Der Herr der Ringe
könnte Sauron sich bedienen, und das würde entsetzliche Folgen haben. Was wäre zu tun, um Smaug ein Ende zu bereiten?
Gerade, als Gandalf dasaß und darüber nachdachte, trat Thorin vor ihn und sagte: »Herr Gandalf, ich kenne Euch nur vom Sehen, aber jetzt wäre ich froh, mit Euch zu sprechen. Denn letzthin seid Ihr oft in meinen Gedanken aufgetaucht, als ob ich geheißen würde, Euch zu suchen. Ich hätte es fürwahr getan, wenn ich gewusst hätte, wo Ihr zu finden seid.«
Gandalf blickte ihn erstaunt an. »Das ist seltsam, Thorin Eichenschild«, sagte er. »Denn auch ich habe an Euch gedacht; und obwohl ich auf meinem Weg ins Auenland bin, kam es mir in den Sinn, dass das auch der Weg zu Euren Hallen ist.«
»Nennt sie so, wenn Ihr wollt«, sagte Thorin. »Sie sind nur eine armselige Unterkunft in der Verbannung. Aber Ihr wäret dort willkommen, wenn Ihr kämet. Denn es heißt, dass Ihr weise seid und mehr von dem wisst, was in der Welt vorgeht, als jeder andere; denn es gibt vieles, was mich beschäftigt, und ich wäre froh über Euren Rat.«
»Ich werde kommen«, sagte Gandalf. »Denn ich vermute, dass zumindest ein Ärgernis uns beide bewegt. Mich beschäftigt der Drache von Erebor, und ich glaube nicht, dass Thrórs Enkel ihn vergessen hat.«
Anderswo ist die Geschichte erzählt worden, die auf diese Begegnung folgte: Der seltsame Plan, den Gandalf schmiedete, um Thorin zu helfen, und wie Thorin und seine Gefährten vom Auenland aus zu der Reise zum Einsamen Berg aufbrachen, die große und unerwartete Ergebnisse hatte. Hier werden nur jene Dinge erwähnt, die Durins Volk unmittelbar betreffen.
Der Drache wurde von Bard von Esgaroth erschlagen, aber es gab Kampf in Thal. Denn die Orks überfielen Erebor, sobald sie von der Rückkehr der Zwerge hörten; sie wurden angeführt von Bolg, dem Sohn von Azog, den Dáin in seiner Jugend erschlagen hatte. In dieser ersten Schlacht von Thal erhielt Thorin Eichenschild eine tödliche Wunde; und er starb und wurde in eine Gruft unter dem Berg gelegt mit dem Arkenstein auf seiner Brust. Dort fielen auch Fíli und Kíli, seine Schwestersöhne. Aber Dáin Eisenfuß, sein Vetter, der ihm von den Eisenbergen zu Hilfe gekommen war und der auch sein rechtmäßiger Erbe war, wurde dann König Dáin II., und das Königreich unter dem Berg ward wiederhergestellt, wie Gandalf es gewünscht hatte. Dáin erwies sich als großer und weiser König; die Zwerge kamen zu Wohlstand und wurden stark zu seiner Zeit.
Im Spätsommer desselben Jahres (2941) hatte Gandalf bei Saruman und dem Weißen Rat endlich durchgesetzt, Dol Guldur anzugreifen, und Sauron zog sich zurück und ging nach Mordor, wo er, wie er glaubte, vor all seinen Feinden sicher sei. So kam es, als der Krieg endlich ausbrach, dass sich der Hauptangriff gegen den Süden richtete; trotzdem hätte Sauron mit seiner weit ausgestreckten rechten Hand großes Unheil im Norden anrichten können, wenn ihm König Dáin und König Brand nicht im Wege gestanden hätten. Genau wie Gandalf später zu Frodo und Gimli sagte, als sie eine Zeitlang zusammen in Minas Tirith wohnten, kurz nachdem Nachrichten nach Gondor gelangt waren von weit entfernten Ereignissen.
»Ich war betrübt über Thorins Tod«, sagte Gandalf. »Und jetzt hören wir, dass Dáin gefallen ist, der wieder in Thal kämpfte, während wir hier kämpften. Ich würde es einen schweren Verlust nennen, wenn es nicht eher ein Wunder wäre, dass er in seinem hohen Alter seine Axt noch so gewaltig schwingen konnte, wie es heißt, dass er es tat, als er vor dem Tor von Erebor über König Brands Leiche stand, bis die Dunkelheit hereinbrach.
Dennoch hätten sich die Dinge ganz anders und viel schlimmer entwickeln können. Wenn ihr an die große Schlacht von Pelennor denkt, dann vergesst nicht die Schlachten in Thal und die Tapferkeit von Durins Volk. Denkt daran, was hätte sein können. Drachenfeuer und grausame Vernichtung in Eriador, Nacht in Bruchtal. Es hätte vielleicht keine Königin in Gondor gegeben. Womöglich wären wir jetzt von dem Sieg hier nur zu Zerstörung und Asche zurückgekehrt. Aber das ist verhütet worden – weil ich an einem Vorfrühlingsabend Thorin Eichenschild in Bree traf. Eine Zufallsbegegnung, wie wir in Mittelerde sagen.«
Dís war Thráins II. Tochter. Sie ist die einzige Zwergenfrau, die in diesen Geschichten mit Namen genannt wird. Gimli sagte, es gebe wenig Zwergenfrauen, wahrscheinlich nicht mehr als ein Drittel des ganzen Volkes. Sie
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