Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
wildes Tier. Du mußt ihr Benehmen verzeihen!«
    Anum runzelte die Stirn.
    »Eine Werwölfin gewiß. Aber sie hat es geschafft, sämtliche Barrieren meiner Festung zu überwinden.« Scharf fixierte er Nona. »Steh auf. Schau mich an!«
    Nona tat, wie ihr geheißen wurde. Selten hatte sie sich derart klein und schwach gefühlt. Anums Präsenz war so gewaltig, daß jeder in seiner unmittelbaren Umgebung davon erschlagen wurde. Die Jahre seiner Herrschaft über die Welt hatten ihn mehr denn je zu einem Wesen werden lassen, das unangreifbar in seiner Macht und Einzigartigkeit war.
    Wie hatte sie je daran denken können, diesem Wesen zu trotzen? Wie hatte sie so einfältig sein können, in seine Festung einzudringen?
    Kierszan kam ihr in den Sinn. Sie hätte auf seinen Instinkt hören sollen. Ihr Plan war Wahnsinn gewesen. Niemand würde gegen Anum bestehen können, auch nicht Landru.
    Nona mußte sich zwingen, in seine Augen zu blicken. Schmerz überflutete sie, als ihre Blicke sich trafen. Anum las in ihr wie in einem offenen Buch. Seine Gedanken füllten sie vollständig aus, durchfuhren sie wie ein Blitz, verdrängten jedweden Widerstand, erkannten innerhalb von Augenblicken mit übersinnlicher Schärfe all ihre Wünsche, Sehnsüchte und Pläne.
    Doch plötzlich zuckte er zusammen. Nona spürte, wie Anums forschender Geist etwas in ihr entdeckt hatte, wovor selbst er Respekt hatte. Sie fühlte seine Irritation. Sofort zog er sich aus ihr zurück.
    »Du bist nicht wie wir!« stellte er fest.
    Nona bebte vor Furcht und Erniedrigung. Was Anum ihr angetan hatte, kam nichts gleich, was sie zuvor erlebt hatte. Er hatte jeden Teil ihres Innersten brutal umgestülpt. Sie fühlte sich gedemütigter und schutzloser denn je.
    Und dennoch hatte etwas ihn zurückzucken lassen.
    »Wer bist du?« fragte er grollend. In seiner Stimme schwang das kommende Unheil mit. Er war mächtig genug, ihr von einer Sekunde zur nächsten den Tod zu bringen.
    Nona wußte, daß sie keine andere Wahl hatte, als ihm die Wahrheit zu erzählen. Oder das, was sie dafür hielt. In knappen Worten berichtete sie ihm, was geschehen war. Wie sie sich plötzlich in die-ser Zeit wiedergefunden und Kierszan kennengelernt hatte.
    Während sie sprach, fühlte Nona eine neue Stärke in sich aufsteigen. Mit jedem Satz gewann sie an Hoffnung. Anum hörte ihr zu! So mächtig er auch war, er lauschte ihren Worten!
    »Ich werde darüber nachdenken, wie ich weiter mit dir verfahre«, sagte Anum schließlich. »Da ist etwas in dir, was mich interessiert. Es entzieht sich meinem Willen, aber ich werde es schon noch ergründen.«
    Nona bebte vor Angst, und dennoch triumphierte sie innerlich. Er hatte sie nicht getötet, sondern sie hatte es im Gegenteil sogar geschafft, sein Interesse zu wecken.
    »Schafft sie in ihre Zelle!« befahl Anum. Die beiden Dienerkreaturen packten sie und führten sie hinaus.
    *
    Nona atmete auf, als die Tür zu ihrem Kerker von außen verriegelt wurde. Die Dunkelheit empfing sie, aber diesmal kam sie ihr vor wie eine schützende Decke, die sich um sie legte.
    Die Begegnung mit Anum hatte ihr zugesetzt. Seine Präsenz war unglaublich. Die Macht, über die er verfügte, war sogar körperlich spürbar. Nona wußte nicht, ob er auch draußen über diese Stärke verfügte, aber zumindest in seiner Festung schien er unbezwingbar.
    Wieder dachte sie an Landru in seinem unwürdigen Mausoleum. In seinem kläglichen Zustand war er alles andere als ein Hoffnungsträger. Aber vielleicht würde er ja wieder der alte, wenn er erst einmal von seinen Fesseln befreit war!
    Mit diesen Gedanken schlief sie erschöpft ein.
    * Sie hatte einen merkwürdigen Traum.
    Es begann damit, daß es kein Traum war. Sie glaubte sich in der Realität zu befinden. Ihre Zellentür wurde aufgerissen, und draußen standen zwei Frauen. Es waren Dienerkreaturen, aber sie wirkten aufgrund ihres Geschlechts weniger brutal als ihre männlichen Pendants.
    »Der Hohe Herr Anum erwartet dich!«
    Nona erhob sich. Ihr Körper fühlte sich seltsam leicht an. Die beiden Frauen führten sie in ein luxuriös eingerichtetes Bad und entkleideten sie. Nona ließ es geschehen. Es war, als stünde sie neben sich.
    Die beiden Frauen wuschen sie und salbten sie ein. Die betörenden Essenzen verstärkten noch das Gefühl der Unwirklichkeit.
    Schließlich legten sie Nona einen merkwürdigen Anzug an. Er bestand nur aus Ketten und kleinen, nach innen gerichteten Nadeln, die bei der geringsten unvorsichtigen

Weitere Kostenlose Bücher