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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Norden. Denn hier haben Valandils Erben seit vielen Generationen in ununterbrochener Folge von Vater zu Sohn immer gelebt. Unsere Tage haben sich verdunkelt und wir sind wenige geworden; doch immer ist das Schwert in neue Hände übergegangen. Und das will ich Euch sagen, Boromir, ehe ich ende. Einsame Männer sind wir, Waldläufer in der Wildnis, Jäger – aber gejagt haben wir immer die Diener des Feindes; denn sie sind an vielen Orten zu finden, nicht nur in Mordor.
    Wenn Gondor, Boromir, eine tapfere Feste gewesen ist, dann haben wir eine andere Rolle gespielt. Viele böse Dinge gibt es, denen Eure starken Mauern und blitzenden Schwerter nicht Einhalt gebieten. Ihr wisst wenig von den Ländern jenseits Eurer Grenzen. Frieden und Freiheit, sagt Ihr? Der Norden hätte wenig Frieden und Freiheit gehabt, wenn wir nicht gewesen wären. Angst hätte diese Länder vernichtet. Aber wenn finstere Wesen aus den hauslosen Bergen kommen oder aus sonnenlosen Wäldern herauskriechen, dann fliehen sie vor uns. Welche Straßen würde man noch entlangzuziehen wagen, welche Sicherheit gäbe es in ruhigen Ländern oder nachts in den Häusern der einfachen Leute, wenn die Dúnedain nicht wachten oder wenn sie schon alle ins Grab gesunken wären?
    Und doch ernten wir weniger Dank als Ihr. Wanderer betrachten uns mit Argwohn, und die Leute vom Lande geben uns verächtliche Namen. ›Streicher‹ bin ich für einen dicken Mann, der nur einen Tagesmarsch von Feinden entfernt lebt, die sein Herz erstarren lassen oder seine kleine Stadt in Trümmer legen würden, wenn nicht unablässig Wache über ihn gehalten würde. Und doch möchten wir es nicht anders haben. Wenn einfache Leute frei sind von Sorgen und Furcht, werden sie immer einfach sein, und wir müssen im Geheimen wirken, damit sie es bleiben können. Das ist die Aufgabe meiner Gefährten gewesen, während die Jahre verstrichen und das Gras wuchs.
    Aber jetzt ändert sich die Welt wieder einmal. Eine neue Stunde bricht an. Isildurs Fluch ist gefunden. Kampf steht uns bevor. Das Schwert soll neu geschmiedet werden. Ich werde nach Minas Tirith kommen.«
    »Isildurs Fluch sei gefunden, sagt Ihr«, erwiderte Boromir. »Ich habe einen funkelnden Ring in des Halblings Hand gesehen; doch Isildur ist dahingeschieden, ehe dieses Zeitalter der Welt begann, heißt es. Woher wissen die Weisen, dass dieser Ring der seine ist? Und was ist dem Ring im Laufe derJahre widerfahren, ehe er von einem so seltsamen Boten hierher gebracht wurde?«
    »Das soll berichtet werden«, sagte Elrond.
    »Aber jetzt noch nicht, möchte ich bitten, Herr«, rief Bilbo. »Bald steht die Sonne im Mittag, und ich bedarf dringend einer Stärkung.«
    »Ich hatte dich nicht genannt«, sagte Elrond lächelnd. »Doch tue ich es jetzt. Komm! Erzähle uns deine Geschichte. Und wenn du sie noch nicht in Verse gebracht hast, kannst du sie auch in schlichten Worten berichten. Je kürzer du dich fasst, umso eher wirst du dich stärken können.«
    »Sehr wohl«, sagte Bilbo. »Ich werde Eurem Wunsch entsprechen. Doch werde ich jetzt die wahre Geschichte erzählen, und falls einige hier gehört haben, dass ich sie einst anders erzählte« – und er warf Glóin einen seitlichen Blick zu –, »dann bitte ich sie, es zu vergessen und mir zu vergeben. Damals wollte ich nur meinen Besitzanspruch an dem Schatz geltend machen und den Namen Dieb loswerden, der mir zugelegt worden war. Aber vielleicht verstehe ich die Dinge jetzt ein wenig besser. Folgendes ist jedenfalls geschehen.«
    Manchen war Bilbos Geschichte völlig neu, und sie lauschten voll Verwunderung, während der alte Hobbit, keineswegs ungern, sein Abenteuer mit Gollum in aller Ausführlichkeit erzählte. Nicht ein einziges Rätsel ließ er aus. Er hätte sogar über seine Abschiedsfeier und sein Verschwinden aus dem Auenland berichtet, wenn er gedurft hätte; doch Elrond hob die Hand.
    »Gut erzählt, mein Freund«, sagte er. »Aber das reicht jetzt. Im Augenblick genügt es zu wissen, dass der Ring auf Frodo übergegangen ist, deinen Erben. Lass ihn nun sprechen.«
    Weniger bereitwillig als Bilbo schilderte Frodo dann alles, was sich abgespielt hatte seit dem Tage, als er den Ring erhalten hatte. Über jeden Schritt auf seiner Reise von Hobbingen bis zur Bruinen-Furt wurden an ihn Fragen gerichtet und Überlegungen angestellt, und alles, was er noch von den Schwarzen Reitern wusste, wurde erörtert. Schließlich setzte er sich wieder.
    »Nicht schlecht«, sagte Bilbo

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