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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Methoden entschieden, und du bist nicht schlecht dabei gefahren, Benito.
    Diesmal wird es genauso sein. Ich hoffe, du wirst dich daran erinnern, wenn du deinen Platz im Pantheon einnimmst.‹«
    »Das hört sich für mich aber sehr nach einer Drohung an.«
    »Man könnte es so auffassen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Mussolini verurteilte scharf die verschiedenen Gesetzesver-344
    stöße seitens der Faschisten und hat dann schön weiter an seiner Einparteiendiktatur gezimmert. Zwei Jahre später ließ er die Oppositionsparteien verbieten, und 1928 traten dann nur noch Kandidaten seiner PNF zur Wahl an. Giacomo Matteottis Mörder wurde nie gefasst.«
    »Und spielt sich in Nettunia als kleiner Duce auf.«
    »Das mag wohl sein, Junge. Leider ist in dem besagten Streit der Name Matteotti niemals gefallen.«
    »Aber Mussolini sagte doch …«
    »… dass Don Massimiliano einen ›sozialistischen Wadenbei-
    ßer‹ kaltgemacht hat. Das ist kein Beweis.«
    »Aber ein Indiz, das kein Staatsanwalt ignorieren kann.«
    Donatello schüttelte lächelnd den Kopf. »Ach, Nico! Du bist noch so jung und begeisterungsfähig. Ich habe seit dem Tag, als ich das Gespräch belauschte, von keinem Gericht und keinem Staatsanwalt in diesem Land gehört, die sich für den Fall interessiert hätten.«
    »Ich habe einen kennen gelernt. Oder zumindest dessen rechte Hand.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    Nico ersparte sich die Antwort.
    Donatello zeigte mit dem Finger auf ihn. »Siehst du. In diesem Land gibt es nur noch das Recht des Stärkeren.«
    »Aber irgendwann wird die Willkür enden. Würdest du mir
    dann helfen, Manzini vor Gericht zu bringen?«
    »Um gegen ihn als Zeuge auszusagen?« Wieder zupfte sich
    der Diener am Schnurrbart, diesmal besonders gründlich, aber schließlich nickte er und antwortete: »Ich glaube ja, Nico. Ja, das sollte ich dem Baron wohl schuldig sein.«

    Das Angebot, wieder einmal eine Nacht in einem richtigen Bett zu schlafen, war unwiderstehlich. Schon allein weil er sich so matt und krank fühlte, nahm Nico gerne an. Außerdem war es spät gewesen, nachdem Donatello und er ihre Erinnerungen hinreichend aufgefrischt und den Port bis zum letzten Tropfen geleert 345
    hatten. Trotz seiner Erschöpfung konnte er nicht einschlafen. Zu aufwühlend war der Gedanke, unschätzbare Fakten und einen möglichen Helfer im Kampf gegen Manzini hinzugewonnen zu
    haben. Überdies wollten die Kopf- und Rückenschmerzen nicht nachlassen, und obwohl er unter einer dicken Daunendecke lag, schüttelte es ihn vor Kälte. Erst nachdem er das von Donatello angebotene Aspirin geschluckt hatte, sank er schließlich doch in einen traumlosen Schlummer.
    Das Erwachen am Samstagmorgen beendete auf brutale Weise
    das Gefühl der Geborgenheit. Er wurde von einem anhaltenden Klingeln aus dem Schlaf gerissen. Ungefähr so musste es sich angehört haben, als der Diener letzte Nacht bei der Lektüre seines Buches am Kamin aufgescheucht worden war. In den letzten drei Jahren hatte sich Nico das Verhalten eines Gejagten angeeignet: Er schlief nie besonders tief, beobachtete seine Umgebung immer besonders misstrauisch und hielt von Überraschungen meistens besonders wenig – zu oft hatten sie sich zu Katastrophen entwickelt.
    Beim Aufstehen ging ein schmerzhaftes Ziehen durch seinen Rücken. Auch die Kopfschmerzen waren wieder da. Unter Stöhnen fädelte er seine Füße in die Hosenbeine ein und lief, während er sich noch das Hemd überstreifte, aus dem Zimmer, durch den Flur im Kern des Palazzo und hinüber in einen anderen, auf der Ostseite gelegenen Raum, von dem aus man in die Stadt hinun-tersehen konnte. Er erreichte gerade rechtzeitig das Fenster, um Donatello in einem Hausmantel über den Hof eilen zu sehen. Es war ein trüber Herbstmorgen. Bleigraue Wolken verschleierten den Himmel.
    Als Nico den Blick zur Via Roma jenseits der Festungsmauer schweifen ließ, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Auf der einzigen asphaltierten Straße der Stadt standen mehrere Trup-pentransporter und Kübelwagen der Wehrmacht. Daraus ergossen sich, angetrieben von ihren Hauptleuten, deutsche Soldaten.
    Das Ganze sah aus wie ein zweiter Aufguss der Umstellung des Vatikans. Schnell bildete sich um das Forte Sangallo ein undurchdringlicher Ring.
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    Donatello öffnete, wie es seine Gewohnheit war, zunächst
    die Klappe in der Tür. Wer immer dahinter stand, er hatte offenbar überzeugende Argumente, denn wenig später machte sich der Sachwalter der Festung an

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