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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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seinen alten Freund überrascht und hocherfreut. Sie sahen sich beide prüfend an.
    »Na, alles in Ordnung?«, fragte Gandalf. »Du siehst aus wie eh und je, Frodo!«
    »Du auch«, antwortete Frodo; aber bei sich dachte er, dass Gandalf älter und bekümmerter aussehe. Er bestürmte ihn mit Fragen, wie es ihm ergangen sei und was es Neues in der weiten Welt gebe, und bald waren sie ins Gespräch vertieft und blieben bis weit in die Nacht auf.
    Am nächsten Morgen saßen der Zauberer und Frodo nach einem späten Frühstück am offenen Fenster des Arbeitszimmers. Ein Feuer prasselte im Kamin, aber die Sonne schien warm und der Wind wehte von Süden. Alles sah frisch aus, und das junge Frühlingsgrün schimmerte auf den Feldern und auf den Zweigspitzen der Bäume.
    Gandalf dachte an einen Frühling vor fast achtzig Jahren, als Bilbo ohne Taschentuch von Beutelsend weggelaufen war. Sein Haar war vielleicht weißer als damals, sein Bart und seine Augenbrauen vielleicht länger und sein Gesicht zerfurchter von Sorgen und Weisheit; aber seine Augen strahlten wie eh und je, und er rauchte und blies Rauchringe mit derselben Kraft und demselben Behagen.
    Jetzt rauchte er schweigend, denn Frodo war tief in Gedanken versunken. Noch in der Helligkeit des Morgens verspürte er den dunklen Schatten der Nachrichten, die Gandalf mitgebracht hatte. Schließlich brach er das Schweigen.
    »Gestern Abend hast du angefangen, mir merkwürdige Dinge über meinen Ring zu erzählen, Gandalf«, sagte er. »Und dann hast du innegehalten und gemeint, solche Sachen ließe man besser ruhen bis zum helllichten Tage. Findest du nicht, dass du nun fortfahren solltest? Du sagtest, der Ring sei gefährlich, viel gefährlicher, als ich es mir vorstellen kann. In welcher Beziehung?«
    »In mancher Beziehung«, antwortete der Zauberer. »Er ist viel mächtiger, als ich zuerst zu denken wagte, so machtvoll, dass er zuletzt jeden Sterblichen, der ihn besitzt, völlig unterwerfen würde. Der Ring würde dann ihn beherrschen.
    Vor langer Zeit wurden in Eregion viele Elbenringe hergestellt, Zauberringe, wie ihr sie nennt, und es gab natürlich verschiedene Arten: Manche waren mehr und manche weniger wirksam. Die weniger wirksamen Ringe waren nur Versuche in der Kunst, ehe sie voll entwickelt war, und für die Elbenschmiede waren sie bloße Kleinigkeiten – und dennoch meiner Ansicht nach gefährlich für Sterbliche. Doch die Großen Ringe, die Ringe der Macht, waren verderbenbringend.
    Ein Sterblicher, Frodo, der einen der Großen Ringe trägt, stirbt nicht, aber er wächst auch nicht und bereichert nicht sein Leben. Er lebt einfach fort, bis zuletzt jede Minute nur noch in endloser Müdigkeit verstreicht. Und wenn er den Ring oft benutzt, um sich unsichtbar zu machen, schwindet er, bis er schließlich ständig unsichtbar ist und im Zwielicht wandelt unter dem Auge der Dunklen Macht, die die Ringe beherrscht. Ja, früher oder später – später, wenn er zuerst stark ist oder keine bösen Absichten hat, doch werden wederStärke noch gute Absichten von Dauer sein – früher oder später wird die Dunkle Macht ihn verschlingen.«
    »Wie entsetzlich!«, sagte Frodo. Lange herrschte wieder Schweigen. Vom Garten herein drang das Klappern von Sam Gamdschies Schere, der den Rasen schnitt.
    »Wie lange weißt du das schon?«, fragte Frodo schließlich. »Und wie viel wusste Bilbo?«
    »Bilbo wusste bestimmt nicht mehr als das, was er dir erzählt hat«, sagte Gandalf. »Gewiss hätte er etwas, das er für gefährlich hielt, nicht an dich weitergegeben, nicht einmal, nachdem ich ihm versprochen hatte, mich um dich zu kümmern. Er hielt den Ring für sehr schön und für sehr nützlich im Notfall; und wenn irgendetwas nicht stimmte oder sonderbar war, dann, glaubte er, läge es an ihm. Er sagte, der Ring habe ihn ›bedrückt‹, und er sei ständig um ihn in Sorge gewesen; aber er hat nicht vermutet, dass der Ring daran schuld war. Obwohl er festgestellt hatte, dass man auf ihn aufpassen musste; der Ring schien nicht immer die gleiche Größe oder das gleiche Gewicht zu haben; er wurde auf sonderbare Weise einmal enger, einmal weiter und konnte plötzlich von einem Finger gleiten, auf dem er fest gesessen hatte.«
    »Ja, davor hat er mich in seinem letzten Brief gewarnt«, sagte Frodo. »Deshalb habe ich den Ring immer an einem Kettchen.«
    »Sehr weise«, erwiderte Gandalf. »Aber was Bilbos langes Leben betrifft, so hat er das niemals mit dem Ring in Verbindung

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