Der Herr der Ringe
siebzig Strolche lagen tot auf dem Schlachtfeld, und ein Dutzend war gefangen genommen. Neunzehn Hobbits waren gefallen und über dreißig verwundet. Die toten Strolche wurden auf Wagen geladen, zu einer alten Sandgrube in der Nähe gefahren und dortverscharrt: in der Schlachtgrube, wie sie später genannt wurde. Die gefallenen Hobbits wurden in ein gemeinsames Grab am Berghang gelegt, und später wurde dort ein großer Stein aufgestellt und ein Garten angelegt. So endete die Schlacht von Wasserau, 1419, die letzte im Auenland ausgetragene Schlacht und die einzige seit der Schlacht von Grünfeld, 1147, weit oben im Nordviertel. Infolgedessen erhielt sie, obwohl sie zum Glück sehr wenige Hobbits das Leben kostete, ein eigenes Kapitel im Roten Buch, und die Namen aller, die daran teilgenommen hatten, wurden auf einer Ehrenliste zusammengestellt, die die Geschichtskundigen des Auenlandes auswendig lernten. Die beträchtliche Zunahme des Ansehens und Vermögens der Hüttingers geht auf diese Zeit zurück; aber in allen Berichten standen die Namen der Hauptleute Meriadoc und Peregrin an erster Stelle in der Ehrenliste.
Frodo war bei dem Kampf anwesend, aber er hatte sein Schwert nicht gezogen. Seine Haupttätigkeit bestand darin, die Hobbits in ihrem Zorn über ihre Verluste daran zu hindern, diejenigen ihrer Feinde zu erschlagen, die ihre Waffen weggeworfen hatten. Als der Kampf vorüber und die anschließenden Arbeiten angeordnet waren, gesellten sich Merry, Pippin und Sam zu ihm, und sie ritten mit den Hüttingers zurück. Sie aßen ein spätes Mittagsmahl, und dann sagte Frodo seufzend: »Nun, nehme ich an, ist es Zeit, dass wir uns den ›Oberst‹ vornehmen.«
»Allerdings; je eher, desto besser«, sagte Merry. »Und sei nicht zu sanft! Er ist dafür verantwortlich, dass die Strolche hergekommen sind, und für alles Böse, was sie angerichtet haben.«
Bauer Hüttinger stellte eine Begleitmannschaft von etwa zwei Dutzend stämmigen Hobbits zusammen. »Denn es ist nur eine Vermutung, dass in Beutelsend keine Strolche mehr sind«, sagte er. »Wir wissen es nicht.« Dann machten sie sich zu Fuß auf den Weg. Frodo, Sam, Merry und Pippin gingen voraus.
Es war eine der traurigsten Stunden ihres Lebens. Der große Schornstein ragte vor ihnen auf; und als sie sich zwischen Reihen von neuen, schäbigen Häusern zu beiden Seiten der Straße dem alten Dorf jenseits der Wässer näherten, sahen sie die neue Mühle in all ihrer finsteren und schmutzigen Hässlichkeit: ein großes Backsteingebäude, das den Bach überwölbte und ihn mit einer herausströmenden, dampfenden und stinkenden Flüssigkeit verunreinigte. Entlang der Wasserauer Straße waren alle Bäume gefällt.
Als sie die Brücke überquerten und zum Bühl hinaufschauten, stockte ihnen der Atem. Selbst das, was Sam in dem Spiegel erblickt hatte, hatte ihn nicht auf das vorbereitet, was sie jetzt sahen. Der Alte Gutshof auf der Westseite war abgerissen, und an seinem Platz standen Reihen geteerter Hütten. Alle Kastanien waren fort. Die Böschungen und Hecken waren zerstört. Große Wagen standen unordentlich auf einer Wiese herum, deren Grasvöllig zertrampelt war. Der Beutelhaldenweg war eine gähnende Sand- und Kiesgrube, Beutelsend dahinter konnte man wegen einer zusammengedrängten Gruppe großer Hütten nicht sehen.
»Sie haben ihn gefällt!«, rief Sam. »Sie haben den Festbaum gefällt!« Er zeigte auf die Stelle, wo der Baum gestanden hatte, unter dem Bilbo seine Abschiedsrede gehalten hatte. Er lag welk und tot auf der Wiese. Als wäre das der letzte Schlag gewesen, brach Sam in Tränen aus.
Ein Gelächter machte ihnen ein Ende. Ein grobschlächtiger Hobbit lümmelte sich über die niedrige Mauer des Mühlenhofs. Er hatte ein schmutzstarrendes Gesicht und schwarze Hände. »Gefällt dir nicht, Sam?«, höhnte er. »Aber du warst immer so weich. Ich dachte, du wärst weg mit einem von den Schiffen, von denen du immer gefaselt hast, segeln, segeln. Wozu willst du zurückkommen? Wir haben jetzt Arbeit im Auenland.«
»Das sehe ich«, sagte Sam. »Keine Zeit, um sich zu waschen, aber Zeit, um sich an der Mauer rumzudrücken. Aber weißt du, Herr Sandigmann, ich habe eine Rechnung zu begleichen in diesem Dorf, und mach sie nicht länger mit deinem Spott, sonst musst du eine Zeche bezahlen, die zu groß ist für deinen Geldbeutel.«
Timm Sandigmann spuckte über die Mauer. »Quatsch!«, sagte er. »Mir kannst du nichts anhaben. Ich bin ein Freund vom
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