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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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und Schultern mit einem dünnen Öl ein. Nun hielt er inne. »Nenn mich Maximilian und du, Garth«, lächelte er. »Gerade von dir erwarte ich keinen Titel.«
    »Nun ja… dann also Maximilian. Bist du sicher, daß du mit mir als Waffengefährten die beste Wahl getroffen hast? Ich meine, einer von den Wärtern vielleicht… auf jeden Fall jemand, der sich mit Waffen auskennt…«
    Maximilian fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, faßte es im Nacken und band es zusammen. »Ich brauche einen Freund im Rücken, Garth. Nicht jemanden, der mir ständig Anweisungen zuruft, wie ich das Schwert zu führen habe.«
    Garths Blick glitt zu dem Langschwert, das in seiner Scheide auf dem Tisch lag. »Maximilian«, fragte er leise, »kannst du damit umgehen?«
    Der Prinz wurde ernst und ließ die Hände sinken. »Ich hatte seit Jahren kein Schwert mehr in der Hand, Garth.
    Seit vielen Jahren nicht mehr. Und damals als Vierzehnjähriger hatte ich gerade erst angefangen, mit dem Langschwert zu üben.« Ein spöttisches Lächeln glitt über sein Gesicht. »Ich wünschte, Cavor hätte die Glommhacke gewählt.«
    Trotz seiner Bedenken mußte Garth schallend lachen. »Er weiß vermutlich nicht einmal, wie eine Glommhacke aussieht, Maximilian. Ich schätze, er hat keine Ahnung, wie die Sträflinge das Glomm aus dem Fels holen.«
    Maximilian trat an den Tisch, griff nach dem Schwertgurt und hielt ihn lange in der Hand. Dann hob er die schwere Waffe scheinbar mühelos auf und schnallte sie sich um die Hüften. »Cavor wird bald mehr über die Adern erfahren, als er jemals wissen wollte«, bemerkte er dabei.

    Garth musterte ihn mit sachlichem Blick. Maximilian war sogar in der leichten Hose und ohne Hemd jeder Zoll ein König. Er trug den Kopf hoch erhoben, das kühne Adlergesicht wirkte ruhig, fast feierlich. Im gedämpften Licht schimmerte seine Haut wie Elfenbein, auf dem rechten Oberarm kräuselte sich die blaue Manteceros-Tätowierung, und sein Haar glänzte bläulichschwarz. Maximilian mochte seit vielen Jahren kein Schwert mehr geführt haben, dennoch ging er mit der Waffe um, als wäre sie ein Teil von ihm.
    Garth reichte ihm die Hand, ohne recht zu wissen, warum er das tat. Der Prinz umfaßte sie mit beiden Händen. Ihre Blicke fanden sich.
    »Ich vertraue dir«, flüsterte Garth. Seine Finger verströmten flüssiges Feuer. »Und ich glaube an dich.« Was durch seine Hände ging, war keine heilende Kraft, sondern reines Gefühl.
    Maximilian bekam feuchte Augen.
    »Ich weiß es«, antwortete er. »Deshalb habe ich dich erwählt.
    Bei diesem Kampf jemanden hinter mir zu haben, der an mich glaubt, ist mehr, als ich erwarten konnte.«
    Sie verharrten kurz in dieser Stellung, dann ließen sie die Hände sinken und schämten sich ein wenig, ihre Gefühle so offen gezeigt zu haben.
    »Was ist?« fragte Maximilian. »Wollen wir gehen?« Garth lächelte siegesgewiß und ließ ihm mit einer Handbewegung den Vortritt. Doch innerlich fragte er sich, wie schwer es Maximilian wohl fallen mochte, unter das Hangende zurückzukehren. Dann schüttelte er seine Bedenken ab und folgte dem Prinzen. Maximilian hatte mit seiner Entscheidung mehr Mut bewiesen, als er, Garth, sich überhaupt vorstellen konnte.

    Sie trafen sich zu Mittag am Hauptschacht. Es war ein schöner, sonniger Tag, doch die Luft war so durchsetzt vom Grau der Adern, daß alles kühl und trübe wirkte. Fünfzig oder sechzig Schritte entfernt waren Wärter und Soldaten in strammer Haltung angetreten; hinter ihnen warteten zu Tausenden die einfachen Leute von Escator.
    Alle schwiegen und zeigten ernste Gesichter.
    Garth und Ravenna schritten stumm hinter Maximilian her –
    Vorstus und Joseph warteten neben der ersten Reihe von Soldaten. Sie sahen sich unruhig an – wo blieb der Manteceros?
    Cavor stand bereits am Schacht. Ihn kümmerte der Manteceros wenig. Er hatte das Fabelwesen und die merkwürdige Prüfung, auf der es so hartnäckig bestand, schon fast vergessen. Cavor hatte nur eines im Sinn: Er wollte Maximilian endlich sein Schwert in die Brust stoßen. Danach, das wußte er, würde ihn das Mal nie wieder quälen.
    Er lächelte kalt, als Maximilian, der junge Baxtor und dieses schöne, aber etwas eigenartige junge Mädchen unter den Förderturm an den Schacht traten – was fiel dem Narren nur ein, nur mit einer Hose zu erscheinen? Beinahe hätte Cavor laut gelacht. Die Sache würde noch einfacher werden, als er gedacht hatte.
    »Ruft den Aufzug!« befahl er knapp, und

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