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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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uns beeilen. Ravenna, ist der Weg frei?«
    Sie holte tief Atem und nickte, dann drehte sie sich um und entfernte sich vom Förderturm. Die anderen folgten ihr so rasch und leise, wie sie nur konnten. Die Frist lief ab, und sie wußten nicht, wieviel Zeit sie schon vergeudet hatten. Wann würde es ringsum wieder lebendig werden? Dunst und Wolken hatten sich inzwischen verzogen, auch wenn die Wirkung des magischen Nebels sicher noch eine Weile vorhalten würde.
    Die Sonne schien hell vom klaren Himmel. Wenn die Minen aus ihrem Zauberschlaf erwachten, solange sie alle noch im Freien waren, würde man sie binnen weniger Minuten fassen.
    Ravenna nahm einen Weg, der längst stillgelegt war. Die Mönche des Persimius-Ordens bewachten die Adern seit fast zwei Jahren und hatten außerhalb der Bergwerksanlage mehrere Verstecke eingerichtet. Zu einem davon, dem geheimsten von allen, führte Ravenna die Flüchtlinge.
    Immer wieder schaute sie ängstlich über die Schulter. War da ein leises Geräusch in der Ferne zu hören? Waren das Stimmen? Ratterte der Aufzug durch den Schacht? Folgten ihnen Schritte? Sie sah Vorstus fragend an.

    »Nur Mut, Mädchen!« stieß der Mönch hervor, und sie wandte den Blick wieder nach vorn.
    Als sie ein Hügelchen erreichten, atmete Ravenna erleichtert auf. Sie hatten das Bergwerksgelände verlassen, doch auch hier war der Boden mit einer dünnen Schicht Glommstaub bedeckt, und Ravenna und alle, die ihr folgten, traten vorsichtig auf, um keine Spuren zu hinterlassen. Morton ging den anderen her und verwischte mit einem leeren Sack auch die leiseste Andeutung eines Fußabdrucks.
    »Hier ist es«, murmelte Ravenna und kauerte neben einem großen Felsen nieder, der aus dem Hang hervorragte. Ohne Zögern klopfte sie erst einmal, dann viermal an den Stein, dann hielt sie kurz inne und klopfte noch zweimal.
    Der Felsen rollte beiseite, und aus der Öffnung dahinter spähte ein besorgtes Gesicht heraus.
    »Den Göttern sei Dank, da seid Ihr ja!« rief der Mönch, der schon auf sie gewartet hatte. Und alle flüchteten sich wieder in den Schoß der Erde. Der Felsen schob sich lautlos vor die Öffnung und verbarg ihre Geheimnisse.
    Es war höchste Zeit gewesen. Als sich der Felsen schloß, begannen überall in den Adern die Lider der Schlafenden zu zucken. Jack regte sich murmelnd und erwachte. Garth und Joseph standen schweigend vor ihm und warteten.
    »Was gibt es?« brummte Jack und kam langsam auf die Beine. Auch die beiden anderen Wärter und der Posten rappelten sich gähnend auf.
    »Ihr wolltet uns auf Sohle zweihundertfünf führen«, sagte Joseph freundlich. In den zwei Stunden, seit die drei Mönche mit Maximilian in den Aufzug gestiegen waren, hatte er Garth einem strengen Verhör unterzogen, und dabei war die ganze erstaunliche Geschichte ans Licht gekommen. Joseph war stolz auf seinen Sohn, auch wenn er Garth nicht ganz verzeihen konnte, daß der ihn nicht früher ins Vertrauen gezogen hatte.
    Aber er hatte Zweifel, ob jemand von den Beteiligten die Früchte dieses Abenteuers würde ernten können. Wer immer Maximilian hier unten eingekerkert hatte, wäre nicht erfreut, wenn er erfuhr, daß der Prinz entkommen war.
    »Sohle zweihundertfünf?« Jack runzelte die Stirn, dann hellte sich seine Miene auf. »Ach ja, natürlich. Die Pilzseuche. Dann kommt mit!«
    Und er betrat ohne ein weiteres Wort den Stollen.
    Joseph und Garth eilten ihm nach, ohne sich anmerken zu lassen, daß sie diesen Weg heute schon zum zweiten Mal gingen. Die beiden anderen Wärter rieben sich den Schlaf aus den Augen und folgten ihnen verwirrt.
    Keiner dachte mehr daran, daß drei Fremde mit ihnen im Aufzug gefahren waren.
    Auf halbem Weg zu Sohle zweihundertfünf kam ihnen einer der Bewacher der Sträflingskolonne in heller Aufregung entgegengelaufen.
    »Ein Sträfling ist ausgebrochen!« keuchte er, und Jack drehte sich um und rief mit lauter Stimme durch den Stollen.
    »Schlagt Alarm!«
    In seiner Schreibstube schreckte Furst mitten im Schnarchen schuldbewußt hoch und sah sich wie gehetzt nach allen Seiten um.
    Maximilian wurde ruhiger, sobald sie wieder unter der Erde waren. Doch als der Mönch sie in eine hellerleuchtete Grotte führte, kniff er die Augen zu und drehte den Kopf zur Seite.
    Man hatte den Hügel innen ausgehöhlt und mit den dabei anfallenden Steinen die Wände verkleidet. So war ein großer, luftiger Raum entstanden. Schmale Belüftungsschächte führten ins Freie – die Öffnungen waren hinter

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