Der Herr der Ringe
Treibholz, das die verlassenen Männer in Gang zu halten versuchten. In jenem Jahr wollte der Winter gar nicht weichen, und obwohl es schon März war, begann das Eis erst aufzubrechen und erstreckte sich noch weit hinaus vom Ufer.
Als die Schneemenschen das Schiff sahen, waren sie erstaunt und fürchteten sich, denn sie hatten, so lange sie zurückdenken konnten, noch kein solches Schiff auf dem Meer gesehen; aber sie waren jetzt freundlicher geworden, und sie zogen den König und diejenigen seiner Gefährten, die noch am Leben waren, in ihren gleitenden Wagen über das Eis, so weit sie es wagten. Auf diese Weise konnte ein Boot vom Schiff her sie erreichen.
Aber die Schneemenschen waren unruhig; denn sie sagten, sie witterten Gefahr im Wind. Und das Oberhaupt der Lossoth sagte zu Arvedui: ›Besteige dieses Seeungeheuer nicht! Wenn sie etwas haben, dann lass die Seemenschen uns Lebensmittel und andere Dinge bringen, die wir brauchen, und du kannst hierbleiben, bis der Hexenkönig nach Hause geht. Denn im Sommer schwindet seine Macht; doch jetzt ist sein Atem tödlich, und sein kalter Arm ist lang.‹
Aber Arvedui nahm seinen Rat nicht an. Er dankte ihm, und beim Abschied gab er ihm seinen Ring und sagte: ›Dies ist ein Ding von größerem Wert, als du dir vorstellen kannst. Allein um seines Alters willen. Der Ring hat keine Macht, abgesehen von der Wertschätzung, die ihm jene zollen, diemein Haus lieben. Er wird dir nicht helfen, aber wenn du je in Not bist, wird meine Sippe ihn auslösen gegen große Vorräte von allem, was du begehrst.‹ 22
Trotzdem war der Rat der Lossoth gut gewesen, sei es durch Zufall oder Voraussicht; denn das Schiff hatte noch nicht die offene See erreicht, da erhob sich ein großer Sturm und kam mit blendendem Schnee von Norden; und er trieb das Schiff zurück auf das Eis und türmte ringsum Eis auf. Selbst die Seeleute von Círdan waren hilflos, und in der Nacht zerdrückte das Eis den Rumpf, und das Schiff ging unter. So kam Arvedui der Letztkönig um, und mit ihm versanken die palantíri im Meer 23 . Erst sehr viel später hörte man von den Schneemenschen über den Schiffsuntergang von Forochel.«
Das Auenlandvolk überlebte, obwohl der Krieg über es hinwegfegte und die meisten flohen und sich versteckten. Um dem König zu helfen, entsandten sie einige Bogenschützen, die niemals zurückkehrten; und auch andere zogen in die Schlacht, in der Angmar besiegt wurde (über die in den Annalen des Südens mehr gesagt wird). In dem Frieden, der später folgte, regierte sich das Auenlandvolk selbst und blühte und gedieh. Es wählte einen Thain, der die Stelle des Königs einnehmen sollte, und war zufrieden, obwohl viele noch lange Zeit auf die Rückkehr des Königs warteten. Doch schließlich war diese Hoffnung vergessen und erhielt sich nur in der Redensart Wenn der König zurückkommt, die gebraucht wurde, wenn etwas Gutes nicht erreicht oder etwas Schlechtes nicht geändert werden konnte. Der erste Auenland-Thain war ein gewisser Bucca aus dem Bruch, von dem die Altbocks abzustammen behaupten. Er wurde Thain im Jahre 379 nach Auenland-Zeitrechnung (1979).
Nach Arvedui endete das Nördliche Königreich, denn der Dúnedain waren nun wenige, und alle Völker von Eriador nahmen an Zahl ab. Dennoch wurde das Geschlecht der Könige durch die Stammesführer der Dúnedain fortgesetzt, deren erster Aranarth, Arveduis Sohn, war. Sein Sohn Arahaelwurde in Bruchtal aufgezogen, und nach ihm alle Söhne der Stammesführer gleichermaßen; und dort wurden auch die Erbstücke ihres Hauses aufbewahrt: der Ring von Barahir, die Bruchstücke von Narsil, Elendils Stern und das Zepter von Annúminas 24 .
»Als das Königreich endete, tauchten die Dúnedain in den Schatten unter und wurden ein geheimes und wanderndes Volk, und ihre Taten und Mühen wurden selten besungen oder aufgezeichnet. Wenig weiß man jetzt noch von ihnen, seit Elrond dahingegangen ist. Obwohl schon vor dem Ende des Wachsamen Friedens wieder böse Wesen Eriador anzugreifen oder heimlich dort einzudringen begannen, lebten die meisten der Stammesanführer bis ans Ende ihres langen Lebens. Aragorn I., heißt es, wurde von Wölfen umgebracht, die seitdem immer eine Gefahr in Eriador blieben und auch noch nicht beseitigt sind. In den Tagen von Arahad I. waren die Orks, die, wie sich später zeigte, lange insgeheim Festungen im Nebelgebirge gehalten hatten, um alle Übergänge nach Eriador zu sperren, plötzlich offen in Erscheinung
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