Der Herr der Ringel: Die Bewährten (German Edition)

ging ich wieder durch die weite graue Welt
    Und grub leis in der Dämm’rung ein kleines Zwergengrab.
    Ja, ja, ja, schenkst du mir nur ein Stück Mithril,
    Ja, ja, ja, sing ich dir das Mithril-Lied!
    »Memoria ist eine Festung?«, sagte Promo. »Nicht nur eine Mine?«
    »Es war Festung, Konzernzentrale, Urlaubsort und Mine«, sagte Grummli.
    »Sehr zwergisch, was?«, mischte sich Legalesgras ein. »Warum ist es jetzt verlassen?«
    »Wir haben zu tief gegraben«, sagte Grummli. »Wir schürften auf der Suche nach Invincibilium, einem maßlos wertvollen Metall. Es ist leicht, lässt sich gut schmieden, gibt scharfe Schneiden, ist flexibel, aber strapazierfähig, es läuft nicht an und zeigt keine Fingerabdrücke. Als die alten Zwerge danach gruben, störten sie Urins Fluch auf, was auch immer das ist. Sie sind vor dem Teil geflohen, und danach wurde kein Invincibilium mehr gefördert. Und fast die gesamten bis dahin gewonnenen Vorräte wurden von Saubohn mit legal fragwürdigen Geschäftsmethoden aufgekauft. Auch die Elben benutzten das Metall. Sie machten daraus Mondbuchstaben wie die an der Tür, die der Riesenkalmar verrammelt hat. Man sagt, Theorin Eichenkilt hätte Milbo ein Spitzenkettenhemd aus Invincibilium geschenkt.«
    »Ja«, sagte Ranndarf. »Ich habe es Milbo gegenüber verschwiegen, aber das Ding ist mehr wert als das ganze Aualand zusammengenommen.«
    Promo fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, etwas derart Wertvolles zu tragen, das besser an einem sicheren Ort verwahrt werden sollte. Dann wünschte er sich, dass er selbst an einem sicheren Ort verwahrt wäre. Dann sah er einen Moment lang zwei bleiche Augen, die ihn im Dunkeln anleuchteten. Er wünschte sich, die Clique hätte nicht für die Nacht Rast gemacht.
    Am nächsten Morgen grüßte Ranndarf sie frohgemut. »Heute Abend werden wir Memoria verlassen. Das garantiere ich Ihnen! Heute wird ein großer Tag!«
    Sie wollten gerade losgehen, als Pipi aufschrie. »Alle mal herhören! Seht euch nur dieses komische Ding an!« Es war ein länglicher Quader aus schwarzem Stein, ungefähr so lang wie ein durchschnittlicher Zwerg.
    »Sieht wie ein Grab aus!«, sagte Promo. Er konnte nicht umhin, die Zwergenbuchstaben auf der Oberfläche des Steinquaders wahrzunehmen.
    Ohne dass ihn jemand darum gebeten hätte, las Ranndarf vor.
    HIER RUHT PFÄHLIHN SOHN DES GRÜNDUNGSHERRN VON MEMORIA
    Grummli sah zur Felsdecke empor und heulte: »Neeein!« Dann schlug er langsam seinen behelmten Kopf gegen das Grab, was ein schepperndes Geräusch der Trauer verursachte.

Kapitel XVII
    Eine Brücke zu viel für Ranndarf
    Die Clique des Rings stand vor dem Grab Pfählihns. Es war eine unangenehme Situation.
    »Wir bedauern Ihren Verlust, Grummli«, sagte Promo.
    »Im Namen der ganzen Clique«, sagte Ranndarf, »möchte ich Ihnen und Smithi Finanzdienstleistungen XL unser tiefstes Mitgefühl aussprechen. Ich bin überzeugt, wäre Pfählihn heute noch am Leben, wäre es sein Wille, dass unser Projekt Erfolg hat. Deshalb sollten wir wahrscheinlich weitergehen … Was ist hier eigentlich passiert?«
    Erst jetzt bemerkte Ranndarf die überall verstreuten, angestaubten Waffen und Rüstungen. Dies war die übliche Ausstattung zwergischer Konzernräume. Darüber hinaus gab es Tische, Stühle und verfallene Bücher, von daher hätte der Raum nicht nur als Pfählihns Grabkammer, sondern auch als Pausenraum oder Cafeteria dienen können. Weniger üblich für ein Zwergenbüro waren die Haufen aus Zwergen- und Orkskeletten, die Speicher entdeckt hatte. Als er sie näher untersuchte, erkannte er, dass einige Skelette sich gegenseitig im Würgegriff hielten.
    »Ich bin kein Sheriff«, sagte er. »Aber nach Durchsicht des Beweismaterials sehe ich Anzeichen eines Kampfes. Die Todesursache scheint Blutverlust aufgrund von Pfeil-, Axt- und Säbelwunden zu sein. Und möglicherweise auch Bisswunden.«
    »Vielleicht finden sich darin einige Hinweise«, sagte Ranndarf, indem er an einem fetten, eisengebundenen Buch mit dem Titel Hauptbuch von Iro für Smithi Finanzdienstleistungen zog, das von den kopflosen Überresten Iros festgehalten wurde. Das Skelett wollte nicht loslassen, weshalb Ranndarf den Fuß auf dessen Schulter setzte und dagegendrückte. Mit einem weiteren kräftigen Ruck riss Ranndarf ihm den Arm aus, und das Buch kam frei.
    »Sie kannten Iro von dem Drachenabenteuer, nicht wahr, Ranndarf?«, fragte Promo. »Er ist tot. Pfählihn ist tot, aber das scheint Sie nicht sonderlich zu