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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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weites graues Meer. Sie waren von der Wegkreuzung aus etwa vier Stunden geritten, als sie sich den Furten näherten. Lange Hänge zogen sich schnell hinunter, wo sich der Fluss zwischen hohen, grasbestandenen Geländestufen über steinigen Untiefen ausdehnte. Vom Wind herübergetragen, hörten sie das Heulen von Wölfen. Ihre Herzen waren schwer, denn sie gedachten der vielen Mannen, die an dieser Stelle im Kampf gefallen waren.
    Die Straße tauchte ein zwischen steilen Rasenböschungen und bahnte sich ihren Weg durch die Geländestufen bis zum Flussufer und dann auf der anderen Seite wieder empor. Es gab drei Reihen flacher Trittsteine über den Fluss und zwischen ihnen für die Pferde Furten, die von beiden Ufern aus zu einem kahlen Werder in der Mitte führten. Die Reiter blickten hinunter auf den Übergang, und er kam ihnen seltsam vor; denn die Furten waren immer eine Stätte gewesen, die erfüllt war von dem Tosen und Plätschern von Wasser über Steine; doch jetzt war es hier still. Das Flussbett war fast trocken, eine öde Wüste von grobem Kies und grauem Sand.
    »Das ist eine trostlose Stätte geworden«, sagte Éomer. »Welche Krankheit hat den Fluss befallen? Viele schöne Dinge hat Saruman zerstört. Hat er auch die Quellen des Isen vernichtet?«
    »So scheint es«, sagte Gandalf.
    »O weh!«, sagte Théoden. »Müssen wir diesen Weg nehmen, wo die Aas-Tiere so viele gute Reiter der Mark verschlingen?«
    »Das ist unser Weg«, sagte Gandalf. »Schmerzlich ist der Tod Eurer Mannen; doch werdet Ihr sehen, dass zumindest die Wölfe des Gebirges sie nicht verschlingen. An ihren Freunden, den Orks, tun sie sich gütlich; das ist es, was ihresgleichen unter Freundschaft versteht. Kommt!«
    Sie ritten zum Fluss hinunter, und als sie näher kamen, hörten die Wölfe mit ihrem Geheul auf und schlichen davon. Angst befiel sie, als sie Gandalf im Mondschein sahen und Schattenfell, sein Pferd, das wie Silber glänzte. Die Reiter überquerten die Furt bis zu der kleinen Insel, und glitzernde Augen beobachteten sie matt aus den Schatten der Ufer.
    »Schaut!«, sagte Gandalf. »Hier haben Freunde gearbeitet.«
    Und sie sahen, dass in der Mitte des Werders ein Hügelgrab errichtet war, umgeben von einem Kreis aus Steinen und vielen in den Boden gesteckten Speeren.
    »Hier liegen alle Menschen der Mark, die in der Nähe dieses Ortes gefallen sind«, sagte Gandalf.
    »Hier lasst sie ruhen!«, sagte Éomer. »Und wenn ihre Speere vermodert und verrostet sind, möge ihr Hügelgrab noch lange hier stehen und die Furten des Isen bewachen!«
    »Ist das auch Euer Werk, Gandalf, mein Freund?«, fragte Théoden. »Ihr vollbringt viel an einem Abend und in einer Nacht!«
    »Mit Hilfe von Schattenfell – und anderen«, sagte Gandalf. »Ich ritt schnell und weit. Doch hier an diesem Hügelgrab will ich das zu Eurem Trost sagen: Viele fielen in den Kämpfen an den Furten, aber weniger, als das Gerücht besagte. Es wurden mehr verstreut als erschlagen; ich sammelte alle, die ich finden konnte. Einige von ihnen schickte ich zu Erkenbrand; einige setzte ich für die Arbeit ein, die Ihr hier seht, und sie sind inzwischen nach Edoras zurückgekehrt. Schon vorher hatte ich viele andere dorthin geschickt, damit sie Euer Haus beschützen. Saruman hatte, wie ich wusste, seine ganze Streitmacht gegen Euch in Marsch gesetzt, und seine Diener hatten alle anderen Aufträge beiseite gelassen und waren nach Helms Klamm gegangen: Die Lande schienen frei von Feinden; indes fürchtete ich, dass Wolfreiter und Plünderer dennoch nach Meduseld reiten könnten, während es unverteidigt war. Doch jetzt, glaube ich, braucht Ihr nichts zu fürchten: Ihr werdet Euer Haus wohlvorbereitet auf Eure Rückkehr finden.«
    »Und froh werde ich sein, es wiederzusehen«, sagte Théoden, »obwohl mein Aufenthalt dort, daran zweifle ich nicht, jetzt nur kurz sein wird.«
    Damit sagte die Gruppe der Insel und dem Hügelgrab Lebewohl und überquerte den Fluss und erklomm das andere Ufer. Dann ritten sie weiter, froh,die traurigen Furten hinter sich zu lassen. Als sie sich entfernten, brach das Geheul der Wölfe von neuem aus.
    Hier war eine uralte Straße, die von Isengart herab zu dem Flussübergang führte. Ein Stück verlief sie neben dem Fluss, zuerst nach Osten und dann nach Norden; doch zuletzt verließ sie den Fluss und führte geradewegs zu den Toren von Isengart; und diese lagen unter der Bergseite im Westen des Tals, sechzehn Meilen oder mehr vom Talausgang

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