Der Herr der Ringe
zuerst von ihm. Wir haben ihn nie gesehen, aber er ist oben in Beutelsend; und er ist jetzt der wahre Oberst, nehme ich an. All die Strolche tun, was er sagt; und was er sagt, ist meistens: abhacken, niederbrennen, zerstören. Und jetzt ist es auch zum Töten gekommen. Das Ganze hat keinen Sinn mehr, nicht mal einen schlechten. Sie fällen Bäume und lassen sie liegen, sie brennen Häuser nieder und bauen keine neuen.
Nehmt Sandigmanns Mühle zum Beispiel. Pickel hat sie fast sofort, als er nach Beutelsend kam, abgerissen. Dann brachte er einen Haufen übel aussehender Menschen her, damit sie eine größere bauten und sie mit Rädern und allen möglichen ausländischen Erfindungen vollstopften. Nur der dumme Timm war froh darüber, und jetzt arbeitet er da und reinigt Räderfür die Menschen, wo sein Vater der Müller und sein eigener Herr gewesen war. Pickels Gedanke war, mehr und schneller zu mahlen, das sagte er jedenfalls. Er hat noch andere Mühlen wie diese. Aber man muss Mahlgut haben, ehe man mahlen kann; und für die neue Mühle war nicht mehr da als für die alte. Doch seit Scharrer kam, mahlen sie überhaupt kein Korn mehr. Da ist immer ein Gehämmere und aufsteigender Rauch und Gestank, und nicht mal nachts hat man Frieden in Hobbingen. Und sie gießen absichtlich Unrat aus; die ganze untere Wässer haben sie verunreinigt, und die fließt ja in den Brandywein. Wenn sie das Auenland zu einer Wüste machen wollen, dann sind sie auf dem richtigen Weg. Ich glaube nicht, dass dieser Narr von Pickel hinter alledem steckt. Scharrer ist es, sage ich.«
»Das stimmt«, warf der Junge Tom ein. »Sie haben doch sogar Pickels alte Mutter verhaftet, diese Lobelia, und er mochte sie gern, wenn auch sonst keiner. Ein paar von den Leuten in Hobbingen haben es gesehen. Sie kommt da den Weg herunter mit ihrem alten Regenschirm. Ein paar von den Strolchen gehen mit einem Wagen hinauf.
›Wo geht ihr hin?‹, fragt sie.
›Nach Beutelsend‹, sagen sie.
›Wozu?‹, fragt sie.
›Um ein paar Schuppen für Scharrer zu bauen‹, sagen sie.
›Wer hat gesagt, dass ihr dürft?‹, fragt sie.
›Scharrer‹, sagen sie. ›Also geh aus dem Weg, alte Hexe!‹ –
›Scharrer ist mir gleichgültig, ihr dreckigen, diebischen Strolche‹, sagt sie und hebt ihren Schirm und geht auf den Anführer los, der doppelt so groß ist wie sie. Also haben sie sie verhaftet. Schleppten sie ins Loch, und das in ihrem Alter. Sie haben noch andere verhaftet, die wir mehr vermissen, aber es lässt sich nicht leugnen, dass sie mehr Mut bewiesen hat als die meisten.«
Mitten in diese Unterhaltung platzte Sam mit seinem Ohm herein. Der alte Gamdschie sah nicht viel älter aus, aber er war ein bisschen tauber.
»Guten Abend, Herr Beutlin«, sagte er. »Ich freue mich wirklich, dich heil und gesund wieder hier zu sehen. Aber ich habe sozusagen ein Hühnchen mit dir zu rupfen, wenn ich so dreist sein darf. Du hättest Beutelsend niemals verkaufen dürfen, wie ich immer gesagt habe. Damit hat das ganze Unglück angefangen. Und während du im Ausland herumgezogen bist und Schwarze Männer die Berge hochgejagt hast, nach dem, was mein Sam sagt, aber wozu, das hat er nicht klargemacht, haben sie den Beutelhaldenweg aufgegraben und meine Kartoffeln kaputtgemacht.«
»Das tut mir sehr leid, Herr Gamdschie«, sagte Frodo. »Aber jetzt bin ich zurückgekommen und will mein Bestes tun, um alles wiedergutzumachen.«
»Na, du kannst keine schöneren Worte sagen als diese«, sagte der Ohm. »Herr Frodo Beutlin ist ein wirklicher Edelhobbit, das habe ich immer gesagt,was immer man von einigen anderen dieses Namens denken mag, bitte um Entschuldigung. Und ich hoffe, mein Sam hat sich gut benommen, und du warst mit ihm zufrieden?«
»Durchaus zufrieden, Herr Gamdschie«, sagte Frodo. »Wirklich, du kannst es mir glauben, er ist jetzt einer der Berühmtesten in allen Landen, und sie singen Lieder über seine Taten von hier bis zum Meer und jenseits des Großen Stroms.« Sam errötete, aber er sah Frodo dankbar an, denn Rosies Augen strahlten, und sie lächelte ihn an.
»Es ist schwer zu glauben«, sagte der Ohm, »obwohl ich sehen kann, dass er in einer seltsamen Gesellschaft verkehrt hat. Was ist aus seinem Wams geworden? Ich halte nichts davon, Eisenwaren zu tragen, ob sie sich nun gut oder schlecht tragen.«
Bauer Hüttingers Familie und alle seine Gäste waren am nächsten Morgen früh auf. Nichts war in der Nacht zu hören gewesen, aber sicherlich
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