Der Herr der Ringe
Reste des Volks von Angmar von der Ostseite des Gebirges. Doch in den Tagen von Léod, Eorls Vater, waren sie zu einem zahlreichen Volk geworden und von neuem beengt in dem Land, das sie zu ihrem Heim gemacht hatten.
Im zweitausendfünfhundertzehnten Jahr des Dritten Zeitalters wurde Gondor von einer neuen Gefahr bedroht. Ein großes Heer wilder Menschen aus dem Nordosten ergoss sich über Rhovanion und überquerte, aus den Braunen Landen kommend, den Anduin auf Flößen. Durch Zufall oder absichtlich kamen zur gleichen Zeit die Orks (die damals vor ihrem Krieg mit den Zwergen sehr stark waren) vom Gebirge herab. Die Eindringlinge überrannten Calenardhon, und Cirion, Truchsess von Gondor, schickte nach Norden um Hilfe; denn lange hatte Freundschaft bestanden zwischen den Menschen des Anduin-Tals und dem Volk von Gondor. Doch im Tal des Flusses gab es nur wenige und verstreut lebende Menschen, und sie beeilten sich nicht sonderlich, die Hilfe zu leisten, die sie erbringen konnten. Endlich erfuhr Eorl von Gondors Not, und obwohl es spät zu sein schien, brach er mit einem großen Reiterheer auf.
So kam er zu der Schlacht auf dem Feld von Celebrant, denn so hieß das grüne Land, das zwischen Silberlauf und Limklar lag. Dort war das Nordheer von Gondor in Gefahr. Besiegt im Ödland und vom Süden abgeschnitten, war es über den Limklar gedrängt und dort plötzlich von einem Orkheer angegriffen worden, das auf den Anduin zustieß. Alle Hoffnung war aufgegeben, als unerwartet die Reiter aus dem Norden kamen und über die Nachhut des Feindes hereinbrachen. Da schlug das Kriegsglück um, und unter Gemetzel wurde der Feind über den Limklar getrieben. Eorl führte seine Mannen bei der Verfolgung an, und so groß war der Schrecken, der den Reitern aus dem Norden voranging, dass auch die Eindringlinge im Ödland von Entsetzen gepackt wurden, und die Reiter jagten sie über die Ebenen von Calenardhon.«
Das Volk dieses Gebietes war seit der Pest zusammengeschmolzen, und die Mehrzahl der Übriggebliebenen hatten die wilden Ostlinge niedergemetzelt. Daher verlieh Cirion Eorl und seinem Volk zum Lohn für ihre Hilfe Calenardhon zwischen dem Anduin und dem Isen; und sie schickten nach Norden, um ihre Frauen und Kinder und ihre Habe kommen zu lassen, und siedelten sich in diesem Land an. Sie gaben ihm einen neuen Namen, Mark der Reiter, und sich selbst nannten sie die Eorlingas; doch in Gondor wurde ihr Land Rohan genannt und sein Volk die Rohirrim (das heißt Herren der Rösser). So wurde Eorl der erste König der Mark, und er erwählte als Wohnort einen grünen Berg vor dem Fuß des Weißen Gebirges, das der Südwall seines Landes war. Dort lebten die Rohirrim von nun an als freie Menschen unter ihren eigenen Königen und Gesetzen, doch ständig im Bündnis mit Gondor.
»Viele Herren und Krieger und viele schöne und tapfere Frauen werden in den Liedern von Rohan genannt, die man im Norden noch kennt. Frumgar, heißt es, war der Name des Stammesführers, der sein Volk nach Éothéod brachte. Von seinem Sohn Fram wird berichtet, dass er Scatha erschlug, dengroßen Drachen aus den Ered Mithrin, und seitdem hatte das Land Ruhe vor den Drachen. So erwarb Fram großen Reichtum, aber er lag in Fehde mit den Zwergen, die Scathas Hort für sich beanspruchten. Fram wollte ihnen keinen Pfennig abtreten und schickte ihnen stattdessen Scathas Zähne, aus denen sie eine Halskette machen sollten, und er sagte: ›Nichts mit diesen Edelsteinen Vergleichbares habt ihr in euren Schatzkammern, denn sie sind schwer zu bekommen.‹ Manche sagen, dass die Zwerge wegen dieser Beleidigung Fram erschlugen. Es bestand keine große Liebe zwischen Éothéod und den Zwergen.
Léod war der Name von Eorls Vater. Er war ein Zähmer wilder Pferde; denn es gab damals viele in dem Land. Er fing ein weißes Fohlen, und es wuchs rasch heran zu einem starken, schönen und stolzen Pferd. Kein Mann konnte es zähmen. Als Léod aufzusitzen wagte, trug es ihn davon, und schließlich warf es ihn ab, und Léods Kopf schlug auf einen Felsen, und so starb er. Er war damals erst zweiundvierzig Jahre alt und sein Sohn ein Jüngling von sechzehn.
Eorl gelobte, seinen Vater zu rächen. Lange jagte er nach dem Pferd und erblickte es schließlich; und seine Gefährten erwarteten, dass er versuchen würde, auf Bogenschussweite heranzukommen und es zu töten. Aber als sie näher kamen, erhob sich Eorl und rief mit lauter Stimme: ›Komm hierher, Mannsfluch, und erhalte einen
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