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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wenn er glaubte, sich mit solchen Kinkerlitzchen den Respekt von Menschen erschwindeln zu können. Und schon gar nicht Gottes Beistand! Der einzige Schutzengel, auf den der Hausherr sich verlassen konnte, war er, Guido der Skorpion, wie einige ihn wegen seiner bisweilen tückischen Methoden nannten.
    Er schnippte den Zigarettenstummel in den Hof hinunter und beobachtete grinsend, wie die Glut auf dem runden Gesicht des Adam verzischte.
    Von der Treppe näherten sich Schritte. Sie hallten leicht, zu laut für Donna Genovefa, dieses schweigsame Gespenst, das selbst ihn manchmal zu überraschen vermochte, aber bei weitem zu leise für Don Massimiliano, dessen Stampfen stets das ganze Gebäude erzittern ließ. Abgesehen von dem hässlichen Küchenmädchen, das ähnlich schmächtig gebaut war, konnte die Urhe-berin dieser zarten Laute nur ein Wesen sein. Valletta blickte zum Treppenabsatz und hielt die Luft an.
    »Donna Laura«, sagte er, als sich seine Vermutung bestätigte.
    Ein selten hübsches Ding, diese Tochter des Statthalters! Er hätte ihr allzu gerne seine Erfahrungen im Nahkampf gezeigt, aber als Manzinis Tochter war sie natürlich für ihn tabu. Und auf Kompli-mente reagierte sie giftig wie eine Schlange.
    »Telefon, Signor Valletta«, rief sie, bevor sie ihn ganz erreicht hatte.
    »Für mich?«
    »Meinen Sie, ich mache den weiten Weg zu Ihnen herauf,
    wenn der Anruf für Uberto wäre?«
    »Warum haben Sie nicht ihn geschickt?«
    »Sie wissen genau, dass er mit meinem Vater bei Generalmajor Raapke ist, um diesen Vorfall beim Kühlhaus heute Mittag zu klä-
    ren. Und viel mehr Personal haben uns Ihre deutschen Verbün-396
    deten auch nicht ge-… Warum erkläre ich Ihnen das eigentlich?
    Benutzen Sie bitte das Telefon unten im Salon. Ins Arbeitszimmer darf ich Sie nicht lassen. Und beeilen Sie sich. Der Mann am anderen Ende der Strippe hat ziemlich ungeduldig geklungen.«
    Valletta eilte, so schnell er konnte, ins Erdgeschoss hinab. Der schwarze Hörer lag neben dem Telefon.
    »Pronto!«
    »Korporal Valletta? Sind Sie das?«
    Der Gefragte analysierte: Mann, befehlsgewohnte Stimme,
    schätzungsweise zwischen vierzig und fünfzig, unbekannt. »Wer spricht da?«
    »Capitano Semperboni. Marco Semperboni. Es gibt da etwas, das mir Sorgen bereitet.«
    »Ich kenne keinen Truppführer mit diesem Namen.«
    »Das ist bei Inspekteuren die Regel, Korporal. Leider ist mir bei der Überprüfung Ihrer Einheit ein Problem zu Ohren gekommen.«
    »Ohne die Parole können Sie sich Ihre Probleme – entschuldigen Sie die Ausdrucksweise – in den Allerwertesten stecken.«
    »Nicht am Telefon.«
    »Was? Ach so! Rufen sie etwa nicht über Don Massimilianos geheime Leitung an?«
    »Was denken Sie denn!«
    »Dass Sie mir endlich die Parole sagen sollten, sonst lege ich auf und benachrichtige die Kommandantur.«
    »›Blut wird Geschichte machen, wir werden dir den Sieg
    geben, Duce, oder unseren letzten Atemzug.‹ Und jetzt will ich keine Widerrede mehr hören, Korporal.«
    »Jawohl, Capitano!«
    »Auf den Kontrollanruf bestehe ich sogar. Wir dürfen uns
    keine Blöße geben. Die Saboteure der Resistenza lauern überall.
    Aber jetzt zum Grund meines Anrufes. Mir wurde mitgeteilt, dass Sie unter einem merkwürdigen Husten leiden.«
    » Ich? Was soll ich sagen, Capitano? In letzter Zeit rauche ich ein bisschen viel.«
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    »Sie haben wahrscheinlich von der grassierenden Schwind-
    sucht gehört, Korporal.«
    »Äh …«
    »Etwa nicht?«
    »Doch, doch, nur …«
    »Wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Rationierung der Lebensmittel schwächt die Leute. Wenn einer mit einer offenen TBC herumläuft, dann kann er schnell ein ganzes Dorf anstecken. In unseren Kampfverbänden können wir uns dergleichen nicht leisten.«
    »Aber Capitano! Das sind nur die Zigaretten. Ich versichere Ihnen …« Jetzt musste Valletta auch noch husten. Verdammt !
    »Sehen Sie, Korporal! Sie werden jetzt machen, was ich Ihnen sage. Kennen Sie das Castello auf der Straße von Cisterna nach Valletta?«
    »Selbstverständlich, Capitano.«
    »Gut. Da fahren Sie hin.«
    »Warum das denn? Wir haben Ciro und Pietro Donati hier,
    außerdem Dottor Monti, den Gemeindearzt …«
    »Zivilisten! Denen traue ich schon aus Prinzip nicht.«
    »Dann gehe ich eben ins Militärlazarett nach Anzio.«
    »Nein. Im Castello ist eine deutsche Sanitätseinheit mit einer mobilen Röntgenstation. Melden Sie sich bei Stabsarzt Doktor Wilhelm Sägemüller. Er wird Sie

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