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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Egalion, der selbst nur ein kurzes Hemd und eine Hose trug, nickte Jack zu, der an den Schaltern stand.
    Garth betrachtete sich den Wärter etwas genauer. Jack ging neuerdings gebückt und trug überall frische Narben. Ohne ihn anzusehen, legte er einen Hebel um.
    Aus den Tiefen des Schachts ließ sich ein Grollen vernehmen, und der Aufzug kam mit furchterregendem Quietschen nach oben gerast. Garth vergaß Jack und wandte sich Maximilian zu. Gesicht und Körperhaltung des Prinzen strahlten Gelassenheit aus, doch in seinen Augen entdeckte Garth eine leise Unruhe.
    Das Quietschen wurde lauter, nun kam noch ein gespenstisches Wimmern hinzu. Hinter einer Eisenstrebe trat Fennon Furst hervor, den bisher weder Garth noch Ravenna bemerkt hatten. Er hatte sein rotes Haar so stark eingeölt, daß es ihm wie eine glänzende Kappe am Schädel klebte.
    »Willkommen zu Hause, Achthundertneunundfünfzig!«
    höhnte er.
    Maximilian konnte nicht verhindern, daß ihm ein Zucken über das Gesicht lief, und Cavor lachte siegesgewiß. »Diesmal werde ich dafür sorgen, daß Ihr mir nicht mehr entwischt, Thronräuber!«
    Cavor hatte schreien müssen, um sich über den Lärm des Aufzugs hinweg verständlich zu machen, und er hatte kaum geendet, als der Korb auch schon gegen das Eisengerüst krachte. Die riesigen Räder über ihren Köpfen kamen knirschend zum Stehen, und die dicken Ketten verdrehten sich mit schrillem Kreischen.
    Mit dem Aufzug war der abscheuliche Schwefelgestank des Glomm aus dem Schacht emporgestiegen und hing nun wie eine Wolke unter dem Turm.
    Garth erschauerte. Wie konnte Maximilian das nur ertragen?
    Furst trat vor und öffnete die Tür. Dann fuhr er erschrocken zurück.
    Im Aufzugkorb stand der Manteceros, und sein Gesicht war so finster wie die Glomm-Minen selbst.
    Ravenna tänzelte in den Käfig und streichelte dem Wesen die Nase. »Ein Schritt, ein Sprung, o Liebster mein«, lächelte sie, und das Antlitz des Manteceros hellte sich ein wenig auf.
    Er wandte sich den draußen Stehenden zu. »Es ist soweit«, sagte er. »Endlich ist es soweit.«

    »Wurde auch Zeit«, dröhnte Cavor und schob sich am Manteceros vorbei in den Aufzug. Hinter ihm zwängten sich Egalion, dann Maximilian, Garth und schließlich Furst, der lauthals verkündete, er werde den Mechanismus bedienen und beim Korb bleiben, in die enge Kabine.
    Ravenna war zwischen Cavor und dem dicken, rostigen Eisengitter eingeklemmt. Sie konnte eine Grimasse des Abscheus nur mit Mühe unterdrücken. Der Mann preßte sich noch fester an ihren Körper als nötig.
    Die Türen schlossen sich, und die Gruppe stürzte schweigend ihrem Schicksal entgegen.
    Furst ließ den Aufzug nicht bei Sohle zweihundertfünf halten, wie Garth erwartet hätte, sondern fuhr noch mehrere Sohlen weiter. Als alle – bis auf Furst – ausstiegen, erkannte der Junge auch den Grund dafür. Die erste Höhle und die Stollen, die davon abzweigten, waren viel höher und breiter als auf Sohle zweihundertfünf.
    Damit hätten die beiden Gegner mehr Raum für ihre Schwerter.
    »Seid Ihr bereit, Thronräuber?« fragte Cavor streitlustig. Jetzt hörte man erstmals eine leise Anspannung aus seiner Stimme.
    In diesem gottverlassenen Loch herrschte ein bestialischer Gestank.
    Maximilian sah ihn kurz an. »Nicht hier«, antwortete er ruhig. »Ich sagte, in den Adern, Cavor, nicht in der Vorhalle.«
    Ohne sich noch einmal umzusehen, betrat er einen der Stollen.
    Den anderen blieb nichts übrig, als ihm zu folgen. Der Manteceros bildete mit Ravenna die Nachhut.
    Garth sah erschüttert, daß in den Minen immer noch gearbeitet wurde. Konnte Furst nicht wenigstens für diesen einen Tag die Förderung ruhen lassen?
    Doch der Aufseher war wohl fest entschlossen, sein Glomm-Soll zu erfüllen. Ob Zweikampf oder nicht, die Männer arbeiteten und starben – stumm und hoffnungslos. Eine Kolonne um die andere ließ in gebückter Haltung, mit stumpfem, teilnahmslosem Blick, die seltsame Prozession an sich vorüberziehen.
    Maximilian schritt immer weiter in den Stollen hinein, ohne die Sträflinge zu beachten. Bald sah man kaum noch die Hand vor den Augen, die Fackeln flackerten heftig und spendeten wenig Licht, und die Schwärze der Stollenwände schien alles, was sich bis in diese Tiefen vorwagte, verschlingen zu wollen.
    Wenige Minuten nachdem sie an einer Gruppe von Sträflingen vorübergekommen waren, die in einer der seltenen und viel zu kurzen Pausen auf dem Boden kauerten, sagte Maximilian endlich:

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