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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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ein Weg, aber wie er über den Hang zu ihm hinaufkommen sollte, wusste er nicht. Zuerst musste er seinen schmerzenden Rücken ausruhen lassen. Eine Weile blieb er neben Frodo flach auf dem Boden liegen. Keiner sprach ein Wort. Es wurde langsam heller. Plötzlich, ohne zu verstehen, warum, überkam ihn das Gefühl, dass nun alles sehr eilig wäre. Es war fast so, als hätte ihm jemand zugerufen: »Jetzt, jetzt, oder es ist zu spät!« Er gab sich einen Ruck und stand auf. Frodo schien den Zuruf auch gehört zu haben. Er richtete sich auf, kam aber nur bis auf die Knie.
    »Ich werde kriechen, Sam«, keuchte er.
    Also krabbelten sie Fuß für Fuß den Hang hinauf wie kleine graue Käfer. Sie erreichten den Weg, der sich als eine breite, mit Gesteinsschutt und festgestampfter Asche gepflasterte Straße erwies. Frodo kroch hinauf, und dann, wie unter einem inneren Zwang, wandte er sich langsam mit dem Gesicht nach Osten. In der Ferne hingen dort Saurons Schatten; aber ob nun von einem Windstoß von außen zerrissen oder von einer starken inneren Unruhe aufgewühlt, wirbelten die verhüllenden Wolken auseinander und gaben für einen Moment den Blick frei; und da sah Frodo den höchsten Turm von Barad-dûraufragen, schwarz, schwärzer und düsterer als die riesigen Schatten, zwischen denen er stand, mit dolchspitzen Zinnen und einer eisernen Krone. Nur für diesen einen Moment war er zu sehen, aber da schoss auch schon aus einem hohen Fenster eine rote Stichflamme nach Norden, das Aufblitzen eines durchbohrenden Blicks; und dann wurden die Schatten wieder vorgezogen, und das furchtbare Bild verschwand. Das Auge blickte nicht zu ihnen her, es starrte nach Norden, wo die Heerführer des Westens sich zum Kampf stellten; dorthin lenkte es jetzt alle Kraft seines bösen Blicks, als der Mächtige zum tödlichen Schlag ausholte; und dennoch brach Frodo bei dem entsetzlichen Anblick zusammen, als wäre er zu Tode getroffen. Seine Hand tastete nach der Kette um seinen Hals.
    Sam kniete bei ihm nieder. »Hilf mir, Sam!«, flüsterte Frodo fast unhörbar. »Hilf mir, Sam! Halte mir die Hand fest! Ich hab sie nicht mehr in der Gewalt.« Sam nahm Frodos Hände, legte sie mit den Innenflächen aneinander und küsste sie; dann hielt er sie sachte zwischen seinen Händen fest. Plötzlich kam ihm der Gedanke: »Er hat uns entdeckt. Alles ist aus oder wird bald aus sein. Jetzt, Sam Gamdschie, kommt das Ende von allem.«
    Wieder nahm er Frodo auf den Rücken, und diesmal hielt er ihn an den Händen vor seiner Brust fest; Frodos Beine ließ er baumeln. Dann stapfte er los, mit gesenktem Kopf die ansteigende Straße hinauf. Sie war nicht so leicht begehbar, wie es zuerst ausgesehen hatte. Zum Glück waren die Gluten, die in dem großen Gebrodel ausgeströmt waren, als Sam von Cirith Ungol herabblickte, hauptsächlich die Süd- und Westhänge hinabgeflossen und hatten die Straße auf dieser Seite nicht versperrt. Doch an vielen Stellen war sie weggebrochen oder wurde von klaffenden Rissen durchzogen. Nachdem sie eine Zeitlang ostwärts angestiegen war, machte sie eine scharfe Kehre und führte ein Stück weit nach Westen. Dort an der Kehre war sie tief eingehauen in einen Block von verwittertem Gestein, den die Schlote des Berges vor langer Zeit ausgespien hatten. Keuchend unter seiner Last bog Sam um die Ecke und sah im gleichen Moment aus dem Augenwinkel etwas wie einen kleinenschwarzen Stein, der sich gelöst hatte, als er vorüberging, von dem Felsen herabfallen.
    Ein Gewicht traf ihn mit einem Stoß, und er stürzte vornüber und schürfte sich die Handrücken auf, denn er hielt noch immer die Hände seines Herrn fest. Dann wusste er, was passiert war, denn über sich, als er noch am Boden lag, hörte er eine verhasste Stimme.
    »Böser Master!«, zischte sie. »Böser Master bestiehlt uns, bestiehlt Sméagol, gollum. Muss nicht da lang. Muss Schatzzz keinen Schaden tun. Soll ihn Sméagol geben, gewiss, gib ihn unzzz! Gib ihn unzzz!«
    Mit einem Ruck kam Sam auf die Beine. Sofort zog er das Schwert, aber da war nichts zu machen; Gollum und Frodo waren eng verklammert. Gollum zerrte an Frodos Kleidern, versuchte an die Kette und den Ring zu kommen. Wahrscheinlich war dies das Einzige, was das erlöschende Feuer in Frodos Herzen und in seinem Willen noch einmal entfachen konnte: ein Angriff mit dem Ziel, ihm seinen Schatz zu entreißen. Unversehens wehrte er sich mit einer Wut und Kraft, die Sam ebenso verblüffte wie Gollum. Trotzdem wäre

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