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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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planen?«
    Yalenna spürte, dass ihr der Strom dieser Worte, die zweifellos die Wahrheit trafen, den Boden unter den Füßen wegspülte. Sie hatte nie versucht zu leugnen, dass sie ein Teil des Problems war, und doch wollte Braston nicht mit ihr darüber reden. Mergan war verärgert, und niemand sonst war da. Der Einzige, der die Dinge beim Namen nannte, war dieser Mann … dieser Rostigan.
    Braston hielt den Blick düster auf seine Hände gesenkt, die er auf dem Tisch verschränkt hatte. »Ich mag voreilig gehandelt haben«, murmelte er.
    »Ich bin zu Fuß hierhergekommen«, sagte Rostigan, »weil ich weiß, dass ihr beide trotz eurer Fehler versuchen werdet zu tun, was richtig ist. In der Hoffnung, dass wir irgendwie zusammen Regrets Vermächtnis ein für alle Mal beenden können. Habt ihr nicht von meinem Wirken auf den Feldern von Ilduin gehört, wo ich geholfen habe …«
    »Schon gut«, fuhr Braston ihn an. »Wir haben verstanden.«
    »Wo bist du gewesen?«, fragte Yalenna leise.
    »Was?«
    »Du bist ungefähr zur gleichen Zeit verschwunden wie Mergan. Wir dachten, ihr hättet einander getötet, doch offensichtlich war das nicht der Fall.«
    »Nein. Ich weiß nicht, was Mergan widerfahren ist. Habt ihr ihn gesehen?«
    Yalenna nickte schwach, obwohl sie nicht gerade jetzt auf das Thema zu sprechen kommen wollte. Braston dagegen kam direkt zur Sache.
    »Er ist am Leben geblieben, genau wie du, wenn auch eingesperrt in einem Gefängnis, das Regret errichtet hat.«
    Rostigan zog überrascht die Augenbrauen hoch.
    »Wir haben ihn befreit«, berichtete Braston weiter, »aber er hat die Erfahrung nicht … unbeschädigt überstanden. Wir wissen nicht, wohin er gegangen ist.«
    »Er braucht einfach ein wenig Zeit«, meinte Yalenna.
    »Ich verstehe.« Rostigans Miene wurde weicher.
    »Aber was ist mit dir?«, bedrängte sie ihn. »Wo bist du gewesen?«
    Rostigan seufzte. »Es war beunruhigend für mich, müsst ihr verstehen. Ich war ein Ungeheuer, das sich plötzlich seines alten Ichs erinnerte. Ich verspürte ein gewaltiges Bedürfnis zu leugnen, was ich getan hatte, ihm zu entfliehen, ihm den Rücken zu kehren.«
    »Forger hat dein Werk fortgeführt.«
    »Ich weiß. Wenn ich es noch einmal zu tun hätte, würde ich ihm nicht mehr alles so mundgerecht hinterlassen.« Er schnaubte freudlos. »Wenn ich es noch einmal zu tun hätte, würde ich alles anders machen. Und ich wäre ein glücklicherer Mann und lange tot.« Er klopfte auf den Tisch. »Wir sind alle Opfer von Regret. Bei der Großen Magie, Salarkis pflegte Kindern vorzusingen und Bauern zu helfen, Erdbeeren anzupflanzen. Forger wollte nur seine Familie vor dem Ruin retten. Despirrow war dein bester Freund, Braston. Wenn du damals irgendeinen von ihnen gefragt hättest, ob sie dies wollten, was hätten sie gesagt?«
    Yalenna biss sich auf die Unterlippe. »Salarkis hat ein wenig von seiner Erinnerung wiedergefunden. Ich glaube nicht, dass er … nun, er ist jetzt weder der alte Salarkis noch das Ungeheuer, sondern sitzt zwischen beiden fest. Ich weiß nicht, was er vorhat. Ich habe ihn gesegnet, wieder. Tatsächlich ist er zu mir gekommen und hat um einen Segen gebeten.«
    »Dann«, sagte Rostigan, »brauchen wir ihn hoffentlich nicht zu fürchten. Noch brauchen wir die Diebin zu fürchten.«
    »Ja!« Braston richtete sich auf, und etwas von seinem Feuer kehrte endlich zurück. »Erzähl uns davon! Mein Offizier sagte, du hättest behauptet, sie getötet zu haben; aber da ich dachte, du wärest ein Sterblicher, habe ich an der Geschichte gezweifelt.«
    »Nein, es ist wahr. Die Diebin ist nicht mehr. Durch schieres Glück war ich in der Nähe von Silberstein, als sie es nahm. Ich sah sie nach ihrem Verbrechen flüchten. Ich konnte schnell handeln, bevor sie wusste, wer ich war oder was ich wollte. Bei Nacht habe ich mich an sie angeschlichen – mehr war nicht dabei.«
    »Bist du dir absolut sicher, dass sie tot ist?«
    »Ich habe ihren Kopf gespalten und sie zu Schlacke verbrannt. Ich bin mir sicher.«
    Er dachte an den anderen Grund, warum er sich sicher war, zögerte aber, ihn mit Yalenna und Braston zu teilen. In der Zwischenzeit bemerkte er, dass Yalenna ihn anstarrte.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Nichts. Du hast mich einfach … du hast mich an das alte … an dein altes Ich erinnert. Für einen Moment. Dieser verdrießliche Blick – ich erinnere mich daran.«
    »Wenn sie tot ist«, schaltete Braston sich ein, »warum ist Silberstein dann nicht

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