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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Schatten auf ihn. Jemand war vor seinen Vater hingetreten.
    »Joseph, nun steht doch auf. Ist das Euer Sohn? Ein prächtiger Junge. Hat er Eure ›Hände‹ geerbt?«
    Joseph erhob sich und bedeutete Garth, seinem Beispiel zu folgen. Wieder verneigte er sich, aber nicht mehr so tief.
    »Garth ist mein Schüler, Sire. Ich denke, aus ihm wird eines Tages ein begnadeter Heiler.«
    Garth wagte endlich, zu dem Mann aufzuschauen, der vor ihnen stand. König Cavor war Anfang vierzig; ein kräftiger, gut gebauter Mann, der auch in Samt und Seide noch wie ein Krieger aussah. Sein Gesicht wirkte streng, aber gerecht, in den freundlichen dunkelgrauen Augen stand ein spöttisches Funkeln, der Mund unter der geraden Nase war schmal, und das schwarze Haar verfärbte sich unter der Bürde seines Amtes bereits silbrig. Garth hielt ihn für den schönsten Mann, der ihm je begegnet war.
    Cavor mußte lächeln, als ihn der Junge so unverhohlen anstarrte, und auch um Josephs Mundwinkel zuckte es belustigt.
    »Der Junge ist bisher noch nie über Narbon hinausgekommen«, bemerkte er leise.
    »Dann wollen wir dafür sorgen, daß er nur angenehme Erinnerungen an Ruen mitnimmt«, entgegnete Cavor, und sein Lächeln vertiefte sich. »Doch nun kommt!« Er wies auf eine Tür an der Seite des Thronsaals. »Ich möchte unter vier Augen mit Euch sprechen, Joseph.«

    Joseph zögerte. Sein Blick ruhte auf Garth. »Sire…«
    »Schon gut, der Junge kann mitkommen. Zwei Paar ›heilende Hände‹ sind besser als eines, Joseph. Hier entlang.«
    Sie verließen den Thronsaal. Leises Getuschel und ein Hauch von Weihrauch folgten ihnen.
    Der König führte sie in einen kleinen Raum, in dem nur einige Stühle, ein Tisch und zwei Truhen standen. Doch selbst in Narbons vornehmsten Häusern hatte Garth nie kostbarere Möbel gesehen.
    Ein Diener stand bereit, aber Cavor winkte ungeduldig ab.
    »Ihr wißt, warum ich Euch rufen ließ, Joseph?« fragte er, als der Mann die Tür hinter sich schloß.
    »Das Mal«, murmelte Joseph und reichte Garth seine Tasche.
    »Ja.« Der König lächelte jetzt nicht mehr, und die dunklen Ringe unter seinen Augen verrieten, daß er Schmerzen hatte.
    Er schlüpfte aus seinem Brokatwams. Seine Stimme wurde rauh. »Dieses verfluchte Mal! Es quält mich Tag und Nacht.
    Hätte ich geahnt…« Er hielt inne. »Hätte ich das geahnt, ich hätte auf den verdammten Thron verzichtet!«
    Der König war wie umgewandelt. Rasch öffnete Garth die Tasche und stellte die Behälter mit Heilkräutern und Salben so auf den Tisch, daß sein Vater sie gut erreichen konnte.
    Cavor streifte ihn mit einem Blick und holte tief Atem. »Ihr müßt verzeihen«, sagte er, nun wieder in freundlicherem Ton.
    »Die Schmerzen…«
    »Schmerzen können selbst einen Heiligen in einen Dämon verwandeln«, nickte Joseph nachsichtig und zog dem König das seidene Hemd von den Schultern, bis dessen Oberkörper völlig entblößt war. Cavor hatte Muskeln wie die Ringer, die an Sechsttagen auf Narbons Marktplatz ihre Kämpfe austrugen, fand Garth. Er reichte seinem Vater die kleine Schere, und Joseph schnitt den fleckigen Verband um Cavors rechten Oberarm auf.

    Was unter den Stoffschichten zum Vorschein kam, verschlug Vater und Sohn die Sprache.
    Jeder König von Escator wurde mit dem Wappen des Königshauses gezeichnet – dem Manteceros. Das leuchtendblaue Fabelwesen mit den dicken Beinen und der steifen Mähne prangte auf jeder Fahne im Palast, und Garth hatte es unzählige Male auf den Brustharnischen der königlichen Miliz gesehen, wenn ein Trupp durch Narbon zog.
    Genauso hätte es auch Cavors rechten Armmuskel schmücken sollen.
    Die Tätowierung, die man dem König ursprünglich eingeritzt hatte, war noch gut zu erkennen, aber die blauen Linien hatten ihre Schärfe verloren und waren von schwärenden Stellen umgeben. Das Fleisch des Königs verströmte einen ekelhaft süßlichen Geruch. Cavor drehte den Kopf zur Seite und biß die Zähne zusammen, bis die Kiefermuskeln hervortraten.
    Jetzt verstand er, warum man den Thronsaal mit Weihrauch einnebelte.
    Joseph warf ihm einen kurzen Blick zu, dann betastete er vorsichtig das Fleisch ober-und unterhalb der Entzündung.
    »Sire, Ihr hättet mich schon früher rufen lassen sollen.«
    »Oberon Fisk ist ein Dummkopf. Seit mehreren Monden versichert er mir, in einem, höchstens zwei Tagen werde alles restlos verheilt sein.«
    »Er hat sicherlich sein Bestes getan, Sire.«
    Cavor zuckte zusammen. Joseph hatte etwas zu

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