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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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herauszufinden, wohin sie gegangen sind, aber ich habe nichts feststellen können. Ich verstehe nicht, warum sie sich zurückgezogen haben und nicht wieder angreifen. Aber nirgends in der Nähe ist ihre Gegenwart zu spüren.«
    Als er hörte, was Frodo zu sagen hatte, wurde er sehr besorgt, schüttelte den Kopf und seufzte. Dann befahl er Pippin und Merry, so viel Wasser heiß zu machen, als sie in ihren kleinen Kesseln nur konnten, und die Wunde damit zu baden.
    »Haltet das Feuer gut in Gang und haltet Frodo warm!«, sagte er. Dann stand er auf und ging fort und rief Sam zu sich. »Ich glaube, ich begreife jetzt alles besser«, sagte er leise. »Es scheinen nur fünf Feinde gewesen zu sein. Warum sie nicht alle hier waren, weiß ich nicht; aber ich glaube, sie erwarteten keinen Widerstand. Vorläufig haben sie sich zurückgezogen. Aber nicht weit, fürchte ich. Sie werden in einer anderen Nacht wiederkommen, wenn wir ihnen nicht entfliehen können. Sie warten nur, weil sie glauben,ihr Ziel sei fast erreicht und der Ring könne ihnen nicht mehr entgehen. Ich fürchte, Sam, dass sie glauben, dein Herr habe eine tödliche Wunde, die ihn ihrem Willen unterwerfen wird. Wir werden sehen!«
    Sam kamen die Tränen. »Verzweifle nicht!«, sagte Streicher. »Du musst mir jetzt vertrauen. Dein Frodo ist aus härterem Holz geschnitzt, als ich vermutet hatte, obwohl Gandalf angedeutet hatte, dass es so sein könnte. Er ist nicht tot und wird, glaube ich, der bösen Macht der Wunde länger widerstehen, als seine Feinde erwarten. Ich will alles tun, was ich vermag, um ihn zu heilen. Bewache ihn gut, während ich fort bin!« Er eilte davon und verschwand in der Dunkelheit.
    Frodo lag in leichtem Schlummer, obwohl seine Wunde immer stärker schmerzte und eine tödliche Kälte sich von seiner Schulter in den Arm und die ganze Seite ausbreitete. Seine Freunde wachten über ihm, wärmten ihn und badeten die Wunde. Die Nacht verging langsam und eintönig. Der Morgen graute am Himmel, und ein fahles Licht erfüllte die Mulde, als Streicher endlich zurückkehrte.
    »Schaut!«, rief er; und er bückte sich und hob vom Boden einen schwarzen Mantel auf, der dort, durch die Dunkelheit verborgen, gelegen hatte. Einen Fuß hoch über dem unteren Saum war ein Riss. »Das war der Streich von Frodos Schwert«, sagte er. »Und die einzige Wunde, die es dem Feind beibrachte, fürchte ich. Denn es war unbeschädigt, und alle Klingen, die diesen entsetzlichen König durchbohren, werden zerstört. Tödlicher für ihn war der Name Elbereth.
    Und tödlicher für Frodo war dies!« Er bückte sich noch einmal und hob ein langes, dünnes Messer auf. Es lag ein kalter Glanz auf ihm. Als Streicher es hochhob, sahen sie, dass die Schneide an ihrem Ende gezackt und die Spitze abgebrochen war. Aber während er es noch in dem zunehmenden Licht hochhielt, starrten sie voll Verwunderung, denn die Klinge schien zu schmelzen und verschwand wie Rauch in der Luft, und nur das Heft blieb in Streichers Hand. »Ach!«, rief er. »Es war dieses verfluchte Messer, das die Wunde gemacht hat. Wenige sind heute so heilkundig, dass sie es mit derart schlimmen Waffen aufnehmen können. Aber ich will tun, was ich vermag.«
    Er setzte sich auf den Boden, nahm den Dolchgriff, legte ihn auf seine Knie und sang darüber eine getragene Melodie in einer fremden Sprache. Dann legte er den Dolchgriff beiseite, wandte sich zu Frodo und sprach in sanftem Ton Wörter, die die anderen nicht verstehen konnten. Aus dem Beutel an seinem Gürtel zog er die langen Blätter einer Pflanze heraus.
    »Um diese Blätter zu finden«, sagte er, »bin ich weit gewandert; denn diese Pflanze wächst nicht in den kahlen Bergen; in den Dickichten weit südlich der Straße habe ich sie nach dem Geruch ihrer Blätter im Dunkeln gefunden.« Er zerrieb ein Blatt zwischen den Fingern, und ein süßer und würzigerDuft stieg auf. »Es ist ein Glück, dass ich sie finden konnte, denn es ist eine Heilpflanze, die die Menschen des Westens nach Mittelerde gebracht haben. Athelas nannten sie sie, und sie wächst jetzt spärlich und nur in der Nähe von Orten, wo die Menschen einst gewohnt oder gelagert haben; und im Norden ist sie nicht bekannt, außer bei einigen, die in der Wildnis wandern. Sie ist sehr wirksam, aber bei einer solchen Wunde wie dieser mögen ihre Heilkräfte schwach sein.«
    Er warf die Blätter in kochendes Wasser und badete Frodos Schulter. Der Duft des Dampfes war erfrischend, und diejenigen, die

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