Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
sagte Gimli.
    »Dennoch sind wir hier – und hübsch im Netz gefangen«, sagte Legolas. »Schaut!«
    »Wohin schauen?«, fragte Gimli.
    »Dort zwischen den Bäumen.«
    »Wo? Ich habe keine Elbenaugen.«
    »Pst! Sprich leiser! Schau!«, sagte Legolas und zeigte hinunter. »Dort unten im Wald, auf dem Weg, den wir gerade gekommen sind. Er ist es. Kannst du ihn nicht sehen, wie er von Baum zu Baum geht?«
    »Ja, jetzt sehe ich ihn!«, zischte Gimli. »Schau, Aragorn! Habe ich euch nicht gewarnt? Da ist der alte Mann. Ganz in schmutzigen grauen Lumpen: Darum habe ich ihn zuerst nicht sehen können.«
    Aragorn erblickte eine gebeugte Gestalt, die sich langsam bewegte. Der Mann war nicht weit weg und sah wie ein alter Bettler aus, der müde dahinzog und sich auf einen derben Stock stützte. Er hielt den Kopf gesenkt und schaute nicht zu ihnen auf. In anderen Landen hätten sie ihn mit freundlichen Worten begrüßt; doch jetzt standen sie stumm da, und jeder empfand eine seltsame Erwartung: Etwas näherte sich, das eine verborgene Macht besaß – oder etwas Bedrohliches.
    Gimli starrte eine Weile mit weit aufgerissenen Augen, während die Gestalt Schritt um Schritt näher kam. Dann vermochte er sich plötzlich nicht mehr zu beherrschen und platzte heraus: »Dein Bogen, Legolas! Spanne ihn! Mach dich bereit! Es ist Saruman. Lass ihn nicht reden oder uns durch einen Zauber blenden! Schieß zuerst!«
    Legolas nahm seinen Bogen und spannte ihn, langsam, und als ob ein anderer Wille ihm Widerstand leistete. Er hielt einen Pfeil locker in der Hand, legte ihn aber nicht auf die Sehne. Aragorn stand schweigend da, sein Gesicht war wachsam und angespannt. »Warum wartest du? Was ist mit dir los?«, zischte Gimli flüsternd.
    »Legolas hat recht«, sagte Aragorn ruhig. »Wir dürfen nicht auf einen alten Mann schießen, so unvermutet und ohne ihn angerufen zu haben, welche Furcht oder welcher Zweifel auch immer auf uns liegt. Beobachtet ihn und wartet ab!«
    In diesem Augenblick beschleunigte der alte Mann seinen Schritt und kam mit überraschender Schnelligkeit zum Fuß der Felswand. Dann schaute er plötzlich auf, während die anderen reglos dastanden und zu ihm hinunterblickten. Es war kein Laut zu hören.
    Sie konnten sein Gesicht nicht sehen: Er trug eine Kapuze und über der Kapuze einen breitkrempigen Hut, sodass seine Züge bis auf die Nasenspitze und den grauen Bart beschattet waren. Dennoch glaubte Aragorn ein Funkeln scharfer und leuchtender Augen unter den von der Kapuze beschatteten Brauen gesehen zu haben.
    Schließlich brach der alte Mann das Schweigen. »Wahrlich gut, dass ich euch treffe, meine Freunde«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich möchte mit euch reden. Wollt ihr herunterkommen oder soll ich hinaufkommen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, begann er hinaufzusteigen.
    »Jetzt!«, rief Gimli. »Halte ihn auf, Legolas!«
    »Habe ich nicht gesagt, dass ich mit euch reden möchte?«, fragte der alte Mann. »Leg den Bogen weg, Herr Elb!«
    Bogen und Pfeil fielen Legolas aus den Händen, und seine Arme hingen schlaff herab.
    »Und du, Herr Zwerg, nimm bitte die Hand vom Axtgriff, bis ich oben bin! Du wirst keine solchen schlagkräftigen Argumente brauchen.«
    Gimli fuhr zusammen und stand reglos wie ein Stein da und starrte, während der alte Mann die rohen Stufen hurtig wie eine Ziege hinaufsprang. Alle Müdigkeit schien von ihm abgefallen zu sein. Als er auf die Felsplatte trat, leuchtete etwas auf, zu kurz, als dass man hätte sicher sein können, aber ein rasches Aufblitzen von Weiß ließ vermuten, dass ein von den grauen Lumpen verhülltes weißes Gewand einen kurzen Augenblick durchschimmerte. Gimlis Atemholen war in der Stille als ein lautes Zischen zu hören.
    »Gut, dass ich euch treffe, sage ich noch einmal«, sagte der alte Mann und kam auf sie zu. Als er ein paar Schritte vor ihnen war, blieb er stehen, beugte sich über seinen Stab, streckte den Kopf vor und sah sie unter seiner Kapuze scharf an. »Und was mögt ihr wohl in dieser Gegend tun? Ein Elb, ein Mensch und ein Zwerg, und alle auf elbische Weise gekleidet. Zweifellos gibt es eine Geschichte hinter alledem, die zu hören sich lohnt. Solche Dinge sieht man hier nicht oft.«
    »Ihr sprecht wie einer, der Fangorn gut kennt«, sagte Aragorn. »Ist dem so?«
    »Nicht gut«, sagte der alte Mann. »Das würde den Lerneifer vieler Lebenszeiten erfordern. Aber ich komme ab und zu hierher.«
    »Dürften wir Euren Namen erfahren und dann hören, was Ihr

Weitere Kostenlose Bücher