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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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widersprechen, Milord, würde ich dieses unverdiente Lob von mir weisen – aber da ich eine scheue Seele bin, kann ich Ihnen nur für Ihre Freundlichkeit danken.«
    »Waren Sie Lehrer der höfischen Etikette, bevor Sie Ihren gegenwärtigen Beruf ergriffen haben?«
    »Ich habe viele Dinge getrieben, bevor ich zu meinem gegenwärtigen Beruf fand, Milord.« Das zog sich jetzt länger hin als nötig. Zweifellos fragten sich die Gäste schon, warum ihr Gastgeber einem hässlichen Mann in schäbigem Mantel Audienz gewährte. »Und auch zurzeit treibe ich vielerlei Dinge. Vielleicht könnten Eure Lordschaft geruhen mir mitzuteilen, welche davon für Eure Lordschaft von Interesse sind?«
    Eine beträchtliche Pause trat ein, während der der Herzog seinen Blick auf mir ruhen ließ. Allmählich fragte ich mich, ob er berauschter war, als ich angenommen hatte. »Vielleicht sprechen wir eines Tages noch ausführlicher über die Dienste, die Sie mir erweisen könnten. Aber vorerst wird Tuckett hier Sie über die Einzelheiten in Kenntnis setzen.« Er zeigte auf einen schmallippigen Gentleman in eleganter schwarzer Jacke, der in seiner Nähe stand. »Kommen Sie bald wieder. Ein Mann von solchem Esprit und solcher Vielseitigkeit ist mir, unabhängig vom Anlass, stets willkommen.«
    Ich verbeugte mich vor ihm und anschließend vor seiner Entourage. Keiner erwiderte die Verbeugung, obwohl mir Yancey rasch zunickte, als ich mich entfernte. Der Diener des Herzogs führte mich aus dem Saal und brachte mich in einen kleinen Korridor.
    Aus der Nähe roch Tuckett nach Tinte und Beamtentum. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge, holte ein Blatt Papier aus seiner Brusttasche, entfaltete es und reichte es mir. »Hier sind die Dinge aufgeführt, die der Herr zu erhalten wünscht.«
    Ich gab mir alle Mühe, nicht überrascht dreinzublicken, als ich sah, was ich alles besorgen sollte und in welchen Mengen. »Mit Traumranke und Koboldatem kann ich sofort dienen. Die anderen Sachen liefere ich in ein oder zwei Tagen nach. Bis auf die letzte. Ich handle nicht mit Wurmkraut. Da müssen Sie sich an jemand anders wenden.«
    »Mir war nicht klar, dass Männer Ihres Gewerbes es sich leisten können, so wählerisch zu sein.«
    »Freut mich, dass ich zu Ihrer Bildung beitragen durfte.«
    Er sah mich wütend an und suchte nach einer schlagfertigen Erwiderung. Ich wartete ein paar Sekunden, um ihm eine Chance zu geben. Als sich nichts tat, fuhr ich fort: »Gehe ich recht in der Annahme, dass ich die Bezahlung von Ihnen erhalte?«
    Er reichte mir einen prallen Geldbeutel, und zwar mit einer Feierlichkeit, die angesichts der Tatsache, dass wir gerade ein Drogengeschäft abwickelten, ziemlich absurd wirkte. Der Beutel enthielt mehr als nötig. Viel mehr.
    »Der Herzog ist sehr großzügig.«
    »Der Herzog kauft Ihr Schweigen und Ihre Loyalität.«
    »Sagen Sie ihm, Ersteres gibt es umsonst, Letzteres steht nicht zum Verkauf.« Ich steckte den Beutel in meinen Ranzen und reichte Tuckett den größten Teil des mir noch verbliebenen Vorrats.
    Den er mit einer eindrucksvoll choreographierten Miene der Verachtung an sich nahm. »Gehen Sie diesen Korridor entlang, bis Sie zum Garten kommen. Dort führt ein Pfad zum Nebentor.«
    »Der Gentleman, mit dem ich mich kurz nach meinem Eintreffen unterhalten habe«, fiel ich ihm ins Wort, »wer war das?«
    »Es mag Sie überraschen, Sir …«, er betonte das letzte Wort auf eine Art, die mir klarmachte, dass ich diese Anrede seiner Ansicht nach nicht verdiente, »… aber mir stand keineswegs der Sinn danach, jede Ihrer Bewegungen zu verfolgen.«
    »Sie wissen aber, wen ich meine. Der Mann war da fehl am Platze.«
    »Nicht dass es Sie etwas anginge, aber ich vermute, Sie sprechen von Zauberer Brightfellow.«
    Ich hatte den Dicken ganz gewiss nicht für die Königin von Ostarrichi gehalten. Aber für einen Magier auch nicht. Während ich das Haus verließ und in die Nacht hinaustrat, fügte ich dieses Puzzleteil den anderen hinzu.
    Alles in allem unterschied sich der Abend nicht sonderlich von hundert anderen – eine Versammlung gelangweilter Blaublüter, die darauf erpicht waren, ihren ererbten Reichtum gegen künstliche Glücksgefühle einzutauschen, die zu erlangen ich ihnen gern behilflich war. Ein Geschäft wie jedes andere also – bis auf eine Kleinigkeit, über die ich erst richtig nachzudenken vermochte, als ich zum Torkelnden Grafen zurückging.
    Während des ganzen Gesprächs mit Beaconfield hatte der Saphir

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