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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Streicher lenkte nun seine Schritte wieder nach Nordosten, und am sechsten Tag erreichten sie den Gipfel eines langen, gemächlich ansteigenden Bergrückens und sahen weit voraus eine Gruppe bewaldeter Berge. Tief unten konnten sie die Straße sehen, die sich um den Fuß der Berge herumwand; und zu ihrer Rechten schimmerte ein grauer Fluss bleich im dünnen Sonnenschein. In der Ferne erkannten sie in einem steinigen und halb von Nebel verschleierten Tal einen zweiten Fluss.
    »Ich fürchte, wir müssen hier wieder eine Zeitlang auf die Straße zurück«, sagte Streicher. »Wir sind jetzt zum Fluss Weißquell gekommen, den die Elben Mitheithel nennen. Er entspringt in den Ettenöden, den Troll-Höhen nördlich von Bruchtal, und vereinigt sich weit im Süden mit der Lautwasser.Von da an nennen ihn manche die Grauflut. Er wird zu einem gewaltigen Strom, bis er schließlich ins Meer mündet. Es gibt keinen anderen Weg hinüber unterhalb seiner Quellen in den Ettenöden als die Letzte Brücke, auf der ihn die Straße überquert.«
    »Welcher Fluss ist denn das, den man dort weit hinten sieht?«, fragte Merry.
    »Das ist die Lautwasser, der Bruinen von Bruchtal«, antwortete Streicher. »Von der Brücke bis zur Bruinenfurt verläuft die Straße auf viele Meilen hart an den Bergen. Aber wie wir über jenen Fluss kommen sollen, darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Immer ein Fluss nach dem anderen! Wir werden von Glück sagen können, wenn wir die Brücke unbesetzt finden.«
    Früh am nächsten Morgen kamen sie wieder hinunter zur Straße. Sam und Streicher gingen voraus, aber sie sahen niemanden zu Fuß oder zu Pferde. Hier im Schatten der Berge hatte es etwas geregnet. Streicher schätzte, dass es zwei Tage her war, und der Regen hatte alle Fußspuren weggewaschen. Kein Reiter war seither vorbeigekommen, soweit sie sehen konnten.
    Sie eilten weiter, so rasch sie vermochten, und nach ein oder zwei Meilen sahen sie die Letzte Brücke vor sich, am Fuße eines kurzen, steilen Hanges. Sie fürchteten, dass dort schwarze Gestalten warten könnten, aber sie sahen keine.
    Streicher ließ sie Deckung nehmen in einem Gebüsch am Straßenrand, während er selbst zur Erkundung vorausging.
    Es dauerte nicht lange, da kam er eilig zurück. »Ich kann keine Spur des Feindes entdecken«, sagte er, »und ich frage mich wirklich, was das bedeutet. Aber ich habe etwas sehr Merkwürdiges gefunden.«
    Er streckte die Hand aus und zeigte einen einzelnen blassgrünen Edelstein. »Ich fand ihn im Straßenschmutz mitten auf der Brücke«, sagte er. »Es ist ein Beryll, ein Elbenstein. Ob er absichtlich dort hingelegt oder zufällig verloren wurde, kann ich nicht sagen. Aber er gibt mir Hoffnung. Ich will ihn als Zeichen dafür ansehen, dass wir die Brücke passieren dürfen; doch auf dem jenseitigen Ufer wage ich nicht auf der Straße zu bleiben ohne ein deutlicheres Zeichen.«
    Sofort gingen sie weiter. Sie überquerten die Brücke ungefährdet und hörten nichts als die Strudel des Wassers an den drei großen Brückenbögen. Nach einer Meile kamen sie in eine enge Schlucht, die nach Norden durch das steile Gelände links der Straße führte. Hier bog Streicher ein, und bald waren sie inmitten einer düsteren Landschaft mit dunklen Bäumen, die sich um den Fuß der finsteren Berge herumzogen.
    Die Hobbits waren froh, die eintönige Ebene und die gefährliche Straße hinter sich zu lassen; aber diese neue Landschaft schien bedrohlich und feindselig zu sein. Als sie weitergingen, wurden die Berge immer höher. Hierund dort erblickten sie auf den Anhöhen und Graten alte Steinwälle und verfallene Türme: Sie sahen unheimlich aus. Frodo, der nicht ging, hatte Zeit, nach vorne zu schauen und nachzudenken. Er erinnerte sich an Bilbos Bericht über seine Wanderung und die bedrohlichen Türme auf den Bergen nördlich der Straße in der Nähe des Trollwaldes, wo er sein erstes ernstliches Abenteuer erlebt hatte. Frodo vermutete, dass sie sich jetzt in derselben Gegend befanden, und fragte sich, ob sie wohl zufällig an ebender Stelle vorbeikommen würden.
    »Wer lebt in diesem Land?«, fragte er. »Und wer hat diese Türme gebaut? Ist dies Troll-Land?«
    »Nein«, sagte Streicher. »Trolle bauen nicht. Niemand lebt in diesem Land. Früher wohnten Menschen hier, vor langen Zeiten; aber jetzt sind keine mehr hier. Sie sind ein böses Volk geworden, wie die Sagen berichten, denn sie verfielen dem Schatten von Angmar. Aber alle gingen zugrunde in dem

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