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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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zurückgekehrt?«
    Rostigan seufzte. Wenn sie Verbündete sein wollten, sollte er ihnen alles erzählen.
    »Ich glaube, die Große Magie will nicht, dass ihre Fäden wieder verschwinden«, erklärte er. »Jetzt, da sie weiß, dass der Tod ihrer derzeitigen Besitzer sie ihr nicht zurückgibt.«
    »Was meinst du?«
    »Als ich die Diebin getötet habe, war es so wie auf dem Turm, nachdem wir Regret erschlagen hatten. Die Fäden der Großen Magie verließen sie, aber sie zerstreuten sich nicht mit dem Rest von ihr. Stattdessen kamen sie zu mir.«
    »Sie kamen zu dir?«
    »Ja. Sie wurden Teil meiner Struktur. Ich beherberge jetzt die Kräfte der Diebin. Und sie, denke ich, schläft wahrhaft und hat ihren Fluch an mich weitergegeben.«
    Die beiden anderen waren sehr still.
    »Ich nehme an, ich werde es euch zeigen müssen«, sagte Rostigan.
    Braston spannte sich an.
    »Beruhig dich«, murmelte Rostigan, »ich werde keinen Reim auf deine Unterhosen machen. Ich werde … Wie wäre es mit diesem Tisch?« Er deutete auf den, den Braston zerschmettert hatte. »Ich schätze, es wird kein großer Verlust sein, ihn verschwinden zu lassen.«
    »Also schön.«
    Wenn er auf Kommando Verse schmieden sollte, verließ ihn alle Kreativität.
    »Was reimt sich auf Tisch?«
    »Zisch?«, schlug Braston vor.
    »Sei nicht dumm«, tadelte Yalenna ihn.
    Sie dachten alle drei angestrengt nach.
    »Fisch«, schlug Yalenna nach einer Weile vor.
    Rostigan nickte und sagte:
    Ein traurig’ Ding ist ein zerbrochener Tisch,
Taugt nicht für Glas und Teller, Fleisch und Fisch.
    Als er zum Ende kam, verblasste der Tisch, und die beiden anderen keuchten auf. Seine Worte begannen zu wispern, sehr leise.
    »Nun magst du mich voller Entsetzen ansehen, Braston«, begann Rostigan. »Wenn du mich gerade eben getötet hättest, hättest du wahrscheinlich meine und die Fäden der Diebin in dir – deine Seele wäre der Hüter der Stadt Silberstein geworden.«
    Dies ließ Braston erbleichen. »Was ist mit den anderen?«, wollte er wissen. »Wenn wir sie töten …«
    »Ich glaube, dann wird das Gleiche geschehen.«
    »Ich wünschte«, sagte Yalenna, »die Große Magie könnte verdammt noch mal entscheiden, was sie mit ihren eigenen elenden Fäden getan sehen will! Und aufhören, die Geschichte durch uns zu verändern.«
    »Vielleicht hat die Große Magie keine Kontrolle darüber«, meinte Rostigan. »Vielleicht sind es die Fäden selbst, die versuchen, auf verschiedenen Wegen nach Hause zu finden.«
    »Also, welchen Weg versuchen sie jetzt gerade? Es hat offensichtlich ihr Problem nicht gelöst, dass sie sich in uns angesammelt haben.«
    »Ich habe da einen Verdacht«, bemerkte Rostigan. »Da sie anscheinend den Schleier nicht durchdringen können, müssen sie vielleicht der Wunde selbst zurückgegeben werden.«
    »Gründet sich das auf irgendetwas?«, fragte Braston. »Denn mich macht dieser Ort nervös.«
    Rostigan zuckte die Achseln. »Ich bin für alle Erklärungen offen.«
    Es kamen keine.
    »Ob ich nun recht habe oder falschliege«, fuhr Rostigan fort, »wir können jedenfalls in diesem Wissen Jagd auf die anderen machen. Wenn wir ihnen ein Ende bereiten, nehmen wir ihre Fäden in uns auf. Wir können sie dann benutzen oder, besser noch, uns dafür entscheiden, sie nicht zu benutzen. Wir können die Fadenhirten der Großen Magie sein und einsammeln, was ihr fehlt.«
    Er gab ihnen Zeit, seine Worte zu verdauen.
    »Ich hoffe immer noch«, sagte Yalenna, »dass Salarkis und Mergan sich uns anschließen werden. Dass wir sie nicht einsammeln müssen.«
    »Genau wie ich, aber was ihr von Mergan erzählt habt, macht mich nicht sehr zuversichtlich. Ich habe dreihundert Jahre darauf verwendet, ein guter Mann zu werden. Vielleicht hat er sie darauf verwendet, das Gute in sich hinter sich zu lassen.«
    Yalenna funkelte ihn bei seinen Worten an, und Rostigan breitete die Hände aus.
    »Er war auch mein Freund, denk daran«, sagte er, »aber ich kann mir keinen Mann vorstellen, der ein solches Martyrium unversehrt übersteht.«
    »Er war nicht unversehrt«, warf Braston ein und schüttelte bekümmert den Kopf. »Und das ist noch milde ausgedrückt.«
    »Er wird zu uns kommen«, erklärte Yalenna entschieden. »Er wird sich daran erinnern, dass er geliebt wird, und er wird zu uns kommen.«
    »Was ist mit Despirrow?«, fragte Rostigan. »Habt ihr irgendwelche Nachrichten über seinen Verbleib?«
    »Nein.«
    »Ich nehme an, euch ist der jüngste Stillstand der Zeit nicht

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