Der Herr der Ringe
Wunsch, sich der Wahl der Dúnedain von Gondor zu widersetzen; dennoch haben seine Nachkommen diesen Anspruch niemals vergessen, auch nicht, als ihr Königtum erloschen war. Denn die Zeit näherte sich, da das Nördliche Königreich sein Ende fand.
Arvedui war tatsächlich der letzte König, wie sein Name bedeutete. Es heißt, dass ihm dieser Name bei seiner Geburt von Malbeth dem Seher gegeben wurde, der zu seinem Vater sagte: › Arvedui sollt Ihr ihn nennen, denn er wird der Letzte in Arthedain sein. Obwohl die Dúnedain vor eine Wahl gestellt werden, und wenn sie die Entscheidung treffen, die weniger hoffnungsvoll zu sein scheint, dann wird Euer Sohn seinen Namen ändern und König eines großen Reiches werden. Wenn nicht, dann wird es viel Kummer geben, und viele Menschenleben werden vergehen, ehe sich die Dúnedain wieder erheben und vereint sein werden.‹
Auch in Gondor folgte auf Earnil nur noch ein König. Es mag sein, dass, wenn Krone und Zepter vereint worden wären, das Königtum erhalten geblieben und viel Unheil abgewendet worden wäre. Aber Earnil war ein kluger Mann und nicht hochmütig, selbst wenn ihm, wie den meisten Menschen in Gondor, das Reich in Arthedain trotz der Herkunft seiner Herrscher recht unbedeutend erschien.
Er schickte Arvedui eine Botschaft und ließ ihn wissen, er habe die Krone von Gondor in Übereinstimmung mit den Gesetzen und Erfordernissen des Südlichen Königreichs angenommen, ›aber ich vergesse Arnors Treue nicht, noch leugne ich unsere Verwandtschaft oder wünsche, dass Elendils Reiche einander entfremdet werden. Ich will Euch Hilfe senden, wenn Ihr sie braucht, soweit ich dazu imstande bin.‹
Indes dauerte es lange, bis sich Earnil selbst sicher genug fühlte, um sein Versprechen einzulösen. König Araphant wehrte weiterhin mit schwindenden Kräften die Angriffe von Angmar ab, und ebenso Arvedui, als er ihm nachfolgte; doch schließlich gelangten im Herbst 1973 Botschaften nach Gondor, dass Arthedain in großen Schwierigkeiten sei und der Hexenkönig einen letzten Schlag gegen das Land vorbereite. Da sandte Earnil seinen Sohn Earnur mit einer großen Flotte nach Norden, so schnell er konnte, und mit so viel Mannen, wie er entbehren konnte. Zu spät. Ehe Earnur die Häfen von Lindon erreichte, hatte der Hexenkönig Arthedain erobert, und Arvedui war tot.
Doch als Earnur zu den Grauen Anfurten kam, herrschte bei Elben und Menschen Freude und großes Staunen. Von solchem Tiefgang und so zahlreich waren seine Schiffe, dass die Häfen kaum ausreichten, obgleich sowohl Harlond als auch Forlond angelaufen wurde; und den Schiffen entstieg ein mächtiges Heer mit Waffen und Vorräten für einen Krieg großer Könige. So erschien es jedenfalls dem Volk des Nordens, obwohl dies nur ein kleiner Heeresverband der gesamten Streitmacht von Gondor war. Das höchste Lob wurde den Pferden gespendet, von denen viele aus den Anduin-Tälern stammten, und mit ihnen waren große und schöne Reiter gekommen und stolze Fürsten von Rhovanion.
Dann rief Círdan alle aus Lindon und Arnor zusammen, die zu ihm kommen wollten, und als alles bereit war, überschritt das Heer den Lhûn und marschierte nach Norden, um den Hexenkönig von Angmar zum Kampf herauszufordern. Er wohnte jetzt, hieß es, in Fornost, wo er übles Volk zusammengezogen und sich das Haus und die Herrschaft der Könige angeeignet hatte. In seinem Stolz erwartete er den Angriff seiner Feinde nicht in seiner Festung, sondern zog ihnen entgegen, denn er glaubte, er könne sie, wie andere zuvor, in den Lhûn treiben.
Doch das Heer des Westens kam aus dem Abendrot-Gebirge über ihn, und es gab eine große Schlacht auf der Ebene zwischen Nenuial und den Nordhöhen. Angmars Streitkräfte wankten schon und zogen sich nach Fornost zurück, als die Hauptmacht der Reiter, die die Berge umgangen hatte, von Norden herabkam und sie in die Flucht schlug. Da floh der Hexenkönig mit allen, die er aus der Zerstörung noch um sich sammeln konnte, nach Norden, um in sein eigenes Land Angmar zu gelangen. Ehe er den Schutz von Carn Dûm erreichte, holte ihn die Reiterei von Gondor mit Earnur an der Spitze ein. Gleichzeitig kam eine Streitmacht unter Glorfindel, dem Elbenfürsten, aus Bruchtal heran. Da wurde Angmar so ganz und gar besiegt, dass kein Mensch oder Ork jenes Reichs westlich des Gebirges übrig blieb.
Doch heißt es, dass der Hexenkönig, als alles verloren war, selbst erschien, in schwarzer Kleidung und mit einer schwarzen
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