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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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einem tief eingegrabenen Bett von den Bergen herabfloss, an den steilen, schlüpfrigen Ufern mit Brombeerbüschen überhangen. Höchst ungelegenerweise durchkreuzte er die Marschrichtung, die sie einhalten wollten. Sie konnten ihn weder überspringen noch irgendwie hinübergelangen, ohne nass, dreckig und zerkratzt zu werden. Sie blieben stehen und wussten nicht weiter. »Erster unfreiwilliger Aufenthalt!«, sagte Pippin, ingrimmig lächelnd.
    Sam Gamdschie blickte zurück. Durch eine Lücke zwischen den Baumwipfeln konnte er den Kamm der grünen Böschung sehen, die sie herabgestiegen waren.
    »Da, sieh!«, sagte er und packte Frodo beim Arm. Alle blickten sie hinauf. Am Rand der Böschung, hoch über ihnen, zeichnete sich ein Pferd gegen den Himmel ab. Daneben eine gebückte schwarze Gestalt.
    Jeder Gedanke ans Umkehren wurde sofort fallen gelassen. Frodo ging voran und drang rasch in die dichten Büsche neben dem Bach ein. »Uff!«, sagte er zu Pippin, »wir hatten beide Recht. Der gerade Weg ist schon etwas verbogen, aber dafür sind wir eben noch rechtzeitig in Deckung gegangen. Du hast doch scharfe Ohren, Sam: Kannst du etwas näher kommen hören?«
    Sie blieben stehen und hielten fast den Atem an, während sie horchten; aber von einem Verfolger war nichts zu hören. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit seinem Gaul diese Böschung runterzusteigen versucht«, sagte Sam. »Aber ich würde meinen, er weiß, dass wir runtergestiegen sind. Gehn wir lieber weiter!«
    Weiterzugehn war nicht ganz einfach. Sie hatten ihre Rucksäcke zu tragen, und die Büsche und Brombeerranken ließen sie nur widerstrebend durch. Die Bergschulter hinter ihnen hielt den Wind ab, und die Luft war dumpf und stickig. Als sie sich endlich in offeneres Gelände durchgekämpft hatten, waren sie müde, verschwitzt und zerkratzt; und außerdem waren sie sich über die Richtung, in die sie gingen, nicht mehr im Klaren. Die Ufer des Baches wurden niedriger, als er die Ebene erreichte, und er floss nun breiter und flacher zum Bruch und zum Fluss hin.
    »Na, das ist doch der Stockbach!«, sagte Pippin. »Wenn wir wieder auf den richtigen Kurs kommen wollen, müssen wir gleich hinüber und uns nach rechts halten.«
    Sie durchwateten den Bach und beeilten sich, über die breite offene Fläche am andern Ufer hinwegzukommen, wo nur Binsen und keine Bäume wuchsen. Dahinter kam wieder ein Waldgürtel: zumeist hohe Eichen, hier und da eine Ulme oder Esche. Der Bodenwar einigermaßen eben und wenig mit Unterholz bewachsen; aber die Bäume standen so dicht, dass sie nicht weit voraussehen konnten. Windstöße wirbelten altes Laub auf, und vom bedeckten Himmel begannen Regentropfen zu fallen. Dann erstarb der Wind, und der Regen rauschte in Strömen herab. Sie stapften vorwärts, so schnell sie konnten, über Grasflecken und dicke Haufen alten Laubs; und ringsum pladderte und prasselte der Regen. Sie redeten lange nicht, schauten aber immer wieder hinter sich und nach beiden Seiten.
    Nach einer halben Stunde sagte Pippin: »Hoffentlich haben wir uns nicht zu weit nach Süden gehalten und laufen der ganzen Länge nach durch diesen Wald. Es ist kein sehr breiter Streifen, ich würde sagen, höchstens eine Meile an der breitesten Stelle, und da müssten wir inzwischen durch sein.«
    »Wir sollten jetzt nicht anfangen, im Zickzack zu gehen«, sagte Frodo. »Das macht die Sache nicht besser. Gehn wir so weiter wie bis jetzt! Ich bin mir auch nicht sicher, ob es gut wäre, schon wieder ins offene Gelände zu kommen.«
    So gingen sie ungefähr noch zwei Meilen weiter. Dann kam die Sonne zwischen Wolkenfetzen wieder zum Vorschein, und der Regen ließ nach. Mittag war schon vorüber, und es wurde höchste Zeit für einen Imbiss. Unter einer Ulme rasteten sie. Ihr Laub, obschon vergilbt, war noch dicht und der Boden zu ihren Füßen einigermaßen trocken und geschützt. Als sie sich über ihre Vorräte hermachten, stellten sie fest, dass die Elben ihre Wasserflaschen mit einem klaren, blass goldenen Trank gefüllt hatten, der roch wie ein von vielen Blüten abgeweideter Honig und wunderbar erfrischte. Sehr bald waren sie in ausgelassener Stimmung, verlachten den Regen und pfiffen auf alle Schwarzen Reiter. Die letzten paar Meilen, glaubten sie, würden sie bald hinter sich gebracht haben.
    Frodo lehnte sich mit dem Rücken an den Baumstamm und machte ein wenig die Augen zu. Sam und Pippin saßen daneben und fingen an, erst zu summen und
     dann leise zu

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