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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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setzten sich an den grünen Grat und blickten über die Wälder unter ihnen, während sie ihr Mittagsmahl aßen. Als die Sonne stieg und den Mittagspunkt überschritten hatte, erspähten sie fern im Osten die graugrünen Umrisse der Höhen, die jenseits des Alten Waldes lagen. Das munterte sie sehr auf; denn der Anblick von etwas, das sich außerhalb der Grenzen des Waldes befand, war wohltuend, obwohl sie nicht vorhatten, diesen Weg zu gehen, wenn es sich irgend vermeiden ließ; die Hügelgräberhöhen standen in der Hobbitlegende in ebenso unheilvollem Ruf wie der Wald selbst.
    Schließlich rafften sie sich auf gingen weiter. Der Pfad, der sie auf den Berg hinaufgeführt hatte, erschien wieder auf der nordwestlichen Seite; aber sie waren ihm noch nicht lange gefolgt, als sie merkten, dass er ständig nach rechts bog. Bald wurde er sehr abschüssig, und sie vermuteten, dass er direkt aufs Weidenwindental zusteuerte: ganz und gar nicht die Richtung, die sie einschlagen wollten. Nach einigem Hin und Her beschlossen sie, diesen irreführenden Pfad zu verlassen und sich nach Norden durchzuschlagen; denn obwohl sie die Straße vom Berggipfel aus nicht hatten sehen können, musste sie in dieser Richtung liegen, und es konnten nicht viele Meilen dorthin sein. Auch schien das Land nach Norden und links des Pfades trockener und offener zu sein, und es gab dort Abhänge, wo die Bäume nicht so dicht standen, und Tannen und Föhren traten an die Stelle der Eichen und Eschen und der anderen fremdartigen und namenlosen Bäume des dichteren Waldes.
    Zuerst schien ihre Wahl gut gewesen zu sein: Sie kamen einigermaßen schnell voran, obwohl es jedes Mal, wenn sie auf einer Lichtung die Sonne erblickten, so aussah, als seien sie merkwürdig weit nach Osten gekommen. Doch nach einer Weile begannen die Bäume wieder dichter zu werden, gerade da, wo die Hobbits aus der Ferne geglaubt hatten, dass sie vereinzelter und weniger zuhauf stünden. Dann entdeckten sie unerwartete tiefe Bodenfalten wie Furchen von Riesenrädern oder breite Wallgräben und versunkene Straßen, die seit langem nicht mehr benutzt und von Brombeeren überwuchert waren. Sie verliefen zumeist quer zu ihrem Weg, und die Hobbits konnten nur hinübergelangen, indem sie hineinkrabbelten und wieder hinaus, was mühselig und schwierig war mit den Ponys. Jedes Mal, wenn sie hinunterkletterten, fanden sie die Mulde voll von dichtem Gebüsch und verfilztem Unterholz, das ihnen irgendwie immer den Weg nach links versperrte und ihn nur freigab, wenn sie sich nach rechts wandten. Und sie mussten lange auf der Talsohle bleiben, ehe sie einen Weg die nächste Böschung hoch fanden. Jedes Mal, wenn sie sich hinaufgearbeitet hatten, erschienen die Bäume noch dichter und dunkler, und immer war es am schwierigsten, einen Weg nach links oben zu finden, und so mussten sie zwangsläufig nach rechts und nach unten gehen.
    Nach ein oder zwei Stunden hatten sie jeden klaren Richtungssinn verloren, obwohl sie genau wussten, dass sie schon lange gar nicht mehr nach Norden gingen. Sie wurden einfach abgedrängt und folgten einer Richtung, die sie nicht gewählt hatten – nach Osten und Süden, mitten hinein in den Wald und nicht heraus.
    Der Nachmittag verging schon, als sie in eine Senke krabbelten und stolperten, die breiter und tiefer war als alle bisherigen. Sie war so steil und überwachsen, dass es sich als unmöglich erwies, wieder herauszuklettern, weder vorwärts noch rückwärts, ohne ihre Ponys und ihr Gepäck zurückzulassen. Sie konnten nichts tun, als der Senke zu folgen – abwärts. Der Boden wurde weich und an manchen Stellen sumpfig; Quellen traten aus den Böschungen heraus, und bald merkten sie, dass sie einem Bach folgten, der durch ein krautiges Bett rieselte und plätscherte. Dann begann das Gelände rasch abzufallen, der Bach wurde kräftiger und lauter und floss und sprang geschwind bergab. Sie waren in einem tiefen, dämmerigen Tobel, überwölbt von hoch über ihnen wachsenden Bäumen.
    Nachdem sie eine Weile entlang des Bachs dahingestolpert waren, kamen sie plötzlich aus der Dämmerung heraus. Wie durch ein Tor sahen sie vor sich die Sonne. Als sie ins Freie traten, merkten sie, dass sie durch einen Spalt in einem hohen, steilen Abhang, fast einer Felswand, gekommen waren. Zu seinen Füßen lag eine weite, mit Gras und Schilf bestandene Fläche; und in der Ferne war ein zweiter, fast ebenso steiler Abhang zu sehen. Eine goldene Spätnachmittagssonne lag warm

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