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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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entfernt. Dieser Straße folgten sie, aber sie ritten nicht auf ihr; denn der Boden daneben war fest und eben und auf viele Meilen mit kurzem, federndem Rasen bedeckt. Sie ritten jetzt schneller, und um Mitternacht lagen die Furten fast fünf Wegstunden hinter ihnen. Dann hielten sie an und beendeten den Nachtritt, denn der König war müde. Sie waren am Fuß des Nebelgebirges angelangt, und die langen Ausläufer des Nan Curunír reckten sich ihnen entgegen. Dunkel lag das Tal vor ihnen, denn der Mond stand jetzt im Westen, und sein Licht wurde von den Bergen verdeckt. Doch aus den tiefen Schatten des Tals stieg eine riesige Säule von Rauch und Dampf auf; da sie hoch emporragte, fing sie die Strahlen des untergehenden Mondes auf und breitete sich in schwarz und silbern schimmernden Schwaden über den gestirnten Himmel.
    »Was hältst du davon, Gandalf?«, fragte Aragorn. »Man würde meinen, das ganze Zauberer-Tal stehe in Brand.«
    »Heutzutage liegt immer Dunst über diesem Tal«, sagte Éomer. »Aber nie zuvor habe ich etwas Derartiges gesehen. Das ist eher Dampf als Rauch. Saruman heckt irgendeine Teufelei aus, um uns zu begrüßen. Vielleicht kocht er das ganze Wasser des Isen, und das ist der Grund, warum der Fluss ausgetrocknet ist.«
    »Vielleicht«, sagte Gandalf. »Morgen werden wir erfahren, was er tut. Nun lasst uns eine Weile ruhen, wenn wir können.«
    Sie lagerten neben dem Flussbett des Isen; es war immer noch still und leer. Einige von ihnen schliefen ein wenig. Doch später in der Nacht schrien die Wachen auf, und alle erwachten. Der Mond war verschwunden; Sterne standen am Himmel. Aber über den Boden kroch eine Dunkelheit, die schwärzer war als die Nacht. Auf beiden Seiten des Flusses wälzte sie sich auf sie zu und an ihnen vorbei nach Norden.
    »Bleibt, wo ihr seid!«, sagte Gandalf. »Zieht keine Waffen! Wartet! Und es wird an euch vorbeiziehen!«
    Ein Nebel sammelte sich um sie. Über ihnen schimmerten schwach ein paar Sterne; aber auf beiden Seiten erhoben sich Mauern von undurchdringlicher Finsternis; sie waren in einer schmalen Schneise zwischen sich bewegenden Schattentürmen. Stimmen hörten sie, Flüstern und Ächzen und ein endloses, raschelndes Seufzen; die Erde bebte unter ihnen. Lange erschien es ihnen, dass sie da saßen und sich fürchteten; doch schließlich waren dieDunkelheit und das Geräusch vorbeigezogen und verschwanden zwischen den Ausläufern des Gebirges.
    Weit im Süden auf der Hornburg hörten die Menschen mitten in der Nacht einen großen Lärm wie einen Wind im Tal, und der Boden erzitterte; und alle fürchteten sich, und keiner wagte hinauszugehen. Doch am Morgen gingen sie hinaus und waren erstaunt; denn die erschlagenen Orks waren fort, und die Bäume auch. Weit hinunter in das Tal der Klamm war das Gras niedergetreten und braungetrampelt, als ob Riesen-Hirten große Viehherden dort hätten weiden lassen; doch eine Meile unterhalb des Deichs war eine gewaltige Grube in der Erde ausgehoben worden, und auf ihr waren Steine zu einem Berg angehäuft. Die Menschen glaubten, dass die Orks, die sie erschlagen hatten, dort begraben waren; aber ob jene, die in den Wald geflohen waren, dabei waren, konnte keiner sagen, denn niemand setzte jemals den Fuß auf jenen Berg. Die Todeshöhe wurde er später genannt, und kein Gras wollte dort wachsen. Aber die seltsamen Bäume wurden niemals wieder im Klammtal gesehen; sie waren des Nachts zurückgegangen und weit gewandert bis zu den dunklen Tälern von Fangorn. So hatten sie sich an den Orks gerächt.
    Der König und seine Begleitung schliefen in jener Nacht nicht mehr; aber sie sahen und hörten sonst nichts Seltsames, mit einer Ausnahme: Die Stimme des Flusses neben ihnen erwachte plötzlich. Es gab ein Rauschen von Wasser, das zwischen den Steinen hinabstürzte; und als es vorüber war, floss und sprudelte der Isen wieder in seinem Bett wie eh und je.
    Im Morgengrauen machten sie sich bereit weiterzureiten. Das Licht kam grau und blass, und sie sahen die Sonne nicht aufgehen. Die Luft war schwer von Nebel, und Qualm hing über dem Land. Sie ritten langsam, und jetzt auf der Straße. Sie war breit und hart und gut gepflegt. Undeutlich konnten sie durch den Dunst die langen Ausläufer des Gebirges erkennen, das zu ihrer Linken aufragte. Sie waren nach Nan Curunír gekommen, in das Zauberer-Tal. Es war ein geschütztes Tal und nur nach Süden offen. Einstmals war es schön und grün gewesen, und der Isen durchfloss es, der

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