Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
habe was gesehen; und vielleicht sieht er Dinge, die gar nicht da sind.«
    »Aber dieser war so groß wie eine Ulme und ging – mit Schritten drei Klafter lang, wenn nicht noch mehr.«
    »Dann wett ich, waren sie eben nicht mal so lang. Was Hal gesehen hat, war eben wirklich eine Ulme.«
    »Aber dieser ging, sage ich dir doch; und außerdem gibt es in den Nordmooren keine Ulmen.«
    »Dann kann Hal auch keine gesehen haben«, folgerte Timm. Es wurde gelacht und geklatscht: Die Zuhörer fanden wohl, es stände eins zu null für Timm.
    »Immerhin«, fuhr Sam fort, »kannst du nicht leugnen, dass nicht nur unser Halfast, sondern auch andere Leute seltsames Volk durch das Auenland haben ziehen sehen – hindurchziehen. Und noch mehr werden an den Grenzen zurückgeschickt. Die Grenzer haben niemals so viel zu tun gehabt wie jetzt. Und ich habe gehört, dass die Elben nach Westen ziehen. Sie sagen, sie gehen zu den Häfen, weit jenseits der Weißen Türme.«
    Sam machte eine ungenaue Bewegung mit dem Arm: Weder er noch irgendeiner von ihnen wusste, wie weit es zum Meer war, an den alten Türmen vorbei jenseits der Westgrenzen des Auenlands. Doch war seit alters her bekannt, dass dort die Grauen Anfurten lagen, wo dann und wann Elbenschiffe ihre Segel setzten, um niemals zurückzukehren.
    »Sie segeln, segeln, segeln über die See, sie fahren nach Westen und verlassen uns«, sagte Sam halb singend und schüttelte traurig und bedeutsam den Kopf. Aber Timm lachte.
    »Na, das ist doch nichts Neues, wenn du den alten Erzählungen glaubst. Und ich sehe nicht ein, was es mir oder dir ausmachen soll. Lass sie doch segeln! Aber ich bin sicher, dass du sie nicht dabei beobachtet hast; und überhaupt keiner aus dem Auenland.«
    »Nun, ich weiß nicht«, sagte Sam nachdenklich. Er glaubte einmal im Wald einen Elben gesehen zu haben und hoffte immer noch, eines Tages noch mehr von ihnen zu sehen. Von allen Sagen, die er in seiner Kindheit gehört hatte, waren es immer die Bruchstücke von Märchen und nur halb erinnerten Berichten über die Elben, soweit die Hobbits sie kannten, die ihn am tiefsten bewegt hatten. »Selbst in unserer Gegend gibt es Leute, die die Huldreichen kennen und Nachrichten von ihnen erhalten«, sagte er. »Herr Beutlin zum Beispiel, für den ich arbeite. Er hat mir gesagt, dass sie fortsegeln, und er weiß ein wenig von den Elben. Und der alte Herr Bilbo wusste noch mehr: Oft habe ich mich mit ihm unterhalten, als ich noch ein kleiner Junge war.«
    »Ach, die sind ja beide verdreht«, sagte Timm, »zumindest der alte Bilbo hat gesponnen, und Frodo fängt auch an. Wenn du deine Neuigkeiten von dort beziehst, wird’s dir nie an Unsinn mangeln. So, Freunde, ich mach mich auf den Heimweg. Auf euer Wohl!« Er trank seinen Becher leer und ging geräuschvoll hinaus.
    Sam saß schweigend da und sagte nichts mehr. Er hatte über eine ganze Menge nachzudenken. Zuerst einmal war im Garten von Beutelsend viel zu tun, und morgen würde er einen arbeitsreichen Tag haben, falls sich das Wetter aufklärte. Das Gras wuchs rasch. Aber er hatte mehr auf dem Herzen als nur seine Gartenarbeit. Nach einer Weile seufzte er, stand auf und ging hinaus.
    Es war Anfang April, und der Himmel klärte sich jetzt nach einem starken Regen auf. Die Sonne war untergegangen, und ein kühler, fahler Abend verblasste langsam zur Nacht. Die ersten Sterne standen am Himmel, als Sam heimging durch Hobbingen und den Bühl hinauf, leise vor sich hin pfeifend und ganz in Gedanken versunken.
    Es war gerade zu dieser Zeit, dass Gandalf nach langer Abwesenheit wieder auftauchte. Nach dem Fest war er drei Jahre lang weggeblieben. Dann hatte er Frodo einmal kurz besucht und war, nachdem er ihn sich gut angeschaut hatte, wieder verschwunden. In den nächsten ein oder zwei Jahren war er ziemlich oft gekommen, unerwartet nach der Dämmerung, und ging ohne Gruß vor Sonnenaufgang schon wieder fort. Von seinen eigenen Angelegenheiten und Fahrten erzählte er nichts und wollte wohl hauptsächlich wissen, wie es Frodo gesundheitlich ginge und was er triebe.
    Dann plötzlich hatten seine Besuche aufgehört. Seit über neun Jahren hatte Frodo nichts von ihm gesehen oder gehört, und er glaubte schon fast, der Zauberer werde niemals wiederkommen und habe jedes Interesse an den Hobbits verloren. Aber an jenem Abend, als Sam nach Hause ging und das Dämmerlicht verblasste, hörte er das einstmals vertraute Klopfen am Fenster des Arbeitszimmers.
    Frodo begrüßte

Weitere Kostenlose Bücher