Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
Abenddämmerung, und die Leute, denen Faramirs Rückkehr neuen Mut gemacht hatte, verzagten wieder. Die geflügelten Schatten wurden an diesem Tage nicht gesehen, doch dann und wann ertönte hoch über der Stadt ein schwacher Schrei, und viele, die ihn hörten, wurden von einem flüchtigen Schrecken gepackt, während die weniger Beherzten zitterten und weinten.
    Und nun war Faramir wieder fort. »Sie lassen ihm keine Ruhe«, murmelten einige. »Der Herr schindet ihn, und nun muss er Dienst für zwei tun, seinen eigenen und für den, der nicht zurückkehren wird.« Und immer schauten die Leute gen Norden und fragten: »Wo sind die Reiter von Rohan?«
    Tatsächlich war Faramir nicht aus freier Entscheidung gegangen. Doch der Herr der Stadt beherrschte seinen Rat, und an jenem Tag war er nicht in Stimmung, sich anderen zu beugen. Früh am Morgen war der Rat einberufen worden. Alle Heerführer waren der Meinung gewesen, dass angesichts der Bedrohung im Süden ihre Streitmacht zu schwach wäre, als dass sie von sich aus einen Angriff unternehmen könnten, es sei denn, dass vielleicht die Reiter von Rohan noch kämen. Derweil müssten sie die Mauern bemannen und abwarten.
    »Indes«, sagte Denethor, »sollten wir nicht leichtfertig die äußeren Verteidigungswerke preisgeben, den mit so großer Mühe angelegten Rammas. Und der Feind muss teuer bezahlen, wenn er über den Fluss setzt. Das kann er nicht in großer Stärke tun, um die Stadt anzugreifen, weder nördlich von Cair Andros wegen der Sümpfe noch südlich in Richtung auf Lebennin wegen der Breite des Flusses, die viele Boote erfordert. Bei Osgiliath wird er mit seiner ganzen Wucht angreifen, wie damals, als Boromir ihm den Übergang verwehrte.«
    »Das war nur ein Versuch«, sagte Faramir. »Heute werden wir vielleicht dem Feind unseren Verlust am Übergang zehnmal heimzahlen und doch den Waffengang bereuen. Denn der Feind kann es sich eher leisten, ein Heer zu verlieren, als wir eine einzige Schar. Und der Rückzug derjenigen, die wir weit vorn als Vorposten aufstellen, wird gefährlich sein, wenn der Feind in großer Stärke übersetzt.«
    »Und was ist mit Cair Andros?«, fragte der Fürst. »Auch das muss gehalten werden, wenn Osgiliath verteidigt wird. Lasst uns nicht die Gefahr zu unserer Linken vergessen. Die Rohirrim mögen kommen, oder auch nicht. Aber Faramir hat uns berichtet, dass große Streitkräfte zum Schwarzen Tor gezogen sind. Mehr als ein Heer mag von dort ausschwärmen und auf mehr als einen Übergang vorstoßen.«
    »Viel muss im Krieg gewagt werden«, sagte Denethor. »Cair Andros ist bemannt, mehr Leute kann ich nicht so weit schicken. Aber ich will den Fluss und den Pelennor nicht kampflos preisgeben – nicht wenn hier ein Heerführer ist, der noch den Mut hat, den Wunsch seines Herrn zu erfüllen.«
    Dann schwiegen alle. Aber schließlich sagte Faramir: »Ich widersetze mich deinem Wunsch nicht, Vater. Da du Boromirs beraubt bist, will ich gehen und tun, was ich an seiner statt vermag – wenn du es befiehlst.«
    »Das tue ich«, sagte Denethor.
    »Dann lebe wohl«, sagte Faramir. »Aber wenn ich zurückkehren sollte, denke besser von mir!«
    »Das hängt von der Art deiner Rückkehr ab«, sagte Denethor.
    Gandalf war es, der zuletzt mit Faramir sprach, ehe er gen Osten ritt. »Setzt Euer Leben nicht unbesonnen oder in Bitterkeit aufs Spiel«, sagte er. »Ihr werdet hier gebraucht, für andere Dinge als den Krieg. Euer Vater liebt Euch, Faramir, und wird sich dessen erinnern, ehe das Ende kommt. Lebt wohl!«
    So war nun der Herr Faramir wieder ausgezogen und hatte so viele Mannen mitgenommen, wie zu gehen bereit waren oder entbehrt werden konnten. Auf den Wällen blickten manche durch die Düsternis nach der zerstörten Stadt, und sie fragten sich, was sich dort ereignete, denn nichts war zu sehen. Und andere schauten beständig nach Norden und zählten die Wegstunden bis zu Théoden in Rohan. »Wird er kommen? Wird er sich unseres alten Bündnisses erinnern?«, sagten sie.
    »Ja, er wird kommen«, sagte Gandalf, »selbst wenn er spät kommt. Aber bedenkt doch! Bestenfalls kann ihn der Rote Pfeil vor nicht mehr als zwei Tagen erreicht haben, und der Meilen sind viele von Edoras.«
    Es war wieder Nacht, ehe Nachrichten eintrafen. Ein Mann kam in Eile von den Furten geritten und sagte, ein Heer sei von Minas Morgul gekommen und nähere sich schon Osgiliath; und ihm hätten sich Verbände aus dem Süden angeschlossen, die grausamen und

Weitere Kostenlose Bücher