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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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nach Osten und Süden, mitten hinein ins Herz des Waldes.
    Der Nachmittag neigte sich schon dem Ende zu, als sie in eine Senke hinabstolperten, die breiter und tiefer war als alle, mit denen sie es bisher zu tun gehabt hatten. Ihre Seiten waren auch so steil undüberhängend, dass es sich als unmöglich erwies, vorwärts oder rückwärts wieder hinauszuklettern, wenn sie die Ponys und das Gepäck nicht zurücklassen wollten. Es blieb nichts anderes übrig, als dem Verlauf der Senke zu folgen – abwärts. Der Boden wurde weich und an manchen Stellen sumpfig; Quellen traten aus den Böschungen, und bald gingen sie an einem Bach entlang, der plätschernd durch ein krautiges Bett rieselte. Dann nahm das Gefälle zu, der Bach wurde stärker und lauter und rauschte strudelnd und springend bergab. Sie befanden sich in einer tiefen, dämmerigen Schlucht, mit einem Gewölbe von Baumwipfeln hoch über ihnen.
    Nachdem sie ein Stück weit am Bach entlanggestapft waren, traten sie ganz plötzlich aus dem Dämmerlicht heraus. Wie durch ein Tor sahen sie Sonnenschein vor sich. Als sie ins Freie kamen, stellten sie fest, dass ihr Weg sie durch eine Spalte in einem hohen, steilen Hang, fast einer Felswand, herabgeführt hatte. Zu Füßen des Hangs lag eine weite, mit Gras und Binsen bewachsene Fläche, auf der anderen Seite begrenzt von einem fast ebenso steilen Hang. Eine goldene Spätnachmittagssonne schien warm und einschläfernd auf das verborgene Land dazwischen. Durch die Mitte wand sich träge ein dunkles braunes Gewässer, am Rande mit alten Weidenbäumen bestanden, von Weiden überwölbt, versperrt von umgestürzten Weidenstämmen und mit Tausenden von verwelkten Weidenblättern übersät. Überall flatterten sie gelb von den Ästen herab, denn ein warmer, sanfter Wind wehte durchs Tal, das Schilf raschelte, und die Weidenäste knarrten.
    »Wenigstens hab ich nun eine Ahnung, wo wir sind!«, sagte Merry. »Wir sind fast entgegen der beabsichtigten Richtung gegangen. Dieser Fluss ist die Weidenwinde. Ich gehe mich mal umsehen.«
    Er ging in den Sonnenschein hinaus und verschwand bald hinter den hohen Gräsern. Nach einer Weile kam er wieder und berichtete, dass der Boden zwischen dem Abhang und dem Flussufer einigermaßen trocken sei; an manchen Stellen reiche die feste Grasnarbe bis ans Wasser hinunter. »Und was noch besser ist«, sagte er, »eine Art Fußpfad scheint auf dieser Seite am Fluss entlangzuführen.Wenn wir ihm nach links folgen, müssen wir schließlich an der Ostseite des Waldes herauskommen.«
    »Vermutlich!«, sagte Pippin. »Das heißt, wenn der Pfad so weit geht und uns nicht einfach in einen Sumpf führt und uns da stecken lässt. Wer, meinst du, hat den Pfad ausgetreten, und warum? Doch sicher nicht uns zuliebe. Allmählich trau ich diesem Wald mitsamt allem, was darin ist, nicht mehr übern Weg, und alle Geschichten, die ich über ihn gehört habe, kommen mir glaubhaft vor. Hast du denn eine Ahnung, wie weit wir nach Osten gehen müssten?«
    »Nein«, sagte Merry, »ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie weit wir von der Mündung der Weidenwinde entfernt sein könnten oder wer oft genug hier herumläuft, um einen Pfad auszutreten. Aber es gibt keinen anderen Weg aus dem Wald, den ich sehen oder mir denken könnte.«
    Weil ihnen nichts anderes übrig blieb, gingen sie einer hinter dem andern los, und Merry führte sie zu dem Pfad, den er entdeckt hatte. Die Binsen und Gräser standen überall dicht und hoch, stellenweise bis über die Köpfe der Hobbits; doch der Pfad war gut begehbar, wenn man ihn einmal gefunden hatte, weil er sich in vielen Kehren und Kurven über die trockeneren Stellen zwischen den Pfützen und Morastlöchern hinzog. Hin und wieder kreuzte er eine Rinne, in der ein kleiner Bach aus dem höher gelegenen Waldland der Weidenwinde zuströmte, und an den Übergangsstellen waren Baumstämme oder Reisigbündel sorgfältig über die Vertiefungen gelegt.
    Allmählich wurde es den Hobbits sehr heiß. Schwärme von Fliegen jeder Art summten ihnen um die Ohren, und die Nachmittagssonne brannte ihnen auf den Rücken. Endlich kamen sie in dünnen Schatten: große graue Äste streckten sich über den Weg. Mit jedem Schritt wurden die Füße schwerer. Schläfrigkeit schien aus dem Boden die Beine hinaufzukriechen und aus der Luft in ihre Augen und Köpfe zu träufeln.
    Frodo spürte, wie ihm das Kinn auf die Brust sank und die Augen zufallen wollten. Dicht vor ihm ließ Pippin sich auf die Knie

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