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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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dröhnten. Dampfwolken, auf die von unten rotes oder giftgrünes Licht fiel, strömten des Nachts aus den Schloten.
    Alle Straßen liefen zwischen ihren Ketten auf den Mittelpunkt zu. Dort stand ein Turm von wunderbarer Form. Er war von den alten Baumeistern gestaltet worden, die den Ring von Isengart eingeebnet hatten, und doch schien er ein Gebilde zu sein, das nicht von Menschenhand gefertigt, sondern dereinst bei der Folterung der Berge aus dem Gebein der Erde herausgerissen worden war. Eine Bergspitze war er und eine Felseninsel, schwarz und hart glänzend: Vier mächtige Pfeiler aus vielseitigem Stein waren zu einem verbunden, doch nahe dem Gipfel liefen sie in klaffende Spitzen aus, ihre Zinnen waren hart wie Speerspitzen und scharfkantig wie Messer. Zwischen ihnen war ein schmaler Raum, und dort konnte ein Mann auf einem Boden aus geglättetem Stein, mit seltsamen Zeichen beschriftet, fünfhundert Fuß über der Ebene stehen. Das war Orthanc, Sarumans Burg, deren Name (mit Absicht oder durch Zufall) eine zwiefältige Bedeutung hatte; denn in der elbischen Sprache bedeutet orthanc Spitzberg, aber in der alten Sprache der Mark Arglistiger Geist.
    Eine starke Festung und wunderbar war Isengart, und lange war es schön gewesen; und mächtige Herren hatten dort gewohnt, Gondors Verweser im Westen, und weise Männer hatten die Sterne beobachtet. Aber Saruman hatte es allmählich seinen sich ändernden Plänen angepasst und verbessert, wie er glaubte, doch täuschte er sich – denn alle jene Zauberkünste und hinterlistigen Vorhaben, um derentwillen er seiner früheren Weisheit entsagt hatte und die er leichtgläubig für seine eigenen hielt, kamen nur aus Mordor; daher war das, was er machte, ein Nichts – nur eine kleine Nachahmung, der Entwurf eines Kindes oder die Schmeichelei eines Sklaven, jener gewaltigen Festung und Waffenkammer, jenes Gefängnisses, der Brutstätte großer Macht: Barad-dûrs, des Dunklen Turms, der keinen Nebenbuhler duldete und über Schmeichelei lachte und den rechten Augenblick abwarten konnte, siegessicher in seinem Stolz und seiner unermesslichen Stärke.
    Das war Sarumans Feste, wie das Gerücht besagte; denn seit Menschengedenken hatten die Bewohner von Rohan seine Tore nicht durchschritten, abgesehen vielleicht von einigen wenigen wie Schlangenzunge, die heimlich kamen und keinem Menschen erzählten, was sie gesehen hatten.
    Jetzt ritt Gandalf zu der großen Säule mit der Hand und an ihr vorbei; und während er das tat, sahen die Reiter zu ihrer Verwunderung, dass die Hand nicht länger weiß zu sein schien. Sie war befleckt wie mit getrocknetem Blut; und als sie genauer hinschauten, erkannten sie, dass ihre Nägel rot waren. Ohne darauf zu achten, ritt Gandalf weiter in den Nebel, und widerstrebend folgten sie ihm.
    Ringsum erstreckten sich nun, als ob es eine plötzliche Flut gegeben hätte, breite Wassertümpel neben der Straße, füllten die Senken aus, und Rinnsale rieselten zwischen den Steinen.
    Schließlich hielt Gandalf an und winkte ihnen; und sie kamen und sahen, dass sich hinter ihm der Nebel verzogen hatte und eine blasse Sonne schien. Die Mittagsstunde war vorüber. Sie waren an den Toren von Isengart angelangt.
    Aber die Tore waren herausgerissen und lagen beschädigt auf dem Boden. Und ringsum waren weit und breit Steine verstreut, zersprungen und zersplittert in unzählige zackige Bruchstücke oder zu Trümmerhaufen aufgetürmt. Der große Torbogen stand noch, aber er führte jetzt in einen dachlosen Abgrund: Der unterirdische Gang war bloßgelegt, und in die klippenähnlichen Wälle an beiden Seiten waren große Spalten und Breschen gerissen; ihre Türme waren zu Staub zertrümmert. Hätte sich das Große Meer im Zorn erhoben und wäre in einem wilden Sturm auf die Berge niedergestürzt, es hätte keine größere Zerstörung anrichten können.
    Der Ring hinter dem Tor war mit dampfendem Wasser gefüllt: ein brodelnder Kessel, in dem Trümmer von Balken und Rundhölzern, Kisten und Kästen und zerbrochenes Gerät schwammen und trieben. Verbogene und schrägstehende Säulen ragten mit ihren geborstenen Schäften über die Flut hinaus, aber alle Straßen waren überschwemmt. Fern schien die Stelle zu sein, halb verschleiert in einer wallenden Wolke, wo sich die Felseninsel erhob. Dunkel und hoch, ungebrochen von dem Sturm, stand noch der Turm von Orthanc. Fahles Wasser umspülte seinen Fuß.
    Der König und seine Begleitung saßen schweigend auf ihren Pferden und

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