Der Herr der Ringe
Sitten und dem Staatswesen der Nordmenschen vertraut mache. Doch Valacar ging weit über die Pläne seines Vaters hinaus. Er verliebte sich in Land und Leute des Nordens und heiratete Vidumavi, Vidugavias Tochter. Erst nach einigen Jahren kehrte er zurück. Aus dieser Ehe entstand später der Krieg des Sippenstreits.
»Denn die edlen Menschen von Gondor sahen schon scheel auf die Nordmenschen unter ihnen; und bisher hatte es das noch nicht gegeben, dass der Erbe der Krone oder ein Sohn des Königs eine Frau aus einem geringeren und fremden Geschlecht heiratete. Es gab schon Aufruhr in den südlichen Provinzen, als König Valacar alt wurde. Seine Königin war eine schöne und edle Frau gewesen, aber kurzlebig, wie es das Schicksal geringerer Menschen war, und die Dúnedain fürchteten, dass es mit ihren Nachkommen genauso sein könnte und sie die Hoheit der Könige der Menschen mindern würden. Auch waren sie nicht bereit, den Sohn der Königin als ihren Gebieter anzuerkennen, der, obwohl er jetzt Eldacar hieß, in einem fremden Land geboren war und in seiner Jugend Vinitharya genannt wurde, ein Name des Volkes seiner Mutter.
Als Eldacar seinem Vater nachfolgte, entbrannte daher Krieg in Gondor. Aber Eldacar war nicht so leicht aus seinem Erbe zu verdrängen. Denn zu der Abstammung von Gondor kam bei ihm der furchtlose Mut der Nordmenschen. Er war stattlich und tapfer und schien nicht rascher zu altern als sein Vater. Als die von Abkömmlingen der Könige angeführten Verbündeten sich gegen ihn erhoben, widersetzte er sich ihnen bis zum Ende seiner Kraft. Schließlich wurde er in Osgiliath belagert, und er hielt sich dort lange, bis ihn der Hunger und die größere Streitmacht der Aufrührer vertrieb, und er hinterließ die Stadt in Flammen. Bei dieser Belagerung und dem Brand wurde der Turm des Steins von Osgiliath zerstört, und der palantír ging in den Fluten verloren.
Doch Eldacar entzog sich seinen Feinden und gelangte in den Norden zu seiner Sippe in Rhovanion. Viele scharten sich dort um ihn, sowohl Nordmenschen im Dienste von Gondor als auch Dúnedain aus den nördlichenTeilen des Reiches. Denn von den Letzteren hatten ihn viele schätzen gelernt, und noch größer war die Zahl derer, die den Thronräuber zu hassen begannen. Das war Castamir, der Enkel von Calimehtar, Rómendacils II. jüngerer Bruder. Er war nicht nur einer von denen, die zu den nächsten Blutsverwandten der Krone gehörten, sondern er hatte auch die größte Anhängerschaft unter den Aufrührern; denn er war der Befehlshaber der Schiffe und wurde von dem Volk der Küsten und der großen Häfen Pelargir und Umbar unterstützt.
Castamir hatte noch nicht lange auf dem Thron gesessen, da erwies er sich als hochmütig und unedel. Er war ein grausamer Mann, wie er gleich zu Beginn bei der Einnahme von Osgiliath gezeigt hatte. Er veranlasste, dass Ornendil, Eldacars Sohn, der gefangen genommen worden war, getötet wurde; und das auf seinen Befehl in der Stadt angerichtete Gemetzel und die Zerstörungen gingen weit über das hinaus, was der Krieg erforderte. Das wurde in Minas Anor und Ithilien nicht vergessen; und dort nahm die Liebe zu Castamir noch weiter ab, als sich herausstellte, dass ihm wenig an dem Land lag und er nur die Flotten im Sinn hatte und daran dachte, den Sitz des Königs nach Pelargir zu verlegen.
So war er erst zehn Jahre König, als Eldacar seine Stunde erkannte und mit einem großen Heer von Norden kam, und aus Calenardhon und Anórien und Ithilien strömte ihm das Volk zu. Es gab eine große Schlacht in Lebennin an den Übergängen des Erui, in der viel des besten Blutes von Gondor vergossen wurde. Eldacar selbst erschlug Castamir im Kampf, und so war Ornendil gerächt; aber Castamirs Söhne entkamen, und mit anderen ihrer Sippe und vielen Leuten von den Flotten hielten sie sich lange in Pelargir.
Als sie dort soviel Kraft gesammelt hatten, wie sie konnten (denn Eldacar hatte keine Schiffe, um sie vom Meer abzuschneiden), segelten sie davon und ließen sich in Umbar nieder. Dort boten sie allen Feinden des Königs eine Zufluchtsstätte und errichteten eine von Gondor unabhängige Herrschaft. Viele Menschenleben lang führte Umbar mit Gondor Krieg und war eine Bedrohung für seine Küstenlande und alle Seewege. Bis zu den Tagen von Elessar ist Umbar nie völlig unterworfen worden; und das Gebiet von Südgondor wurde ein umstrittenes Land zwischen den Corsaren und den Königen.«
»Der Verlust von Umbar war
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