Der Herr der Ringe
gefällt mir nicht; und wir sind vor ihm gewarnt worden. Ich wünschte, die Jagd hätte woandershin geführt!«
»Ich glaube nicht, dass der Wald böse ist, was immer die Sagen berichten mögen«, sagte Legolas. Er stand am Saum des Waldes, nach vorn gebückt, als ob er lauschte, und starrte mit weit offenen Augen in die Schatten. »Nein, er ist nicht böse; oder das Böse, das es in ihm gibt, ist weit weg. Ich empfange nur ein ganz schwaches Echo von dunklen Orten, wo die Herzen der Bäume schwarz sind. In unserer Nähe ist keine Bosheit; aber ich spüre Wachsamkeit und Zorn.«
»Nun, er hat keinen Grund, auf mich zornig zu sein«, sagte Gimli. »Ich habe ihm nichts zuleide getan.«
»Das ist gut«, sagte Legolas. »Aber dennoch hat er Schaden genommen. Irgendetwas geschieht da drinnen oder wird geschehen. Spürt ihr nicht die Spannung? Es nimmt mir den Atem.«
»Ich spüre, dass die Luft stickig ist«, sagte der Zwerg. »Dieser Wald ist lichter als Düsterwald, aber er ist muffig und schäbig.«
»Er ist alt, sehr alt«, sagte der Elb. »So alt, dass ich mich fast wieder jung fühle, wie ich mich nicht gefühlt habe, seit ich mit euch Kindern wandere. Er ist alt und voller Erinnerung. Ich könnte hier glücklich sein, wenn ich in friedlichen Tagen hergekommen wäre.«
»Das will ich glauben«, schnaubte Gimli. »Du bist eben ein Waldelb, obwohl Elben aller Art seltsame Leute sind. Dennoch tröstest du mich. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Aber halte deinen Bogen griffbereit, und ich will meine Axt locker im Gürtel tragen. Nicht, um sie bei Bäumen zu verwenden«, fügte er hastig hinzu und schaute zu dem Baum auf, unter dem sie standen. »Ich möchte nicht unversehens diesen alten Mann treffen, ohne etwas Schlagkräftiges bei der Hand zu haben, das ist alles. Lasst uns gehen!«
Damit machten sich die drei Jäger in den Wald auf. Legolas und Gimli überließen es Aragorn, die Spur zu finden. Es gab wenig für ihn zu sehen. Der Waldboden war trocken und mit einer Schicht Blätter bedeckt; aber da er vermutete, dass die Flüchtenden sich nahe am Wasser gehalten hatten, kehrte er oft zum Flussufer zurück. So kam er zu der Stelle, an der Merry und Pippin getrunken und ihre Füße gebadet hatten. Dort waren, für alledeutlich zu sehen, die Fußabdrücke von zwei Hobbits, der eine etwas kleiner als der andere.
»Das ist eine gute Botschaft«, sagte Aragorn. »Allerdings sind die Spuren zwei Tage alt. Und es scheint, dass die Hobbits an dieser Stelle das Ufer verlassen haben.«
»Was sollen wir denn nun tun?«, sagte Gimli. »Wir können sie doch nicht durch die ganze Festung Fangorn verfolgen. Wir sind schlecht ausgerüstet hierher gekommen. Finden wir sie nicht bald, werden wir ihnen nichts mehr nützen, sondern uns nur neben sie setzen können und ihnen unsere Freundschaft dadurch beweisen, dass wir gemeinsam verhungern.«
»Wenn das wirklich alles ist, was wir tun können, dann müssen wir es tun«, sagte Aragorn. »Lasst uns weitergehen.«
Schließlich kamen sie zu dem jähen Steilhang von Baumbarts Berg und schauten hinauf zu der Felswand und den unebenen Stufen, die zu der hohen Felsplatte führten. Sonnenstrahlen brachen durch die eilenden Wolken, und der Wald sah jetzt weniger grau und düster aus.
»Lasst uns hinaufgehen und uns umschauen«, sagte Legolas. »Mir stockt immer noch der Atem. Ich würde gern eine Weile frischere Luft genießen.«
Die Gefährten kletterten hinauf. Aragorn kam als Letzter und ging langsam: Er überprüfte die Stufen und Vorsprünge genau.
»Ich bin fast sicher, dass die Hobbits hier oben waren«, sagte er. »Aber da sind noch andere Spuren, sehr seltsame Spuren, die ich nicht begreife. Ich bin gespannt, ob wir von diesem Felsgesims aus etwas sehen werden, das uns erraten lässt, wie sie weitergegangen sind!«
Er trat hinauf und blickte sich um, aber er sah nichts, was irgendwie nützte. Die Felsplatte schaute nach Süden und Osten; aber nur im Osten war die Aussicht frei. Dort konnte er die Wipfel der Bäume sehen, die in Reihen zur Ebene abfielen, aus der die Gefährten gekommen waren.
»Wir haben einen langen Umweg gemacht«, sagte Legolas. »Wir hätten alle zusammen gefahrlos hierhergelangen können, wenn wir den Großen Strom am zweiten oder dritten Tag verlassen und uns nach Westen geschlagen hätten. Wenige können voraussehen, wohin ihr Weg sie führt, ehe sie an seinem Ende angelangt sind.«
»Aber wir wollten gar nicht nach Fangorn kommen«,
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