Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
jetzt zusammen auf einem Pferd; und sie hielten sich dicht neben Gandalf, denn Gimli hatte Angst vor dem Wald.
    »Es ist heiß hier drinnen«, sagte Legolas zu Gandalf. »Ich spüre einen großen Zorn um mich. Merkst du auch, wie die Luft in deinen Ohren pocht?«
    »Ja«, sagte Gandalf.
    »Was ist aus den unglücklichen Orks geworden?«, fragte Legolas.
    »Das, glaube ich, wird keiner jemals erfahren«, sagte Gandalf.
    Eine Weile ritten sie schweigend weiter; aber Legolas schaute immer von einer Seite zur anderen und hätte oft angehalten, um auf die Geräusche des Waldes zu lauschen, wenn Gimli es erlaubt hätte.
    »Das sind die seltsamsten Bäume, die ich je gesehen habe«, sagte er. »Und ich habe so manche Eiche aus der Eichel bis zum Siechtum des Alters heranwachsen sehen. Ich wünschte, ich hätte jetzt Muße, um unter ihnen herumzuwandern: Sie haben Stimmen, und mit der Zeit könnte ich vielleicht ihre Gedanken verstehen.«
    »Nein, nein!«, sagte Gimli. »Wir wollen sie in Ruhe lassen! Ich errate ihre Gedanken schon: Hass auf alles, was auf zwei Beinen geht; und ihr Gespräch dreht sich um Zermalmen und Erdrosseln.«
    »Nicht Hass auf alles, was auf zwei Beinen geht«, sagte Legolas. »Da irrst du dich, glaube ich. Sie hassen die Orks. Denn die Bäume sind nicht von hier und wissen wenig von Elben und Menschen. Weit entfernt sind die Täler, aus denen sie stammen. Aus der Tiefe Fangorns, Gimli, kommen sie vermutlich.«
    »Dann ist das der gefährlichste Wald in Mittelerde«, sagte Gimli. »Ich sollte dankbar sein für die Rolle, die sie gespielt haben, aber ich liebe sie nicht. Du magst sie wundervoll finden, doch ich habe ein größeres Wunder in diesem Land gesehen, schöner als jeder Hain und jedes Gehölz, die je wuchsen: Mein Herz ist noch ganz erfüllt davon.
    Seltsam ist die Art der Menschen, Legolas! Hier haben sie eines der Wunder der Nördlichen Welt, und was sagen sie darüber? Höhlen, sagen sie! Höhlen! Löcher, in die man sich in Kriegszeiten flüchtet, in denen man Futter aufbewahrt! Mein lieber Legolas, weißt du, dass die Grotten von Helms Klamm weit und schön sind? Die Zwerge würden eine endlose Wallfahrt unternehmen, bloß um sie zu betrachten, wenn es nur bekannt wäre, dass es solche Dinge gibt. O ja, sie würden wahrlich reines Gold dafür geben, wenn sie nur einen kurzen Blick darauf werfen könnten!«
    »Und ich würde Gold dafür geben, um mich davon freizukaufen«, sagte Legolas. »Und doppelt so viel, um wieder herausgelassen zu werden, wenn ich mich in ihnen verirrte.«
    »Du hast sie nicht gesehen, deshalb verzeihe ich dir deinen Scherz«, sagte Gimli. »Aber du redest wie ein Narr. Findest du jene Hallen schön, wo euer König unter dem Berg in Düsterwald wohnt, und bei deren Erschaffung Zwerge vor langer Zeit halfen? Sie sind nur elende Löcher im Vergleich zu den Grotten, die ich hier gesehen habe: unermessliche Hallen, erfüllt von einer ewigwährenden Musik des Wassers, das hinuntertröpfelt in Teiche, so schön wie Kheled-zâram im Sternenlicht.
    Und, Legolas, wenn die Fackeln angezündet werden und Menschen auf den sandigen Böden unter den widerhallenden Gewölben einhergehen, ah, dann, Legolas, dann glitzern Edelsteine und Kristalle und Adern von edlen Erzen in den geglätteten Wänden; und das Licht leuchtet durch Marmorfalten, muschelgleich, durchscheinend wie die lebendigen Hände der Königin Galadriel. Da sind weiße und safrangelbe Säulen und rosige wie die Morgenröte, Legolas, geriffelt und verschlungen in traumhaften Formen; sie streben von vielfarbigen Böden empor zu den Schlusssteinen des Daches: Flügel, Stränge, Vorhänge, so zart wie gefrorene Wolken; Speere, Banner, Zinnen von hängenden Palästen! Stille Seen spiegeln sie wider: Eine schimmernde Welt schaut herauf aus dunklen Weihern, bedeckt mit klarem Glas; Städte, wie Durins Geist sie sich kaum im Schlaf hätte ausmalen können, erstrecken sich über Prachtstraßen und Säulenhöfe bis zu den dunklen Winkeln, in die kein Licht dringen kann. Und plink! ein silberner Tropfen fällt, und die runden Wellenkreise auf dem Glas lassen alle Türme sich verbeugen, und wie Wasserpflanzen und Korallen in einer Meeresgrotte wogen sie. Dann wird es Abend: Sie verblassen und verbleichen; die Fackeln ziehen weiter in eine andere Kammer und einen anderen Traum. Da ist eine Kammer nach der anderen, Legolas; eine Halle schließt sich an die andere, ein Gewölbe ans andere, Treppe auf Treppe; und immer weiter

Weitere Kostenlose Bücher