Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
Auenland-Zeitrechnung, die mit dem Jahr 1 beim Übergang der Brüder Marcho und Blanco über den Brandywein beginnt (Drittes Zeitalter 1601).
ANHANG D
AUENLAND-KALENDER
(Zur Verwendung in allen Jahren)
Jedes Jahr begann mit dem ersten Wochentag, dem Samstag, und endete auf den letzten, den Freitag. Der Mittjahrstag und in Schaltjahren der Überlithe hatten keinen Wochentagsnamen. Der Lithe vor dem Mittjahrstag hieß der 1. Lithe und der danach der 2. Lithe. Der letzte Tag des Jahres war der 1. Jul und der erste des neuen Jahres der 2. Jul. Der Überlithe war ein besonderer Feiertag, aber in den für die Geschichte des Großen Rings wichtigen Jahren kam er nicht vor. Er trat 1420 ein, im Jahr der berühmten Ernte und des herrlichen Sommers, und das Fest in jenem Jahr soll das größte gewesen sein, von dem je ein Hobbit gehört oder gelesen hat.
Die Kalender
Der Auenland-Kalender unterschied sich von dem unsrigen in mehrfacher Hinsicht. Natürlich war das Jahr ebenso lang 1 , denn so weit jene Zeiten auch nach Jahren und Menschenleben gerechnet zurückliegen mögen, sind sie nach dem Gedächtnis der Erde noch nicht allzu fern. Die Hobbits berichten, sie hätten keine »Woche« gekannt, als sie noch ein Wandervolk waren; und zwar hätten sie »Monate« gekannt, die ungefähr nach den Mondphasen bemessen waren, aber ihre Angaben und Berechnungen der Zeit seien damals unbestimmt und unzuverlässig gewesen. Als sie im Westen von Eriador allmählich sesshaft wurden, übernahmen sie den Königs-Kalender der Dúnedain, der letztlich von den Eldar stammte; aber die Hobbits im Auenland führten mehrere kleine Abänderungen ein. Dieser Kalender oder die »Auenland-Zeitrechnung«, wie man ihn nannte, wurde schließlich auch in Bree übernommen, abgesehen von dem auenländischen Brauch, das Jahr der ersten Niederlassung im Auenland als Jahr 1 zu zählen.
Es ist oft schwierig, aus alten Erzählungen und Überlieferungen genaue Angaben über Dinge zu gewinnen, die den Zeitgenossen allgemeinbekannt oder selbstverständlich waren (zum Beispiel Bezeichnungen von Buchstaben oder Wochentagen oder Namen und Längen von Monaten). Doch dank dem verbreiteten Hang zur Ahnenkunde und dem Interesse an alter Geschichte, das die Gebildeten unter den Hobbits nach dem Ringkrieg zu zeigen begannen, scheinen sich die Auenland-Hobbits ausgiebig mit Daten beschäftigt zu haben; und sie stellten sogar komplizierte Tabellen auf, welche die Beziehungen zwischen ihrem System und den anderen angaben. Ich bin in diesen Dingen wenig beschlagen und habe vielleicht viele Fehler gemacht; aber zumindest die Chronik der entscheidenden Jahre 1418 und 1419 ist im Roten Buch so sorgfältig ausgeführt, dass hier an den Tagen und Zeiträumen wenig Zweifel bleibt.
Es ist wohl gewiss, dass die Eldar in Mittelerde, da sie, wie Samweis bemerkte, mehr Zeit zur Verfügung hatten, in langen Perioden rechneten, und das Quenya-Wort yén , das oft mit »Jahr« übersetzt wird (I 564f.), bezeichnet in Wirklichkeit 144 unserer Jahre. Die Eldar rechneten, wo immer es möglich war, in Sechser- und Zwölfereinheiten. Einen »Tag« der Sonne nannten sie ré : den Zeitraum von einem Sonnenuntergang bis zum nächsten. Das yén umfasste 52596 Tage. Aus rituellen eher denn praktischen Gründen hatten sie eine Woche oder enquië von sechs Tagen; und das yén hatte 8766 solche enquiër , die durch die gesamte Periode fortlaufend gezählt wurden.
In Mittelerde beachteten die Eldar als Kurzperiode auch das Sonnenjahr, coranar oder »Sonnenrunde« genannt, wenn es mehr oder weniger astronomisch betrachtet wurde, für gewöhnlich aber als loa , »Wuchs«, bezeichnet, wenn es hauptsächlich um die jahreszeitlichen Veränderungen der Vegetation ging, die den Elben wichtig waren. Das loa wurde in Perioden gegliedert, die man entweder als lange Monate oder als kurze Jahreszeiten betrachten könnte. Diese Einteilungen waren sicherlich je nach Gegend verschieden; doch geben die Hobbits nur Auskunft über den Kalender von Imladris. Darin gab es sechs solcher Jahreszeiten, deren Quenya-Namen tuile , laire , yávië , quelle , hríve , coire lauteten, was mit »Frühling, Sommer, Herbst, Verblassen, Winter, Regung« zu übersetzen wäre. Die Sindarin-Namen waren ethuil , laer , iavas , firith , rhîw , echuir . »Verblassen« wurde auch lasse-lanta , »Blätterfall«, oder im Sindarin narbeleth , »Sonnenschwund«, genannt.
Laire und hríve hatten je 72 Tage, die anderen Jahreszeiten je 54.
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