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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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Fehdehandschuh einmal hingeworfen hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als im selben Stil fortzufahren. »Sie reden wie ein Mann, der heute noch keins in die Fresse bekommen hat«, erwiderte ich, als ich Yancey bemerkte, der mich zu sich winkte. »Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um das nachzuholen.«
    »Der Zeitpunkt wird sich schon finden!«, rief er mir so laut hinterher, dass die umstehenden Gäste auf uns aufmerksam wurden. »Darauf können Sie Gift nehmen!«
    Ein unerfreuliches Zwischenspiel, das, wie ich bereits ahnte, künftige Unannehmlichkeiten ankündigte. Doch während ich, vorsichtig die Gruppen flirtender Patrizier umschiffend, auf den Herzog zuging, verbannte ich den Vorfall erst einmal aus meinen Gedanken.
    Wenn die Menschheit je eine Einrichtung erfunden hat, die geistige und moralische Krüppel erfolgreicher hervorzubringen vermag als die Aristokratie, dann bin ich ihr noch nicht begegnet. Man nehme die auf ein halbes Jahrtausend Familiengeschichte zurückblickende Nachkommenschaft von durch Inzucht erzeugten Mongoloiden, Cousins und Cousinen ersten Grades und Blutern. Man lasse sie von aufgedunsenen Ammen, trunksüchtigen Beichtvätern und gescheiterten Akademikern aufziehen, weil Mommy und Daddy zu sehr damit beschäftigt sind, bei Hof herumzustolzieren, als dass sie die Erziehung ihrer Kinder selbst in die Hand nehmen könnten. Man sorge dafür, dass ihr Unterricht keinerlei praktischen Wert hat und sich auf das Erlernen der Fechtkunst und das Studium toter Sprachen beschränkt, überschreibe ihnen bei Erreichung der Volljährigkeit ein Vermögen, stelle sie außerhalb jedes Rechtssystems, das entwickelter ist als der code duello , füge noch die allgemeine menschliche Neigung zu Faulheit, Gier und Bigotterie hinzu, rühre das Ganze gründlich um, und voilà – schon hat man die Aristokratie.
    Auf den ersten Blick schien Lord Beaconfield von Kopf bis Fuß ein typisches Produkt dieses infernalischen Systems zu sein. Seine Haare waren auf eine Weise frisiert, die bei Hofe vermutlich der letzte Schrei war, und er roch stark nach Honig und Rosenwasser. Seine mit Rouge geschminkten Wangen gingen in einen Spitzbart über, der so vollendet geschnitten war, dass man geschworen hätte, er sei angemalt. Beaconfield trug ein farbenfrohes Ensemble, das derart mit Rüschen besetzt war, dass einem fast schlecht wurde.
    Aber da war etwas, das mich daran hinderte, ihn als belanglos abzutun, eine Schärfe in seinem Blick, die mich vermuten ließ, dass seine Kleidung nur Maskerade war. Vielleicht war dieser Eindruck aber auch darauf zurückzuführen, dass seine Hand auf ganz bestimmte Weise auf dem Griff seines Rapiers ruhte, das verglichen mit seiner Kleidung überraschend schlicht wirkte. Oder darauf, dass sich hinter all den Rüschen und Spitzen ein sehniger Körper verbarg, der darauf schließen ließ, dass er öfter in Schweiß als in Parfüm badete. Oder vielleicht einfach nur darauf, dass ich wusste, dass der Mann vor mir wahrscheinlich mehr Männer getötet hatte als der königliche Henker.
    Im Gegensatz zu Beaconfield bestand seine Entourage aus derart typischen Vertretern des Adels, dass sich das Hinsehen kaum lohnte. Jeder von ihnen war ähnlich gekleidet wie ihr Anführer und bis zum Stehkragen mit Narkotika vollgepumpt.
    Yancey warf mir einen beredten Blick zu, um mich an seine Warnung von vorhin zu erinnern, und sagte in der affektierten Sprechweise, die er reichen Weißen gegenüber an den Tag legte: »Das ist mein Partner, von dem ich Ihnen schon erzählt habe.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Milord«, sagte ich und legte eine Verbeugung hin, die an jedem Hof des Landes akzeptabel gewesen wäre. »Und ich kann aufrichtig sagen, dass es eine Ehre ist, zu solch einer eleganten Veranstaltung Zutritt zu haben. Gewiss könnten die Daevas auf Chinvat kein besseres Fest ausrichten.«
    »Das ist eines meiner bescheideneren Feste, das uns lediglich auf die Galaveranstaltung der nächsten Woche einstimmen soll.« Er lächelte breit und gewinnend, was trotz seiner nuttigen Bemalung seltsam natürlich wirkte.
    »Selbst die geringste Ihrer Veranstaltungen muss Männern meines Kalibers wie ein Fest der Götter vorkommen.« Ich trug dick auf, gewiss, aber ich sprach ja auch mit einem Mann mit pastosem Make-up.
    »Man hat mir erzählt, Sie seien ein höchst vielseitiger Mann, aber Ihr Charme ist dabei unerwähnt geblieben.«
    »Wäre ich so anmaßend, Ihnen zu

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