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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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miteinander sprechen? Wir wissen beide, dass du dich nach Belieben zurückziehen kannst, und ich kann nichts tun, um dich daran zu hindern. Aber ich werde ewig nach dir suchen, wenn du mich nicht anhörst.«
    Sein Blick wanderte über das Blätterwerk hinter ihr. »Wo ist Braston?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Er sucht nach dir, ja, aber nicht mit mir zusammen. Wir hielten es für das Beste, uns aufzuteilen, um ein größeres Gebiet absuchen zu können.«
    »Wie unternehmungslustig von euch. Doch vielleicht solltest du mich in Ruhe lassen. Du hast dich bereits der anderen entledigt, und ich«, er schaute zu dem sich langsam drehenden Leichnam, dessen Mund wie zu einem »Oh« geformt war, »habe meine Klauen verloren.«
    »So sieht es für mich nicht aus.«
    »Warum, seinetwegen?« Er deutete auf den Toten. »Ihn zu töten war keine schlechte Tat.«
    Yalenna fragte sich, wie lange es her war, dass er den Mann getötet hatte. Mindestens Wochen, dem Stadium der Verwesung nach zu urteilen – also, was tat Salarkis noch immer hier, und warum starrte er mit leeren Augen in diesen Teich? Sie wagte zu hoffen, dass es ein gutes Zeichen war.
    »Wer war er?«, fragte sie.
    »Niemand. Ein Holzfäller. Ich kannte nicht einmal seinen Namen. Auch habe ich keine Magie benutzt, um ihn zu töten. Diese Wunden habe ich ihm mit eigenen Händen zugefügt, während ich ihm in die Augen sah.«
    »Ich verstehe. Das ist besser, nicht wahr?«
    »Ja!«, blaffte Salarkis. »Er war ein Schurke – ein kleiner, verglichen mit manchen, aber wie übel hat er seine hübsche Frau und seine kleinen Kinder behandelt. Der Tyrann seines eigenen jämmerlichen Königreichs.«
    Yalenna runzelte die Stirn. »Und wo sind sie jetzt, diese Frau und diese Familie?«
    »Fort.« Er schnippte müßig mit den Fingern. »Geflohen. Sie haben um ihn geweint, das war das Schlimmste. Aber die Furcht vor mir ist stärker als Trauer, und so sind sie fort.«
    »Also hast du sie gerettet?«
    »Stell mich nicht in solchem Licht dar. Ich hätte den Bastard schnell töten können, aber du siehst die Male. Siehst du, wie viele es sind? Er ist langsam verblutet, es war kein friedliches Ende. Also versuch es auf diesem Weg gar nicht erst.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, dich zu einem Ausbund an Güte zu erklären, Salarkis. Doch Forger hat etwas gesagt, bevor er starb – etwas darüber, das du dich im Netz deiner Vergangenheit verheddern würdest.«
    »Kein Wort darüber.«
    »Hast du angefangen, dich zu erinnern? Bitte, ich will dir nur helfen. Wir waren doch Freunde, nicht wahr?«
    Er drehte sich wieder um, um auf das schimmernde Wasser zu starren.
    »Ist es zu dir zurückgekommen?«, bedrängte sie ihn. »Dein früheres Leben? War dies ein Versuch, jemandem zu helfen? Auf deine eigene Weise, in diesem stillen Winkel der Welt, wo niemand sonst es sehen konnte? Wie lange hast du schon hier gesessen und versucht, diesem Tod einen Sinn abzugewinnen?«
    Er antwortete nicht.
    »Regret hat uns alle berührt«, fuhr sie fort, »aber vielleicht haben seine latenten Flüche trotz all des Ruins, den er herbeigeführt hat, doch endlich etwas Gutes bewirkt. Es gibt Dinge, die du bedauern solltest, Salarkis.«
    Für einen Augenblick zeigte sich ein Ausdruck auf seinem Gesicht, der ihn wie der alte Salarkis erscheinen ließ.
    »Es nutzt nichts«, entgegnete er. »Diese Augen weinen nicht, Priesterin. Dieses Herz ist kalt.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Despirrow hatte ebenso seine Augenblicke der Reue, und die Diebin ebenfalls. Sie haben die Leben gesehen, die sie geführt hätten, wäre die Verwandlung nicht gewesen. Doch die Erfahrung ist an ihnen vorbeigegangen und hat keinen Kratzer hinterlassen! Warum also muss ich diese Qual erdulden?«
    Yalenna hätte ihn am liebsten fest umarmt – aber sie wagte es nicht.
    »Vielleicht, weil du besser bist als sie«, antwortete sie. »Der Beste von uns allen, der am tiefsten fallen konnte.« Sie seufzte. »Als Mergan und ich dich gebeten haben, mit uns zu kommen und Regret zu töten, womit warst du da gerade beschäftigt?«
    Die Schuppen seiner Brauen klirrten.
    »Du hast Dorfbewohnern geholfen, deren Ernte von einer Krankheit gelb geworden war. Es hat dir zuerst widerstrebt, dich uns anzuschließen, um die Welt vor größerem Bösen zu bewahren, weil du es nicht von dem unterscheiden konntest, was diesen Bauern widerfahren war. Schmerz ist Schmerz, und ihr Schmerz war deiner.«
    »Dank der Großen Magie«, zischte

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