins Land Mordor hinab täte, gäbe es keine Umkehr, und er könnte nie wieder zurück. Ohne jede klare Absicht holte er den Ring heraus und steckte ihn wieder auf den Finger. Sofort spürte er das niederziehende Gewicht und, stärker und bohrender als zuvor, den bösen Blick des Auges von Mordor, wie er forschend durch die Schatten zu dringen suchte, die er zur eigenen Verteidigung selbst gelegt hatte, die ihm nun aber, da er unruhig und im Zweifel war, hinderlich wurden.
    Wie zuvor fand er, dass sein Ohr geschärft war, während seinem Auge die Dinge dieser Welt blass und verschwommen erschienen. Die Felswände am Weg wirkten fahl, als sähe er sie durch einen Nebel, aber von fern hörte er immer noch Kankras brodelndes Gejammer; und scheinbar ganz aus der Nähe, dröhnend laut und deutlich, kamen Schreie und Klirren von Metall. Ein Glück, dass er den Ring hatte, denn da kam schon wieder ein Trupp Orks anmarschiert! Nein, das dachte er nur zuerst; und dann begriff er, dass sein Ohr ihn getäuscht hatte: Das Orkgeschrei kam aus dem Turm, dessen Spitze nun direkt über ihm war, auf der linken Seite der Felsspalte.
    Ihn schauderte, und er versuchte, sich zum Weitergehen zu zwingen. Irgendeine Teufelei war da offenbar im Gange. Vielleicht hatten die rohen Gelüste der Orks sie alle Befehle in den Wind schlagen lassen, und nun quälten sie Frodo oder hackten ihn genüsslich in Stücke? Er horchte, und dabei kam ihm ein Fünkchen Hoffnung. Kaum ein Zweifel war möglich: Im Turm wurde gekämpft, die Orks schlugen aufeinander los, Schagrat und Gorbag mussten sich in die Haare geraten sein. So gering die Hoffnung auch war, die diese Vermutung in ihm weckte, genügte sie doch, um ihn aufzumuntern. Da wäre vielleicht doch noch etwas zu machen! Die Treue zu Frodo ließ ihn alle andern Rücksichten beiseiteschieben, und die Gefahr vergessend rief er laut: »Ich komme, Herr Frodo!«
    Er rannte los, den Weg hinauf und über die Passhöhe. Gleich dahinter ging es steil bergab und nach links. Sam war in Mordor.
    Er nahm den Ring ab, vielleicht aus dunkler Vorahnung einer Gefahr, aber eigentlich nur in der Absicht, besser zu sehen. »Lieber das Schlimmste vor Augen haben«, brummte er, »als im Nebel tappen!«
    Hart, wüst und bitter war der Anblick, der sich ihm bot. Zu seinen Füßen fiel der höchste Kamm des Ephel Dúath über große Felswände steil in eine dunkle Rinne ab, hinter der sich ein zweiter, viel niedrigerer Bergkamm erhob, mit tiefen Kerben und spitzen Zacken, die wie Fangzähne schwarz vor dem roten Lichtschein im Hintergrund standen. Dies war der finstere Morgai, der innere Wall der Berge, mit denen das Land umzäunt war. Weit entfernt, aber fast genau voraus, hinter einem breiten Pfuhl von Dunkelheit mit kleinen feurigen Tupfen, brannte ein gewaltiger Glutofen; und mächtige Säulen wirbelnden Rauchs stiegen von ihm auf, schmutzigrot an den Füßen und nach oben schwarz, wo sie in dem wabernden Gewölk aufgingen, von dem das ganze verfluchte Land bedeckt war.
    Der Orodruin war es, den Sam erblickte, der Flammenberg. Von Zeit zu Zeit kochten die Schmelzöfen tief unter seinem Aschenkegel über und stießen brodelnd und Blasen schlagend Ströme von geschmolzenem Gestein aus den Spalten in seinen Flanken. Manche ergossen sich glühend durch breite Rinnen zum Barad-dûr hin; andere schlängelten sich in die steinige Ebene hinaus, bis sie abkühlten und liegen blieben wie verrenkte Drachengestalten, Totgeburten der kreißenden Erde. In einer Stunde solcher Qualen sah Sam den Schicksalsberg, und seine Glut, die hinter den Höhen des Ephel Dúath verdeckt geblieben war, solange sie den Pfad von Westen heraufstiegen, rötete nun die nackten Felswände, dass sie wie blutgetränkt aussahen.
    Entgeistert stand Sam in diesem höllischen Licht, denn nun, als er nach links blickte, sah er den Turm von Cirith Ungol erst in seiner ganzen Größe. Das Horn, das er von der anderen Seite aus gesehen hatte, war nur die Haube zuoberst. Auf der Ostseite stieg der Turm in drei hohen Stufen von einem Sims in der Bergwand tief unter ihm auf; mit dem Rücken lehnte er an einer großen Felswand, von der er in spitzwinkligen Bastionen vorsprang, eine über der

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