Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)
auf meiner Brust wie ein Wespenstich gebrannt. Die schmerzende Stelle reibend, dachte ich bei mir, dass ich den Herzog möglicherweise früher wiedersehen würde, als er erwartete.
14
Als ich erwachte, sah ich das fette Gesicht von Adolphus über mir schweben, dessen Pranken mich unsanft wach gerüttelt hatten. »Sie haben das Mädchen gefunden.«
Es war klar, dass er nicht lebendig gefunden meinte. Ich schob ihn zurück und setzte mich auf. »Sind die eiskalten Teufel schon da?«
»Noch nicht.«
Uns blieb nicht viel Zeit. Ich schnappte mir meinen Ranzen vom Stuhl und gab ihn Adolphus. »Sag Zeisig, er soll den zu Kid Mac bringen. Und gib ihm etwas zu tun, das ihn ein paar Stunden von der Kneipe fernhält.«
»Sonst noch was?«
»Mach keinen Ärger, wenn sie da sind. Lass sie hochkommen und bleib ruhig. Ich krieg das schon hin.«
Er schluckte schwer und ging.
Nachdem ich meine Sachen und meine Stiefel angezogen hatte, legte ich mich wieder aufs Bett. Wenigstens würde ich nicht nackt sein, wenn sie mich holen kamen; andere Vorbereitungen konnte ich nicht treffen. Adolphus war zu Recht nervös. Auch wenn ich und Crispin nicht die besten Freunde sein mochten, so wusste er doch immerhin, dass ich nicht durch die Unterstadt schlich, um Kinder umzubringen. Aber sie würden nicht Crispin losschicken, um mich zu verhaften, weil Crispin Mörder und andere Verbrecher jagte und weil allen, die etwas zu sagen hatten, das tote Mädchen völlig gleichgültig war. Was ihnen aber nicht gleichgültig sein konnte, das war der Magier, der die Kleine wahrscheinlich getötet hatte! Und das hieß Spezialabteilung, was wiederum bedeutete, dass ich es mit gänzlich anderen Leuten zu tun bekäme.
Das Reich ist wie eine große, komplexe Maschine, in der sich Millionen von Rädchen drehen, und etwas derart Kompliziertes funktioniert niemals perfekt. Wenn die Maschine versagt, wenn etwas ins Getriebe gerät oder ein Rädchen aufhört, sich zu drehen, muss jemand da sein, der den Schaden behebt. Das ist der Zweck der Spezialabteilung – dafür zu sorgen, dass alles wie geschmiert läuft und jemand, der zwischen die Räder gerät, so fein zermahlen wird, dass nichts mehr von ihm übrig bleibt.
Ich seufzte wehmütig. Früher einmal war ich der Star dieses Vereins gewesen. Wie seltsam das Leben manchmal ist!
Als sie kamen, geschah es auf die harte Tour. Ich hörte, wie die Tür unten aufgetreten und obszöne Drohungen gebrüllt wurden. Ich hoffte, dass sich Adolphus beherrschte – hinter all seinem Fett und all seiner guten Laune verbarg sich nämlich ein Mann, der außerordentlich gewalttätig werden konnte. Wenn die Dinge aus dem Ruder liefen, würden sie ihn töten müssen, um ihn zu überwältigen, und zum Schluss würde nicht nur sein Blut den Fußboden bedecken.
Aber da ich weder hörte, wie Glas zersplitterte noch wie Möbel zertrümmert wurden, nahm ich an, dass mein Freund nicht in Rage geraten war und sich an das hielt, was ich ihm eingeschärft hatte. Eilige Schritte kamen die Treppe hoch, dann flog die Tür auf, und ich erblickte einen jungen Ermittlungsbeamten, der seine Armbrust auf mich richtete und mir zuschrie, mich auf den Boden zu legen. Unmittelbar hinter ihm tauchten zwei äffisch aussehende Herren auf, die dafür sorgten, dass ich dem Befehl des Ersten Folge leistete.
Als ich schließlich mit dem Gesicht nach unten und gefesselten Händen, ein Knie im Rücken, auf dem Boden lag, drang eine halb vergessene Stimme an mein Ohr. »Ich wusste immer, dass ich dich, wenn ich nur lang genug warte, noch mal in die Hände bekomme.«
Der Druck auf meinem Rückgrat ließ nach, während ich brutal hochgezerrt wurde. Ein grob geschnittenes Gesicht starrte mir entgegen, das zu einem tonnenartigen, untersetzten Körper gehörte.
»Hallo, Crowley. Freut mich zu sehen, dass Beschränktheit niemanden daran hindert, dauerhaft für die Krone tätig zu sein.«
»Immer noch ein loses Maul, was?« Er lachte, wobei seine stumpfen Knopfaugen voller Vorfreude aufblitzten. Seine Faust schnellte vor. Ich ging in die Knie, gab mir Mühe, mich nicht zu übergeben, und wünschte, ich hätte den Mund gehalten. Crowley beugte sich lachend über mich. »Jetzt hab ich dich, mein Junge. Jetzt hab ich dich bei den Eiern.«
»Mein Gehänge hat dich schon immer fasziniert, was?«, presste ich hervor, ein ziemlich infantiler Scherz, den ich bereute, noch bevor Crowley mir seine Pranke ins Gesicht drückte.
»Du kannst was aushalten, das muss man
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