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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Krieg, der das Ende des Nördlichen Königreichs brachte. Doch das ist jetzt schon so lange her, dass die Berge die Menschen vergessen haben, obwohl noch immer Schatten auf dem Land liegt.«
    »Wo hast du diese Geschichten gehört, wenn das ganze Land leer und vergessen ist?«, fragte Peregrin. »Vögel und Tiere erzählen doch keine Geschichten dieser Art.«
    »Elendils Erben vergessen nicht alle vergangenen Dinge«, sagte Streicher. »Und in Bruchtal weiß man noch viel mehr, als ich erzählen kann.«
    »Bist du oft in Bruchtal gewesen?«, fragte Frodo.
    »Ja«, sagte Streicher. »Früher wohnte ich dort, und ich kehre dorthin zurück, wann immer ich kann. Dort ist mein Herz; aber es ist nicht mein Schicksal, irgendwo friedlich zu verweilen, nicht einmal im schönen Hause Elronds.«
    Die Berge begannen jetzt, sie einzuschließen. Die Straße hinter ihnen hielt die Richtung zum Fluss Bruinen ein, aber Fluss und Straße waren nun ihrem Blick entzogen. Die Wanderer kamen in ein langes Tal; schmal, tief eingeschnitten, dunkel und still. Bäume mit alten und verschlungenen Wurzeln hingen über Felsen und türmten sich dahinter zu hohen Kiefernwäldern auf.
    Die Hobbits wurden sehr müde. Sie kamen langsam voran, denn sie mussten sich ihren Weg durch pfadloses Gelände bahnen und waren behindert durch umgestürzte Bäume und herabgefallene Felsen. Solange es möglich war, vermieden sie um Frodos willen das Klettern, und außerdem war es auch sehr schwierig, einen Weg aus den schmalen Tälern zu finden. Sie waren zwei Tage in dieser Landschaft, als das Wetter umschlug. Der Wind begann stetig von Westen zu blasen, und das Wasser aus den fernen Meeren ergoss sich über die dunklen Kuppen der Berge in einem feinen, anhaltenden Regen. Als die Nacht hereinbrach, waren sie bis auf die Haut durchnässt, undihr Lager war trostlos, denn sie konnten kein Feuer in Gang bringen. Am nächsten Tag türmten sich die Berge noch höher und steiler vor ihnen, und sie mussten ihre Richtung verlassen und nach Norden gehen. Streicher schien besorgt zu sein: Sie waren jetzt fast zehn Tage unterwegs, seit sie von der Wetterspitze aufgebrochen waren, und ihre Vorräte wurden knapp. Es regnete immer noch.
    In jener Nacht lagerten sie auf einem steinigen Vorsprung, und hinter ihnen erhob sich eine Felswand, in der eine flache Höhle war, eine bloße Mulde im Fels. Frodo war unruhig. Wegen der Kälte und Nässe quälte ihn seine Wunde mehr denn je, und der anhaltende Schmerz und das Gefühl von tödlicher Kälte ließen ihn nicht schlafen. Er warf sich unruhig herum und lauschte ängstlich den verstohlenen Geräuschen der Nacht: dem Wind in Felsspalten, tropfendem Wasser, einem Knacken, dem plötzlichen polternden Fallen eines Steins, der sich gelöst hatte. Er hatte das Gefühl, dass schwarze Gestalten auf ihn zukämen, um ihn zu ersticken; aber als er sich aufrichtete, sah er nichts als Streichers Rücken, der sitzend seine Pfeife rauchte und wachte. Er legte sich wieder hin und sank in einen unruhigen Traum, in dem er über den Rasen in seinem Garten im Auenland ging, aber er erschien ihm blass und undeutlich, weniger klar als die hohen schwarzen Schatten, die an der Hecke standen und herüberschauten.
    Als er am Morgen erwachte, hatte der Regen aufgehört. Es waren noch dicke Wolken am Himmel, aber sie rissen auf, und blasse Streifen von Blau erschienen zwischen ihnen. Der Wind drehte sich wieder. Sie brachen nicht früh auf. Gleich nach ihrem kalten und unbehaglichen Frühstück ging Streicher allein weg und sagte den anderen, sie sollten im Schutz der Felswand bleiben, bis er zurückkäme. Er wollte, wenn er könnte, auf den Berg steigen und sich umsehen.
    Als er zurückkam, klang sein Bericht nicht sehr ermutigend. »Wir sind zu weit nach Norden gekommen«, sagte er. »Wir müssen einen Weg finden, der uns wieder mehr nach Süden führt. Wenn wir so weitergehen wie bisher, kommen wir in die Ettentäler weit nördlich von Bruchtal. Das ist Troll-Land, und ich kenne es kaum. Wir könnten uns vielleicht zurechtfinden und Bruchtal von Norden her erreichen, aber es würde zu lange dauern, weil ich den Weg nicht weiß und unsere Vorräte nicht reichen würden. So müssen wir uns also irgendwie zur Bruinenfurt durchschlagen.«
    Den Rest des Tages verbrachten sie damit, über felsiges Gelände zu klettern. Sie fanden einen Durchgang zwischen zwei Bergen und gelangten in ein Tal, das sich nach Südosten erstreckte, also in der Richtung, die sie

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