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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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um. »Kettet ihn los!« befahl er. Doch Jack und die vier anderen ließen nur müde die Köpfe hängen.
    Garth sah seinen Vater an. Joseph hatte die Lippen fest zusammengepreßt, sein Blick verriet Entschlossenheit. »Die Hacke!« fuhr er seinen Sohn an. Der wußte nicht gleich, wie er das Werkzeug handhaben sollte, doch dann schob er die eiserne Spitze in ein Glied der Kette, mit der Maximilians linker Knöchel an den Fuß seines Nebenmannes gefesselt war.
    Maximilian fuhr noch einmal in die Höhe, die anderen Sträflinge waren ebenso wie die Wärter in tiefen Schlaf gefallen. »Nein«, murmelte er, als Joseph den Hammer hob.
    Sein Herz raste. »Nein.«
    Joseph schlug mit aller Kraft auf die Hacke ein. »Es muß sein, Maximilian. Wir müssen Euch hier herausholen!« Er hob den Hammer ein zweites Mal.
    Wieder zuckte Maximilian, und Garth fürchtete schon, er wolle seinen Knöchel wegziehen. Er sah ihn flehentlich an.
    Doch der Prinz, obwohl sichtlich bestürzt, hielt den Fuß still.
    Joseph schlug noch fester zu und trieb die Spitze der Hacke weiter durch das Kettenglied. Noch einmal, und die Kette wäre gesprengt.
    Garth blinzelte. Zunächst glaubte er, sein Blick hätte sich getrübt, doch dann sah er, daß die kleine Höhle, in der sie kauerten, von dichtem Meeresnebel erfüllt war.
    Ravenna.
    Er warf einen kurzen Blick zum Hangenden empor und lächelte. Ohne sie gäbe es für Maximilian keine Hoffnung.
    Und für alle anderen ebensowenig.
    Joseph führte den letzten Schlag, und die Kette fiel ab.

    Maximilian wimmerte und schaute mit weit aufgerissenen Augen angstvoll zwischen Joseph und Garth hin und her.
    »Bitte, laßt mich nicht allein zurück. Nicht hier in dieser Dunkelheit.«
    »Wir bringen Euch nach oben, Maximilian.« Vorstus war wieder aufgetaucht. »Ist er frei? Gut. Maximilian, kommt, stützt Euch auf mich.«
    »Nach oben?« murmelte Maximilian und ließ sich von Vorstus auf die Beine helfen. »Wohin nach oben?«
    Garth lachte übermütig vor Erleichterung. »Über das Hangende, Maximilian.«
    »Nein.« Maximilian schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war wieder müde und traurig geworden. »Nein, über dem Hangenden gibt es nichts. Nein. Laßt mich nicht allein im Dunkeln… ich bitte Euch!«
    »Wir müssen uns beeilen, Junge.« Vorstus ächzte, als sich der Prinz mit dem ganzen Gewicht auf seine Schulter lehnte.
    »Habt Ihr den Plan noch im Kopf?«
    Garth nickte. »O ja. Wir folgen Euch mit Jack und den beiden Wärtern, die mit uns herunterfuhren, bis zu der Höhle vor dem Schacht. Dort bringt Ihr – zusammen mit Morton und Gustus –
    Maximilian an die Oberfläche und in ein vorbereitetes Versteck. Mein Vater und ich bleiben hier unten.«
    Joseph kniff die Augen zusammen. Wenn er erst mit Garth allein war, hatte ihm der Junge einiges zu erklären.
    »Die Wirkung des Traumnebels läßt in zwei bis drei Stunden nach«, fuhr Garth fort. »Jack wird aufwachen – und mit ihm alle anderen, die davon betäubt wurden. Er wird glauben, wir wären eben erst heruntergefahren, und er wird uns auf Sohle zweihundertfünf bringen, damit wir die Gefangenen auf die Pilzseuche hin untersuchen können… Auf halbem Weg dorthin werden uns sicherlich einige von den Wärtern entgegenlaufen, die dieser Kolonne zugeteilt sind… um zu melden, daß einer von den Sträflingen geflohen ist.«
    »Gut. Wir treffen uns sobald wie möglich – aber seht Euch vor! Ich möchte nicht, daß auf Euch oder Euren Vater ein Verdacht fällt. An die Wärter, die heute da waren und morgen verschwunden sind, wird sich niemand erinnern.«
    »Wie lange habt ihr das alles geplant?« fragte Joseph, als sie durch den Stollen zurückgingen. Hinter ihnen schoben Gustus und Morton den Wärter Jack und seine beiden Kameraden vor sich her. Die Männer schliefen praktisch mit offenen Augen.
    Vor ihnen ging Vorstus mit Maximilian, der sich schwer auf ihn stützte. Der Prinz vermißte die acht Männer, die an sein linkes Bein gefesselt gewesen waren, er war verstört und wie benommen.
    »Lange genug«, antwortete Garth. »Hör zu, Vater, es tut mir leid, daß ich dir nicht früher davon erzählt habe… aber wenn Vorstus mit Maximilian hinauffährt und wir hier warten, bis die Wärter aufwachen, sollst du alles erfahren. Das verspreche ich dir.«
    Joseph schüttelte den Kopf. Eigentlich war er seinem Sohn böse, aber wie Garth war er überglücklich, daß sie Maximilian gefunden hatten, und hätte am liebsten laut gejubelt. Außerdem war der

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