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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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Seidenfetzen und Knochen herausschauten.
    »… Seidenrachen!«, beendete Forger seinen Satz.
    »Herr?«
    »Scht!« Er lauschte angestrengt. »Sie sprechen über einen Angriff von Seidenrachen. Sagen, es seien … Hunderte gewesen. Hast du irgendetwas darüber gehört?«
    »Noch nicht, Herr. Doch der Tag ist noch jung. Ich habe Fadenwirker hoch oben postiert, die auf Nachrichten warten.«
    Forger war ein wenig beunruhigt.
    »Wenn die Althalaner geschwächt worden sind«, fuhr Threver fort, »wird das unserer Sache nur dienen.«
    »Vielleicht. Hat es andere Angriffe wie diesen gegeben, seit ich fort war?«
    »Es gab vor einigen Jahren einen Zwischenfall auf den ilduinischen Feldern. Seither beklagen sich die Bewohner der Flachlande manchmal über Seidenrachen, aber von Hunderten war nie die Rede. Bist du dir sicher – verzeih mir meine Unverschämtheit –, dass du richtig gehört hast?«
    »Ich denke, ja.« Forger rieb sich die Augen. »Auf den Feldern von Ilduin waren es Entflochtene und Seidenrachen, die zusammen angegriffen haben, ist das richtig?«
    »Ja, Herr.«
    »Warum sind sie während meiner Abwesenheit nicht getötet worden?« Er war für eine Sekunde verärgert über die Welt. »Tut denn hier niemand irgendetwas?«
    »Es ist nie notwendig geworden, unsere Kräfte mit denen der anderen Länder zu vereinigen«, antwortete Threver. »Bis vor Kurzem sind die Entflochtenen größtenteils für sich geblieben, hinter ihrem Pass in den Roshaus…«
    »Ich weiß, wo sie stecken! Vergiss nicht, mit wem du redest.«
    »Ich entschuldige mich, Herr.«
    »Die Frage ist, ob ihre fortgesetzte Existenz ein Zeichen für den Aufruhr der Großen Magie oder deren Ursache darstellt.« Er drehte sich zu Threver um. »Ich kann Brastons Heer nicht straflos abschlachten, wenn es zwischen uns und Horden von Regrets verfluchten Ungeheuern steht! Pisse und Feuer, warum muss alles so kompliziert sein?«
    »Es gibt noch einen weiteren Spiegel, Herr.«
    »Oh ja? Und was zeigt er, einen weiteren leeren Flur?«
    Keinen weiteren Flur, sondern einen großen Salon, in dem eine Gruppe von Edelleuten auf purpurnen Sofas saß, stumm, während ein Diener ein Tablett mit Tee und Keksen abstellte.
    »Loppolos Gemächer«, erklärte Threver. »Der König, den Braston abgelöst hat.«
    »Ah, ja«, antwortete Forger. »Wie scheinheilig Braston doch ist. Nun, dies wäre ein nützlicher Ausblick, wenn Loppolo noch immer das Sagen hätte, nicht wahr?«
    »In der Tat. Und vielleicht ist er es immer noch.«
    Der Diener verließ den Raum, und ein leises Gespräch begann. Forger spitzte die Ohren.
    »… ist dein Recht, mein König«, bemerkte ein rundlicher, grauhaariger Mann soeben.
    »Ja«, stimmte eine junge Frau zu. »Ich sehe es genauso wie Tursa. Auch wenn er ein Wächter ist, darf Braston dich nicht so missachten.«
    Loppolo stand auf, trat vor den Spiegel und starrte hinein.
    »Und wie würde die Geschichte meiner gedenken«, sagte er, »wenn ich der König wäre, der den Herrn der Gerechtigkeit getötet hat?«
    »Sie wollen Braston umbringen!«, rief Forger. »Man stelle sich das vor! Ich brauche vielleicht keinen Finger krumm zu machen und bekomme trotzdem meinen Willen!«
    »Der Fadenwirker, der hier postiert war, hat von ähnlichen Zusammenkünften berichtet«, erklärte Threver. »Dies sind Loppolos engste Verbündete, die ihn drängen, die Initiative zu ergreifen.«
    »Und doch zaudert er?«, fragte Forger und schaute dem ehemaligen König in die Augen. »Komm, Loppolo, hol dir zurück, was dein ist!«
    »Und das Volk«, sagte Loppolo. »Wie könnte ich das erklären, ohne gelyncht zu werden? Sie lieben ihren legendären König, der mich geringschätziger behandelt, als ich es verdient habe!«
    »Das ist richtig!«, sagte Tursa. »Wie leicht wird vergessen, dass du ebenfalls ein Held bist, der gegen die Entflochtenen in die Schlacht gezogen ist! Sie müssen daran erinnert werden.«
    »Wir könnten einen Weg finden, es wie einen Unfall aussehen zu lassen«, sagte die Frau.
    Loppolo lachte bitter. »Braston ist kein gewöhnlicher Mann. Er fällt nicht eine Treppe hinunter und bricht sich das Genick.«
    »Aber …«
    »Genug!«, blaffte Loppolo. »Wer kennt das Ausmaß der Kräfte eines Wächters? In ebendiesem Moment könnten wir belauscht werden.«
    Seine Verbündeten brummten Unverständliches und nippten an ihrem Tee.
    »Hm«, machte Forger. »Dieser Loppolo ist ein Zauderer.«
    Er wandte sich ab. Der Spiegel kräuselte sich und zeigte

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