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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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wird’s, mag nicht drüber purzeln,
    Seerosen hab ich gepflückt, um sie dir zu bringen,
    Dong – long! Dongelong! Hörst du mich schon singen?
    Frodo und Sam standen da wie verzaubert. Der Wind verrauschte. Die Blätter hingen wieder still an den reglosen Zweigen. Noch ein Schwall Trällergesang brach los, und dann tauchte über den Riedgräsern am Wegrand wippend und hüpfend ein alter, schäbiger Hut auf mit hoher Spitze und einer langen blauen Feder im Band. Nach dem nächsten Hüpfer kam ein Mensch in Sicht – oder wenigstens konnte man ihn für einen solchen halten. Für einen Hobbit war er zu groß und zu dick, doch nicht groß genug für einen vom Großen Volk, obwohl er nicht weniger Lärm machte. In hohen gelben Schaftstiefeln an den dicken Beinen kam er durch Ried und Rohr gepoltert wie ein durstiger Stier auf dem Weg zur Tränke. Er trug eine blaue Jacke, vor der ein langer brauner Bart herabhing; seineAugen waren blau und strahlend, das Gesicht rot wie ein reifer Apfel, doch in hundert Lachfältchen verknittert. Auf einem großen Blatt in seinen Händen trug er wie auf einem Tablett einen kleinen Strauß weiße Seerosen vor sich her.
    »Hilfe!«, riefen Frodo und Sam und rannten ihm mit ausgestreckten Händen entgegen.
    »Brrr! Halt! Sachte, sachte!«, rief der Alte, hob eine Hand hoch, und sie blieben stehen wie vom Blitz getroffen. »Na, ihr Kerlchen, wo geht’s hin? Schnauft ja wie ein Blasebalg! Was ist denn nur los hier? Wisst ihr gar nicht, wer ich bin? Tom Bombadil, der bin ich. Sagt mir, was ist eure Not? Tom, der hat es eilig. Drückt mir meine Seerosen nicht!«
    »Meine Freunde sind in dem Weidenbaum gefangen«, rief Frodo atemlos.
    »Herr Merry ist in einer Spalte eingeklemmt!«, rief Sam.
    »Was?«, brüllte Tom Bombadil und machte einen Luftsprung. »Der alte Weidenmann? Na, wenn’s nichts Schlimmeres ist? Das werden wir gleich haben. Dem werd ich ein Lied singen! Alter grauer Weidenmann! Ich sing ihm ein Lied, dass ihm das Mark in den Zweigen gefriert, wenn er nicht weiß, was sich gehört. Ich sing ihm die Wurzeln weg. Ich sing einen Wind herauf, dass ihm Laub und Zweige davonfliegen. Alter Weidenmann!«
    Er legte die Seerosen sorgsam ins Gras und lief zu dem Baum hin. Dort sah er Merrys Füße, die noch hervorschauten – alles Übrige war schon tiefer hineingezogen worden. Tom legte den Mund an die Spalte und begann mit leiser Stimme hineinzusingen. Die Worte konnten sie nicht verstehen, aber offenbar hatten sie eine Wirkung auf Merry. Seine Beine fingen an zu strampeln. Tom sprang zurück, brach einen herabhängenden Zweig ab und hieb ihn an die Seite des Baums. »Du lässt sie wieder raus, alter Weidenmann!«, sagte er. »Was fällt dir ein? Du darfst gar nicht wach sein. Iss Erdreich! Grabe tief! Trink Wasser! Geh schlafen! Hier spricht Bombadil.« Dann packte er Merry bei den Füßen und zog ihn aus der sich plötzlich erweiternden Spalte.
    Knackend und knarrend ging die andere Spalte auf, und Pippin schoss heraus, als hätte er von hinten einen Fußtritt bekommen. Mit einem lauten Ton schnappten beide Spalten wieder fest zu. Ein Beben von den Wurzeln bis zum Wipfel lief durch den Baum, und dann wurde es vollkommen still.
    »Vielen Dank!«, sagten die Hobbits einer nach dem andern.
    Tom Bombadil lachte laut auf. »So, ihr Kerlchen«, sagte er und bückte sich, damit er ihnen ins Gesicht sehen konnte, »ihr kommt jetzt mit mir nach Hause! Der Tisch ist gedeckt, und es reicht für alle: gelber Rahm, Honigwaffeln, Weißbrot und Butter. Goldbeere wartet schon. Zeit genug für Fragen am Abendbrottisch. Mir nach, so schnell ihr könnt!« Damit hob er seine Seerosen auf, winkte ihnen einladend, ihm zu folgen, und hüpfte voraus auf dem Pfad nach Osten, nun wieder aus voller Kehle trällernd.
    Zu überrascht und erleichtert, um etwas zu sagen, schritten die Hobbits ihm nach, so schnell sie konnten. Aber das war nicht schnell genug. Bald verloren sie Tom aus den Augen, und sein lärmender Gesang wurde immer leiser und ferner. Plötzlich kam seine Stimme mit einem lauten Hallo! zu ihnen zurückgeweht.
    Hopplahopp! Lauft mir nach längs der Weidenwinde,
    Tom geleitet euch nach Haus, folget ihm geschwinde,
    Westwärts sinkt die Sonne schon, bald, da stolpern alle,
    Wenn die Nacht herniedersinkt, lockt die warme Halle:
    Aus den Fenstern dringt das Licht freundlich gelb und gelber,
    Fürchtet keine Finsternis noch die Weide selber,
    Weder Wurzel noch Gestrüpp! Tom wird euch geleiten,
    Und

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